Longborough Festival Opera

Die Walküre

Wagner
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Siegmund und Sieglinde finden während eines Unwetters zueinander hingezogen. Sie wissen nicht, dass ihr Vater der Götterhäuptling Wotan ist, der hofft, durch Siegmund einen Ring der ultimativen Macht zu erlangen.

Nach der von der Kritik hochgelobten Aufführung von Das Rheingold setzt Longborough Festival Opera Wagners epische Erzählung Der Ring des Nibelungen mit Die Walküre fort. Dirigiert von Longboroughs Musikdirektor Anthony Negus, "der den Ring wahrscheinlich besser kennt als jeder andere lebende britische Dirigent" (The Times) und halbszenisch inszeniert von Amy Lane, zeigt die überwiegend britische Besetzung mehrere Generationen großer Wagner-Sänger in Bestform.

Besetzung

Siegmund
Peter Wedd
Sieglinde
Sarah Marie Kramer
Wotan
Paul Carey Jones
Fricka
Madeleine Shaw
Brünnhilde
Lee Bisset
Hunding
Brindley Sherratt
Gerhilde
Meeta Raval
Ortlinde
Cara McHardy
Waltraute
Flora McIntosh
Schwertleite
Rhonda Browne
Helmwige
Katie Lowe
Siegrune
Carolyn Dobbin
Grimgerde
Katie Stevenson
Rossweisse
Emma Lewis
Orchester
Longborough Festival Orchestra
...
Musik
Richard Wagner
Dirigent
Anthony Negus
Inszenierung
Amy Lane
Licht
Charlie Morgan Jones
Assistenz Musikalische Leitung
Peter Selwyn
Répétiteur
Kelvin Lim
Sprachlehrer
Dominik Dengler
English subtitles
Sophie Rashbrook
Besetzungsleiter
Malcolm Rivers in partnership with The Mastersingers
Künstlerischer Beratung
Isabel Murphy
Reduced orchestration
Francis Griffin
...

Video

Ausschnitt

Winterstürme wichen dem Wonnemond

Wagners berühmte Arie „Winterstürme wichen dem Wonnemond“ aus der Oper Die Walküre schildert die Begegnung zwischen Bruder Frühling und Schwester Liebe. In der halbszenischen Inszenierung der Longborough Festival Opera unter der Leitung von Anthony Negus singt Siegmund (Peter Wedd) von dem Glück des sich vereinenden jungen Paares. Die Arie ist ein einzigartiges Phänomen in Wagners Spätwerk und brach gleich zwei Tabus: den Inzest der Geschwisterliebe und den Ehebruch Sieglindes.

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Ausschnitt

Ich weiss ein wildes Geschlecht

1. Akt Hundings Hütte. Während Sieglinde (Sarah Marie Kramer) das Essen zubereitet, befragt Hunding (Brindley Sherratt) einen Besucher, den er gerade als Siegmund (Peter Wedd), einen Erzfeind, entlarvt hat. Hunding wird die Gesetze der Gastfreundschaft respektieren, aber am Morgen muss sein Gast, der sein Feind ist, bereit sein, sich bei der Aufarbeitung ihrer Blutsfeindschaft zu verteidigen.

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Handlung

I. Akt

Bei einem heftigen Unwetter sucht ein Fremder Zuflucht im Haus von Sieglinde und Hunding. Als Hunding zurückkehrt, stellt sich heraus, dass der unbewaffnete Fremde auf der Flucht vor Hundings Verwandten ist. Das Gesetz verlangt, dass der Unbekannte für die Nacht beherbergt wird, doch Hunding warnt, dass am nächsten Morgen Rache folgen wird. Sieglinde gibt Hunding einen Schlaftrunk und erzählt dem Fremden von dem Schwert, das im Baum feststeckt. Während sie ihre Geschichten austauschen, entwickeln sich die Gefühle der beiden füreinander schnell zu einer leidenschaftlichen Liebeserklärung. Sieglinde, die aus ihren frühesten Erinnerungen schöpft, erkennt auch, dass er kein Fremder ist. Er ist ihr Zwillingsbruder, und sie gibt ihm den Namen Siegmund. In der Kraft dieser neuen Identität zieht Siegmund das Schwert aus dem Baum, und Bruder und Schwester entkommen als frisch Verlobte.

