Katia Kabanova
Katia Kabanova
Teatro di San Carlo

Káťa Kabanová

Janáček
Diese Vorstellung ist nicht mehr als Video auf unserer Plattform verfügbar. Sie können aber weiterhin das zusätzliche Material der Produktion nutzen.

Aufgrund von technischen Problemen wird es für die Aufführung heute Abend keine Aufnahme in der üblichen Mehrkamera-Produktion geben. Wir hoffen dennoch, dass sie den Live-Stream in Totale aus Neapel um 18.00 Uhr genießen werden.

Eine einsame Ehefrau lässt sich auf eine außereheliche LIebesaffäre ein, während ihr Mann auf Geschäftsreise ist. Voller Schuldgefühle zahlt sie bald den Preis für ihre Freiheit.

Religiöse Moralvorstellungen und Familienbande, Alkoholismus und Selbstmord sind nur einige der Elemente, die diese gleichwohl starke wie auch besondere Geschichte auszeichnen. Die tschechische Sopranistin Pavla Vykopalová singt die Titelrolle in dieser Produktion von Willy Decker, der Janáčeks Oper in eine klaustrophobische Welt aus Schwärze und Nadelstreifen transportiert.

Besetzung

Káťa Kabanová
Pavla Vykopalová
Tichon Ivanyč Kabanov
Ludovit Ludha
Marfa Kabanová
Gabriela Beňačková
Boris Grigorjevič
Misha Didyk
Savël Dikoj
Sergej Kovnir
Varvara
Lena Belkina
Kudrjás
Paolo Antognetti
Chor
Chorus of Teatro di San Carlo
Orchester
Orchestra of Teatro di San Carlo
...
Musik
Leoš Janáček
Dirigent
Juraj Valčuha
Inszenierung
Willy Decker
Bühne
Wolfgang Gussmann
Licht
Hans Toelstede
Kostüme
Wolfgang Gussmann
Text
Leoš Janaček after The Storm by Alexander Ostrovsky
Chorleitung
Gea Garatti
Revival Director
Rebekka Stanzel
...

Video

Trailer

TRAILER | KÁŤA KABANOVÁ Janáček - Teatro di San Carlo

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Hinter den Kulissen

Juraj Valčuha (Dirigent)

Niemand sollte sich vor Leoš Janáčeks Musik fürchten, meint Juraj Valčuha, der Káťa Kabanová am Teatro di San Carlo in Neapel dirigiert. In diesem Interview erklärt er die Liebe zur Natur des tschechischen Komponisten und seine Rolle in der heutigen Opernwelt.

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Hinter den Kulissen

Rebekka Stanzel (Regisseurin)

Rebekka Stanzel ist die Regisseurin dieser Wiederaufnahme von Káťa Kabanová am Teatro di San Carlo in Neapel. Die Produktion wurde ursprünglich von Willy Decker 2002 an der Staatsoper Hamburg eingerichtet. In diesem Interview erklärt Frau Stanzel, dass die ganze Oper Káťas einfache Frage zu beantworten sucht: „Warum können die Menschen nicht fliegen?“

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Handlung

Akt I

In der Kleinstadt Kalinov an den Ufern der Wolga genießt der Chemieprofessor Kudrjash einen sonnigen Nachmittag im Freien. Er möchte Glasha, der Dienerin Kabanovs, seine Gefühle mitteilen, wobei sie vom Kaufmann Savel Dikoi gestört werden. Kudrjash fragt Boris, den Neffen von Dikoi, wie er die aggressive Art seines Onkels ertragen kann. Boris antwortet, dass er ihm nur gehorcht, weil er und seine Schwester sonst, wie testamentarisch von seiner Mutter festgelegt, enterbt würden. Glasha tratscht mit einem anderen Diener über die Kabanovs. Kudriash zufolge ist die Dame des Hauses der Kabanovs sehr großzügig gegenüber Bettlern, behandelt die Diener aber schlecht. Boris nimmt sich ein Herz und gesteht, dass er in eine verheiratete Frau verliebt ist, die sich ihnen in diesem Moment nähert. Kudriash sagt ihm, er solle vorsichtig sein, da es der betreffenden Frau schaden könnte.

