Opera de Dijon

Der verzauberte Palast

Rossi
Diese Vorstellung ist nicht mehr als Video auf unserer Plattform verfügbar. Sie können aber weiterhin das zusätzliche Material der Produktion nutzen.

Um seinen Schützling vor einem tödlichen Schicksal zu bewahren, hat ein Magier Ritter und Damen in einem labyrinthischen Palast eingesperrt und versetzt sie in einen Zustand des Deliriums.

Luigi Rossis erste Oper mit sechzehn Solisten, Doppel- und Dreifachchören für 6 und 12 Stimmen sowie zahlreichen Balletten markierte den letzten Aufschwung der römischen Oper, bevor sich die Ewige Stadt für lange Zeit von ihr abwandte. Für den argentinischen Dirigenten Leonardo García Alarcón, der die in der Vatikanischen Bibliothek seit 380 Jahren vernachlässigte Oper wiederentdeckte, ist Il palazzo incantato „das fehlende Glied in der Geschichte der Oper und die Metapher unseres Lebens“. 

„Wir wussten, dass Alarcon Zauberkräfte hat, doch diesmal hat er sich selbst übertroffen.“ (Le Monde)

Besetzung

Orlando
Victor Sicard
Angelica
Arianna Vendittelli
Ruggiero
Fabio Trümpy
Bradamante / The Painting
Deanna Breiwick
Atlante
Mark Milhofer
Olympia / The Music
Lucía Martín-Cartón
Marfisa / The Magic / Doralice
Mariana Flores
Gigante / Sacripante / Gradasso
Grigory Soloviov
Prasildo / The Dwarf
Kacper Szelążek
Alceste
André Lacerda
Ferrau / Astolfo
Valerio Contaldo
Fiordiligi / Poetry
Gwendoline Blondeel
Mandricardo
Alexander Miminoshvili
Tänzer.innen
Joy Alpuerto Ritter, Zora Snake
Schauspieler.innen
Pascal Carbon, Adrien Philippon, Priscilla Bescond, Sarah Mussard, Emeline Losange, Juliette Tardif, Raphaël Mena
Chor
Chœur de l'Opéra de Dijon, Choeur de Chambre de Namur
Orchester
Cappella Mediterranea
...
Musik
Luigi Rossi
Dirigent
Leonardo García Alarcón
Inszenierung
Fabrice Murgia
Bühne
Vincent Lemaire
Licht
Emily Brassier, Giacinto Caponio
Kostüme
Clara Peluffo Valentini
Gesangslehrerin
Jacopo Raffaele
Choir master
Anass Ismat
Videoregie
Giacinto Caponio
Music director assistant
Rodrigo Calveyra, Fabián Schofrin
Regieassistent.in
Filippo Ferraresi
Frames
Johann Michalzcak, David Vong
Costume realization
Workshops of the Opéra national de Lorraine
Decoration realization
Workshops of the Dijon Opera & Eclectik Sceno for the design of an element of the decor
Editing of sheet music
Cappella Mediterranea / Transcription Pascal Duc Revisions & practical edition: Leonardo García Alarcón
Creator of subtitles
Richard Neel
...

Video

Trailer

TRAILER | DER VERZAUBERTE PALAST Rossi – Opéra de Dijon

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Teaser

TEASER | THE ENCHANTED PALACE Rossi – Opéra de Dijon

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Ausschnitt

Chi poté sperar mai scampo

„Wer kann schon hoffen“, aus dem Verzauberten Palast zu entkommen? Am Ende des ersten Aktes hat der Zauberer Atlante alle Personen dort gefangen. Sängerinnen, Tänzer und Musikerinnen wandern durch das Labyrinth, dessen Türen sich rhythmisch passend zu Luigi Rossis barocker Komposition öffnen und schließen.

Il Palazzo incantato wurde seit seiner Uraufführung im Jahr 1642 nicht mehr aufgeführt. Der musikalische Leiter Leonardo García Alarcón und Regisseur Fabrice Murgia erwecken ein wenig bekanntes Werk, welches an der Opéra de Dijon seine moderne Erstaufführung erlebte, zu neuem Leben.