II. Akt

Wotan sieht in Siegmund die Möglichkeit, den Ring wiederzuerlangen, der während der Ereignisse im Rheingold verloren gegangen war und sich nun in den Klauen des Riesen Fafner befindet. Wotan bittet seine Lieblingstochter, die Walküre Brünnhilde, Siegmund in seinem bevorstehenden Kampf mit Hunding zu beschützen. Fricka, Wotans Gemahlin und Göttin der Ehe, ist empört über Wotans Untreue und das inzestuöse Verhalten der Zwillinge. Auf Frickas Forderung hin muss Wotan Brünnhilde befehlen, Siegmund im Kampf mit Hunding fallen zu lassen. Wotan teilt Brünnhilde seine Geschichte und seine dunkelsten Momente mit und gibt dann Frickas Befehl an die Walküre weiter: Siegmund muss in der Schlacht sterben. Als Sieglinde und Siegmund vor Hunding fliehen, erscheint Brünnhilde und bietet schließlich ihren Schutz an. Siegmund und Hunding kämpfen, und Wotan zerschmettert das Schwert seines Sohnes, was Siegmunds tötet. Brünnhilde trägt Sieglinde und das zerbrochene Schwert fort, und Wotan schwört Rache für ihren Ungehorsam.

III. Akt

Die Walküren versammeln sich auf dem felsigen Berg, bevor sie die toten Helden zu Wotan und Walhalla hinaufbringen. Brünnhilde bringt Sieglinde zu ihnen und bittet um ihre Unterstützung angesichts Wotans Zorn. Sie verrät ihnen, dass Sieglinde ein Kind trägt, das Siegfried heißen wird, aber sie weigern sich, aus Angst vor Wotan, ihr zu helfen. Brünnhilde gibt Sieglinde die Bruchstücke des Schwertes Nothung, das Siegfried eines Tages wieder schmieden wird. Dann überlässt sie Sieglinde im Wald sich selbst und harrt Wotans Urteil. Wotan kommt in einem gewaltigen Sturm und entzieht Brünnhilde zur Strafe für ihren Ungehorsam ihre Kräfte und damit ihre Unsterblichkeit. Er versetzt sie in einen tiefen Schlaf, damit ein Sterblicher sie wecken und zur Frau nehmen kann. Auf Brünnhildes Drängen hin umgibt Wotan den Felsen, auf dem sie schläft, mit Feuer: Nur ein furchtloser Held, der ihrer würdig ist, wird den Flammen trotzen können.

Einblicke

Das Märchen der zwei Helden

Sophie Rashbrook interviewt den Musikdirektor von Longborough und Die Walküre-Dirigenten Anthony Negus.

Die Walküre. Wenn man einen Moment über den Titel nachdenkt, den Wagner dem zweiten Teil seines Ring-Zyklus gegeben hat, könnte man annehmen, dass sich die Oper ausschließlich um die gleichnamige Heldin dreht. Wie der Musikdirektor von Longborough, Anthony Negus, erklärt, geht es in der Oper jedoch um weit mehr als nur um die Geschichte von Wotans Walkürentochter: „Es sind wirklich zwei Geschichten in einer. Wenn man nur die ersten beiden Akte nehmen würde, könnte man sie Leben und Tod Siegmunds nennen. Erst im zweiten und dritten Akt überschneidet sich ihre Geschichte mit jener der Zwillinge Siegmund und Sieglinde, und Brünnhilde wird zur Heldin.“

Es ist die Überschneidung der Schicksale dieser beiden Figuren, die den entscheidenden Wendepunkt des Dramas darstellt: Bewegt durch die Liebe der Zwillinge zueinander, widersetzt sich Brünnhilde den Befehlen ihres Vaters, was weitreichende Folgen für den gesamten Zyklus hat. Für Anthony hat es einen praktischen Aspekt, Die Walküre als Geschichte zweier (statt einem einzelnen) Protagonisten zu verstehen: „Als Interpret hilft es mir, an die Entwicklung dieser beiden Figuren, Siegmund und Brünnhilde, zu denken. Das gibt der Oper eine Einheit, und insbesondere dem riesigen, und manche würden sagen, leicht ausufernden, zweiten Akt.“

Es ist nun acht Jahre her, dass Anthony das letzte Mal den gesamten Ring-Zyklus in Longborough dirigiert hat, und er ist fasziniert davon, wie sich sein Ansatz in der Zwischenzeit entwickelt hat. „Ich glaube, ich habe eine größere Präzision gefunden, und ich habe mich auch von den Furtwängler-Aufnahmen inspirieren lassen. Er hat ein außergewöhnliches Gespür für das Tempo, und er vermittelt ein Gefühl für die ständige Entwicklung der Musik, während sie sich entfaltet.“ Wenn man einmal von den vier Stunden der Walküre absieht, frage ich Anthony, ob das Tempo bei den Vorbereitungen für die Longborough-Spielzeit 2024 eine Herausforderung darstellt? „Viele Longborough-Zuschauer werden wissen, dass Anthony zu diesem Zeitpunkt die Tetralogie in ihrer Gesamtheit dirigieren wird, aber er ist nicht beunruhigt: Es handelt sich eigentlich um eine Trilogie mit einem Vorspiel. Das Präludium - oder Vorabend, wie Wagner es nennt - ist Das Rheingold, was für ein Präludium! Ich bin nur ziemlich traurig, dass wir noch drei Jahre warten müssen, bevor wir alle vier Opern zusammen hören können!“