Die Dorfbewohner kehren aus der Kirche zurück, darunter die Familie Kabanov: Kabanikha, die reiche Kaufmannswitwe, ihr Sohn Tichon, seine Frau Katya und ihr junges Pflegekind Varvara. Kabanikha wirft Tichon vor, weniger liebevoll zu sein, als er es einst war. Als Katya sanft darauf hinweist, dass sie ihre Schwiegermutter liebt, fährt Kabanikha sie an, weil sie sich in Dinge einmischt, die sie nichts angehen. Katya geht ins Haus und Varvara schimpft Tichon, weil er seine Frau nicht verteidigt hat.

Katya und Varvara nähen bei sich im Haus. Katya würde gern aus ihrem monotonen Leben ausbrechen - seit ihrer Heirat hat sich alles zum Schlechten verändert. Sie gesteht, dass sie von seltsamen Gedanken und Wünschen verfolgt wird, die sie nachts nicht schlafen lassen. Tichon bereitet sich darauf vor, nach Kasan zu gehen, und Katya behandelt ihn mit übertriebener Höflichkeit. Sie bittet ihn, nicht zu gehen oder sie zumindest mitzunehmen. Katya ist besorgt, dass etwas Schreckliches passieren wird und bittet Tichon, sie schwören zu lassen, dass sie keinen Fremden ansehen oder mit ihm sprechen wird, während er weg ist. Er weigert sich schlicht, aber dann befiehlt ihm auch Kabanikha, seiner Frau zu verbieten, andere junge Männer zu sehen, und warnt Katya, weil sie ihre Arme um Glasha geworfen hat, als wäre er ihr Liebhaber.

Akt II

Alle drei Frauen im Hause der Kabanovs sind am Nähen. Kabanikha schilt ihre Schwiegertochter ob der Gleichgültigkeit gegenüber Tichon bei seiner Abfahrt. Als die alte Frau gegangen ist, erzählt Varvara Katya ihren Plan - sie hat den Schlüssel zum Gartentor in die Finger bekommen und ihn durch einen anderen ersetzt, so dass Kabanikha es nicht bemerkt. Sie hat zwei Betten im Garten vorbereitet, in der sie und Boris in dieser Nacht schlafen sollen. Wenn Varvara Boris sieht, wird sie ihm sagen, dass er zum Tor kommen soll. Katya ist extrem aufgeregt, entscheidet sich aber, ihr Schicksal anzunehmen.

Kudriash singt ein Lied, während er am Gartentor auf Varvara wartet. Boris kommt hinzu und sagt ihm, dass er ein junges Mädchen trifft. Kudriash versteht die Situation sofort und warnt ihn noch einmal. Boris wartet mit wachsender Aufregung, bis Katya endlich ankommt, in seine Arme fällt und ihm ihre Liebe gesteht. Varvara versichert Kudriash, dass Kabanikha sie nicht stören wird und dass Glasha Wache hält. Die beiden Paare ergeben sich ihrer Liebe. Als es an der Zeit ist, dass sie sich alle verabschieden, singen Kudriash und Varvara freudig, während Katya von widersprüchlichen Gefühlen überwältigt wird.