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Hinter den Kulissen

Fabrice Murgia (Regisseur)

Im Vorfeld mit Leonardo García Alarcón, dem musikalischen Leiter, zu arbeiten, fühlt sich an, als ob wir selbst durch dieses Labyrinth gehen würden. Wir entschlüsseln, wir fragen uns, was die Zeichen wirklich bedeuten. Wir müssen einen Ausweg finden.
4 Minuten mit Fabrice Murgia, Regisseur – Der verzauberte Palast von Rossi an der Opéra de Dijon.

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Hinter den Kulissen

Leonardo García Alarcón (Dirigent)

Der verzauberte Palast wurde seit 1642 nie vollständig gespielt und nie inszeniert. An jedem Regietag fragen wir uns, warum wir dieses Werk, das eine Schlüsseloper der Musikgeschichte ist, nicht kannten.
4 Minuten mit Leonardo García Alarcón, Dirigent – Der verzauberte Palast von Rossi an der Opéra de Dijon.

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Handlung

PROLOG

Malerei, Poesie und Musik wetteifern um ihre Vorzüge. Die Malerei kommt nur langsam voran, um die Kulissen für die kommende Oper fertig zu stellen. Da taucht die Magie auf, die sie in einem Augenblick aufrichtet und das Thema der Oper wählt: Roger, eingesperrt im Palast von Atlant, wird von der kriegerischen Geliebten Bradamante befreit, eine Illustration des Themas: TREUE UND TAPFERKEIT.

I. AKT

Der Magier Atlante, Beschützer des Ritters Roger, hat sich eine List ausgedacht, um letzteren vor dem grausamen Schicksal zu bewahren, das ihn erwartet, wenn er seine Geliebte Bradamante heiratet: Er hält ihn in einem magischen und labyrinthischen Schloss mit allen, die in seine Reichweite kommen in völliger Verwirrung gefangen.

Zunächst erscheint Roland, auf der Suche nach seiner schönen - aber wahren oder unechten? - Angelique, die Atlant in einen Riesen verwandelt, vor seinen Augen entführt. Bradamante und ihre treue Marphise, die für die Liebe unempfängliche Kriegerin, gefolgt von den Rittern Ferragus und Sacripant, die Angelique, in die sie verliebt sind, nachstellen, werden ihrerseits in das Schloss gezogen.

Roger, der kurz zuvor die echte Angelique vor dem bösen Ork gerettet hat, ist mitten im Gespräch - zweier Verliebter? - mit ihr über einen geheimnisvollen magischen Ring, der Roger einst von Bradamante geschenkt wurde, aber eigentlich Angelique gehört. Bradamante überrascht die Szene und vermutet sofort dass sie Roger betrügt. Sie zeigt ihm die kalte Schulter. Nach Angeliques Weggang versucht dieser, sich vergeblich zu rechtfertigen. Der Bruch scheint endgültig, zu Rogers großer Verzweiflung.

Während die beiden unentwegt im labyrinthartigen Schloss umherirren, werden Mandricardo, auf der Suche nach Doralice, und Gradasso dorthin gezogen, während Atlante seinerseits die junge Olympia anlockt. Alle irren endlos umher, Atlante sät durch verschiedene Erscheinungen in verschiedenen Formen noch größere Verwirrung.

II. AKT

Roger und Bradamante sind auf sich allein gestellt, der eine Opfer von verzweifelter Liebe, der andere von Eifersucht und Wut. Als sie endlich zueinander finden, fliehen sie wieder.

Angelique ihrerseits sucht nach einem Ritter, der sie zum Haus ihres Vaters begleiten könnte. Sie geht zuerst auf Sacripant zu und bittet ihn darum. Dann erscheint Ferragus, der Sacripant herausfordert, der Ehre teilzuhaben Angelique zu begleiten, in die auch er verliebt ist. Ein Streit bahnt sich an, als ein weiterer Liebhaber der Prinzessin auftaucht: Roland, der seinerseits in den Streit verwickelt wird. Angelique versucht, sie aufzuhalten und bietet an, dass sie die drei begleiten können. Roland allein ist bereit zu akzeptieren. Sie bringt sie jedoch dazu, ihre Waffen niederzulegen: Wer es schafft, sie zu ergreifen, wird ihr als Geleitschutz dienen. Doch dank des magischen Rings verschwindet sie plötzlich vor ihren Augen, sodass sie sie zwar hören, aber nicht sehen können.

