Als eine üppige Dinnerparty in der Villa des Commendatore durch den plötzlichen Tod des Gastgebers unterbrochen wird, sind die Gäste und die Dienerschaft auf mysteriöse Weise unfähig, den Speisesaal zu verlassen. Bald sind alle vom Don-Giovanni-Syndrom infiziert – einem grenzenlosen Verlangen, das die individuellen Obsessionen vergrößert. Die plötzlich entfesselte Kraft verzehrt die Protagonisten und zwingt sie zu abnormen Geisteszuständen und zwanghaftem Verhalten. Wo die Notwendigkeit der Selbsterhaltung die Vernunft außer Kraft setzt, entfesselt sich die wahre menschliche Verfassung: Mozarts Don Giovanni als tragikomischer Thriller über unsere moderne conditio humana.
Die hyperrealistische Ästhetik des Bühnenbildes im ersten Akt (Speisesaal) verwandelt sich im zweiten Akt in ein allegorisches Abbild der klaustrophobischen Gefühlslage (Käfig). Die Kostüme, die zunächst den sozialen Rang der Figuren definieren, werden im Verlauf der Handlung zu Symbolen ihrer lange unterdrückten Phobien. Der Verfall der zivilisierten Elite führt zum Triumph der natürlichen Instinkte und des prälapsarischen Zustands des Tieres. Don Giovanni tritt nicht als individueller Protagonist auf – er wird durch die Musik und das Verhalten der Gemeinschaft auf der Bühne verkörpert. Die Gesangspartie des Giovanni wird mit anderen Protagonisten auf der Bühne geteilt.