Akt III

Zwei Wochen später suchen Kudriash und sein Freund Kuligin in einem verfallenen Gebäude an der Wolga Schutz vor einem heftigen Sturm. Eine große Menschenmenge folgt bald ihrem Beispiel. Dikoi kommt auch auf der Suche nach einem Unterschlupf dort an, er befürchtet, dass der Sturm eine von Gott gesandte Strafe ist. Gerade, als er abflaut, kommt Varvara hinzu, die auf der Suche nach Boris ist. Sie hat Angst, dass Katya kurz davor steht, Tichon und Kabanikha alles zu gestehen. Auf einmal kommt Katya, und Kudriash versucht, sie zu beruhigen, indem er ein Lied singt. Varvara sagt ihr, sie soll beten, und Katya fällt auf die Knie.Doch als ihr Mann und ihre Schwiegermutter ankommen, gesteht sie, dass sie, während Tichon weg war, jede Nacht mit Boris verbracht hat.

Als die Nacht hereinbricht, suchen Tichon und Glasha Katya an einem abgelegenen Ort in der Nähe der Wolga. Tichon erklärt, dass er sie immer noch liebt, obwohl seine Mutter sie lieber lebendig begraben sähe. Nachdem sie so lange unter Kabanikha gelitten haben, beschließen Kudriash und Varvara, nach Moskau zu fliehen. Katya taucht auf und will Boris ein letztes Mal sehen, bevor sie stirbt. Der Gedanke an die Dunkelheit der Nacht, ihren Gesängen und Klängen erfüllt sie mit Angst. Nachdem Boris sie schweigend in seinen Armen gehalten hat, erzählt er Katya, dass sein Onkel beschlossen hat, ihn zur Arbeit nach Sibirien zu schicken. Katya bittet ihn, jedem Bettler, den er auf seiner langen Reise dorthin trifft, großzügig zu spenden. Sobald sie allein ist, wirft sie sich in den Fluss. Viele Menschen hören sie und kommen gerannt, auch Tichon. Er versucht, sie zu ergreifen, wird aber von Kabanikha zurückgehalten. Als er ihr vorwirft, für die Tragödie verantwortlich zu sein, versichert sie ihm, dass sie sich zuhause schon um ihn kümmern wird. Dikoi bringt Katyas kalten und leblosen Körper zum Ufer. Kabanikha dankt den Anwesenden mit großer Kälte für ihre Freundlichkeit.

Einblicke

5 Dinge, die man über Káťa Kabanová wissen sollte

1° Die Mutter gibt’s, die Mutter nimmt’s

Leoš Janáček komponierte Kát'a Kabanová zwischen 1919 und 1921. Verwurzelt in der slawischen Literatur und im Theater, handelt die Oper vom Traum einer leidenschaftlichen und unbeschwerten Frau. Kát'a ist die unglückliche Frau von Tichon, einem Mann, der sie liebt, aber nicht weiß, wie man es zeigt. Zu allem Überfluss lebt das Paar bei Tichons despotischer Mutter, die ihren Sohn als ihr Eigentum betrachtet. Eifersüchtig darauf, dass sie nicht mehr das einzige Objekt seiner Zuneigung ist, ist die Mutter entschlossen, ihre Schwiegertochter unglücklich zu machen - denn wie kann sie es wagen, von ihr zu stehlen, was ihr rechtmäßiges Eigentum ist?

2° Das Auge des Sturms

Die Figur der Kát'a stammt aus Gewitter, einem von 47 Stücken des russischen Dramatikers Alexander Ostrovsky. Die tragische Geschichte wurde 1859 uraufgeführt und wird vom Motiv eines Hurrikans dominiert, der nie kommt. Das Stück wurde als Metapher für die Spannungen in der russischen Gesellschaft zu dieser Zeit interpretiert, die sich einem Zerreißpunkt näherten. Im Bewusstsein, dass sein neues Stück die Zensur nur schwer bewältigen würde, verwarf Ostrovsky die Idee, dass die Schwiegermutter von Kát'a eine Karikatur des verstorbenen Zaren Nikolai I. sein könnte. Aber das erste Publikum, das Groža begeistert empfing, hätte die Parallelen zwischen den beiden Oberhäupter einer kranken Familie innerhalb einer unmenschlichen Gesellschaft nicht ausklammern können. Nikolais Nachfolger Alexander II. konnte den Sturm nicht mehr lange zurückhalten, und 1861 verabschiedete er die Emanzipationsreform, wodurch schätzungsweise 38% der Bevölkerung von der Leibeigenschaft befreit wurden.