Vom Wandern erschöpft, schläft Roger ein. Bradamante findet ihn so. In der Versuchung, die Situation auszunutzen, um ihn anzugreifen und zu töten, ändert sie kurz ihre Meinung, aber ihre Wut nimmt erneut überhand. Sie gibt ihrem Zorn nach und erhebt ihr Schwert gegen ihn. Roger wacht in diesem Moment auf und bittet sie, ihre Tat zu beenden, da sein Leben ohne sie wertlos sei. Neue Streitereien über Rogers Beständigkeit und Loyalität folgen. Sie laufen wieder voreinander weg.

Angelique gibt auf die drei Ritter, die um sie kämpfen, zu trennen und versucht, den Palast zu verlassen. Atlante ermutigt sie, ihre Abreise zu verschieben: Sie werde durch die Begegnung mit einem schönen Liebhaber profitieren. Um sie endgültig zu überzeugen, lässt er ihr sein Ebenbild vor Augen erscheinen, in das sie sofort vernarrt ist. Ein Zwerg warnt daraufhin seinen Herrn Atlant, dass zwei junge Mädchen versuchen, aus dem Palast zu fliehen und bittet ihn um Erlaubnis, einen Brief zu Bradamante zu bringen, den Roger ihm anvertraut hat. Atlante nimmt aus Mitleid mit Rogers Schmerzen an. Dann schreitet er vor den Mädchen ein und erlaubt ihnen, das Gelände zu verlassen, unter der einzigen Bedingung, dass sie der Liebe abschwören. Sie bitten dann um eine Zeit der Besinnung…

Während ein neuer Ritter, Astolphe, sich dem Palast nähert, versucht Bradamante verzweifelt, ihn zu verlassen. Der Zwerg bringt ihr Rogers Nachricht. Sie zerreißt ihn vor Wut, entschließt sich aber auf Drängen des Zwerges schließlich, ihn zu lesen. Sie kann nur Bruchstücke lesen, in denen Roger das Geschenk des Rings an Angelique mit der Pflicht erklärt, sie vor dem Tod zu retten. Sie ist beruhigt, aber als sie Angelique kommen sieht, beschließt sie, sich zu verstecken, um ihr zuzuhören.

Immer noch überwältigt von der Vision ihres zukünftigen Geliebten, gibt sie zu, dass sie von der Liebe besiegt wird. Bradamante ist überzeugt, dass sie von Roger spricht. Sie gibt sich selbst zu erkennen und gibt vor, dass sie Roger nicht mehr liebt, um ihre Gefühle zu ergründen. Angelique schafft es, sie davon zu überzeugen, dass ihre Liebe nicht Roger gilt und bestätigt die Umstände der Ringübergabe.

Beunruhigt über die Ankunft von Astolphe, dem weisesten der Ritter, in seinem Palast, heckt Atlant eine Strategie aus: Jeder Gefangene wird in ihm einen anderen sehen.

Astolphe betritt den Garten und trifft der Reihe nach alle seine Bewohner, von denen ihn jeder für einen anderen hält. Am Ende bleibt ihm nichts anderes übrig, als in sein Zauberhorn zu blasen: Alle fliehen vor Angst.

III. AKT

Roger und Bradamante versöhnen sich nach Angeliques Geständnis und versuchen, den Palast zu verlassen.

Dann spielt Atlante seine letzte Karte aus: In Roger verwandelt, stiftet er Verwirrung zwischen den beiden Liebenden. Der echte Roger fordert ihn zu einem Duell auf, um seine Identität zu beweisen. Atlante ist besiegt und erscheint unter seinem wahren Gesicht. Gegenüber Roger offenbart er, wer er ist und warum er so gehandelt hat. Er versucht vergeblich, sie davon zu überzeugen, im Palast zu bleiben und bittet um ihre Gnade. Er verrät ihnen das Geheimnis, wie man seine Verzauberungen vernichten kann: indem man das Feuer löscht, das in einer Urne in der Mitte des Gartens brennt. Er bietet ihnen an, sie bei dieser Aufgabe zu begleiten, während er ihnen ihre Zukunft offenbart. Worauf sie sich einlassen, während die anderen Bewohner versuchen, aus diesem Ort herauszukommen, “der nicht geschlossen ist, sondern ständig sein Aussehen verändert.”