Zu Wagners Lebzeiten musste das Publikum wesentlich länger warten, um den gesamten Zyklus in der richtigen Reihenfolge zu hören. Wagner komponierte die Texte für die einzelnen Opern in umgekehrter Reihenfolge und vertonte sie dann chronologisch zwischen 1853 (Das Rheingold) und 1874 (Götterdämmerung); eine Zeitspanne, die eine Pause von 12 Jahren einschloss, in der er Tristan und Isolde und Die Meistersinger komponierte. Erst 1876 wurden die vier Opern als kompletter Zyklus bei den Bayreuther Festspielen uraufgeführt; Wagners eigenes, ikonisches, eigens erbautes Theater, von dem Longborough inspiriert wurde.

Anthonys Wissen über Wagners Opern gibt ihm eine einzigartige Perspektive auf die zentrale Rolle von Die Walküre im Kontext der gesamten Saga: „Sie setzt die Ereignisse des restlichen Zyklus in Gang. Siegmund soll Wotans freier und unabhängiger Held sein; aber wie Fricka betont, hat Wotan selbst diesen Plan verhängnisvollerweise sabotiert, indem er das Schwert in den Baum steckte und ihm so half, es zu finden. Wir sehen auch die Entwicklung Wotans von einer recht groben Figur im Rheingold zu einer Person, die mit tragischer Tiefe ausgestattet ist. Und wir sehen Brünnhildes Mut, als ihr Vater, Wotan, sie zu bestrafen droht, indem er sie in einen verzauberten Schlaf versetzt. Sie hat die Inspiration für den Ring der Furcht, aus dem sie nur von „dem Furchtlosen“ gerettet werden kann - und die Musik verrät uns, wer das ist!“ Bevor wir jedoch zu Siegfried kommen, müssen wir noch ein Jahr warten.

In der Zwischenzeit ist Anthony von den besonderen musikalischen Qualitäten begeistert. „Obwohl die Oper auf Das Rheingold verweist, übernimmt die Musik mit jeder weiteren Oper mehr und mehr die Oberhand, und in Die Walküre gibt es lange Passagen mit durchgehender Musik ohne Gesang“. Er führt ein entscheidendes Beispiel dafür im ersten Akt an, in dem Sieglinde versucht, Siegmund allein durch die Kraft ihres Blicks auf das Schwert im Baum aufmerksam zu machen: Weil ihr Mann Hunding dabei ist, kann sie nicht direkt zu Siegmund sprechen, und so spielt das Orchester, was sie nicht in Worten ausdrücken kann. Auch in der Darstellung der wachsenden Sympathie zwischen den Geschwistern lotet Die Walküre neue Ausdruckstiefen aus: „Der erste Akt der Walküre ist vielen der liebste. Er zeigt das Aufblühen ihrer Liebe, und man empfindet tiefes Mitgefühl für ihr Schicksal.“

Nicht zuletzt enthält die Oper laut Anthony nichts Geringeres als „die herrlichste Melodie des ganzen Rings“: den Moment, in dem Sieglinde von Brünnhilde erfährt, dass sie Siegmunds Kind trägt, und sie die Worte singt: „O hehrstes Wunder! Herrlichste Maid!“ Diese Melodie wird manchmal als „Die Anbetung der Brünnhilde“ bezeichnet. Sie kommt erst in der Götterdämmerung wieder, wenn sie ein Symbol der Erlösung ist und Walhalla, der Palast der Götter, zerstört wurde. „Aber niemand singt das Thema mit einem so wunderbaren Text wie Sieglinde in diesem Moment“.

Die Vorstellung, dass eine einzige musikalische Phrase die Apotheose des gesamten Ring-Zyklus verkörpern und vorwegnehmen kann, ist schwindelerregend. Ich frage Anthony, was ihm in den Sekunden vor dem Beginn der Oper durch den Kopf geht, wenn er eine so umfangreiche Geschichte zu bewältigen und so viel Musik zu spielen hat? „Das ist eine sehr gute Frage. Die Musik muss in diesem Moment lebendig werden, mit dem Herzen. Ich denke, mein erster Gedanke ist: Wenn ich den Anfang richtig hinbekomme, wird sich alles fügen. Es ist ein Vertrauensvorschuss.“ Ein Vertrauensvorschuss, den wir alle gemeinsam mit den Held:innen von Die Walküre  genießen werden.

Das Interview führte die Schriftstellerin, Librettistin und Operndramaturgin Sophie Rashbrook.