3° Ein später Erfolg

Als Janáček anfing, über Ostrovskys Drama als Quelle für seine neue Oper nachzudenken, stand sein 65. Geburtstag kurz bevor. Doch erst dann hatte er endlich internationales Ansehen erlangt, dank der erfolgreichen Aufführungen von Jenůfa am Nationaltheater Prag und an der Wiener Hofoper. Janáček begann, seine Zeit dem Schreiben von Opern zu widmen. Káťa Kabanová, Das schlaue Füchslein und Die Affäre Makropulos erhielten innerhalb von fünf Jahren ihre Uraufführungen im Nationaltheater Brünn. Im Jahr 1925 erhielt er als erste Person die Ehrendoktorwürde der Masaryk-Universität. Janáček starb 1928, nachdem er seine letzte Oper Aus einem Totenhaus fast fertig gestellt hatte. Heute ist er der meistgespielte tschechische Opernkomponist der Welt. 

4° Eine verwirrende Muse

Im Sommer 1917 traf Janáček Kamila Stösslová in der mährischen Kurstadt Luhačovice. Obwohl sie verheiratet war und zwei Söhne hatte, verliebte sich der Komponist von ganzem Herzen in die junge Frau, die achtunddreißig Jahre jünger war. Sie wurde seine Muse und seine Obsession, die ihn 730 leidenschaftliche Briefe an sie in seinem letzten Lebensjahrzehnt schreiben ließ. Seine Liebe zu ihr wurde nicht erwidert, und Stösslová blieb emotional distanziert, obwohl sie nie von seinem Briefeschreiben abgehalten zu haben scheint. Sie inspirierte von da an die meisten Werke von Janáček, darunter Káťa Kabanová. Der Komponist projizierte seine Fantasie von Stösslová als Frau, die in einer lieblosen Ehe gefangen ist, wo die einzigen Einschränkungen, ihrem Herzen zu folgen, die repressiven Konventionen der Gesellschaft sind, auf die Heldin. In Wirklichkeit hatte die Situation von Káťa viel mehr mit Janáčeks eigener zu tun: Zdenka, seine Frau von fünfunddreißig Jahren, wollte Selbstmord begehen, nachdem sie von einer früheren Affäre ihres Mannes erfahren hatte. Der Komponist bat um die Scheidung, aber seine Frau war bestrebt, einen solchen öffentlichen Skandal zu vermeiden. Von da an bis zum Tod von Janáček lebten die beiden getrennt im selben Haushalt.

5° Das verlorene Paradies

In ihrer Verzweiflung fragt Kát'a ständig: „Warum können die Menschen nicht fliegen?‟. „Das ist eine Frage, die Kinder stellen‟, sagt Direktor Willy Decker, „und die Geisteskranken‟. Warum hat die Evolution der Menschheit keine Flügel gegeben? Was hat uns vom Himmel gerissen? Welches Gewicht drückt uns nach unten? Warum bleiben wir so unerbittlich an die Erde gebunden?‟ Das sind die Fragen, die Decker in dieser Oper zu beantworten versucht. Für ihn sind der Verlust von Flügeln und die Unfähigkeit zu Fliegen eine Metapher für den Verlust der Freiheit durch die Menschheit und unsere Unfähigkeit, die Grenzen unserer physischen Realität zu überwinden, die die Folgen unserer Vertreibung aus dem Paradies sind. „Willy Deckers Produktion von Káťa Kabanová ist entschieden kein fröhlicher Anblick‟, schreibt Aksel Tollåli in seiner Rezension für Bachtrack, „aber es ist immer noch einer der eindrucksvollsten Abende, die ich in einem Opernhaus verbracht habe.‟