Vor allen gesteht Atlant seine Niederlage durch TREUE UND TAPFERKEIT ein. Auf Wunsch von Roger und Bradamante lässt er die Verzauberungen und mit ihnen den Palast verschwinden und befreit alle. Alle singen das Loblied auf TREUE UND TAPFERKEIT.

Einblicke

5 Dinge, die Sie über Le Palais enchanté wissen sollten

1° Wer war Luigi Rossi?
Der Komponist Luigi Rossi wurde um 1597 in der Region Apulien in Süditalien geboren. Im Jahr 1621 trat er in den Dienst der Familie Borghese in Rom, wo er 20 Jahre lang blieb, bis er eine Stelle als Musiker bei Kardinal Antonio Barberini antrat. 
Im Jahr 1646 kam er an den Hof der Regentin Anna von Österreich, auf Wunsch von Kardinal Mazarin, der die italienische Gesangskunst am französischen Hof einführen wollte. 1647 brachte Rossi seine zweite Oper, Orfeo, in Paris zur Uraufführung. Die Oper war ein solcher Erfolg, dass sie innerhalb eines Jahres nicht weniger als fünf Mal wiederaufgeführt wurde. 
Rossi ist für Rom, was Cavalli für Venedig ist. Wie der Dirigent Leonardo García Alarcón sagt: „Sie gelten als die größten Komponisten ihrer Zeit, [...] jeder repräsentiert in gewisser Weise die beiden lyrischen Stile der Halbinsel, den des Nordens mit Cavalli und den des Südens mit Rossi.
Heute wird Luigi Rossi für seinen Orfeo und seine Kantaten (von denen er mehr als 300 komponierte) verehrt, aber seine erste Oper, Il palazzo incantato, ist weitgehend unbekannt. 

2° Die letzte Oper, die in der ewigen Stadt gespielt wurde
Le Palais enchanté war ein Auftragswerk von Kardinal Antonio Barberini. Damals wetteiferten die großen Adelsfamilien des päpstlichen Roms darum, ihre Herrlichkeit und ihre Verbundenheit mit den Künsten zur Schau zu stellen. Um ihren Reichtum und ihre Macht zu demonstrieren, holten sie sich die besten Komponisten und Librettisten.
Rossis Le Palais enchanté, der am 23. Februar 1642 aufgeführt wurde, sollte das letzte Werk dieser Gattung in Rom sein. Am 29. Juli 1644 starb Papst Urban VIII. und mit ihm endete die Herrschaft der Familie, die die Ewige Stadt geprägt hatte. Sein Nachfolger wurde ein Mitglied der rivalisierenden Familie der Barberini, Giovanni Battista Pamphili, bekannt als Innozenz X.: Das fromme Spanien schwebt nun über Rom und Opern dieser Art fallen in Ungnade...

3° Eine römische Orgie
In Venedig wurden Opern typischerweise von einem kleinen Orchester aufgeführt. In Rom hingegen waren die Kompositionen der Zeit rauschende Feste. Le Palais enchanté veranschaulicht diesen Sinn für Pracht perfekt: Wir finden Musik, Gesang, Tanz, Theater, beeindruckende Bühnenbilder, Kostüme und Bühneneffekte, riesige Chöre und den Einsatz eines großen Orchesters (etwa 40 Personen)... Die Uraufführung zählte 27 Rollen und dauerte sieben Stunden! All dies macht Le Palais enchanté zu einem Gesamtkunstwerk.

4° Vom Librettisten zum Papst
Das Libretto von Le Palais enchanté wurde von Rospigliosi geschrieben, der später Papst Clemens IX. werden sollte. Er adaptierte Ariostos Orlando furioso, ein ritterliches Epos, das als ein Meisterwerk der italienischen Literatur gilt. Rospigliosi lieferte ein Dramma per musica in drei Akten mit 2.725 Versen, abgeleitet von einem weltlichen Thema, eine Seltenheit in Rom zu dieser Zeit.

Entdecken Sie hier die Handlung in 30 Sekunden:  

5° Eine Lockdown-Kreation
Luigi Rossis Le Palais enchanté wurde seit seiner Uraufführung im Jahr 1642 nicht mehr aufgeführt. An der Opéra de Dijon erwecken Leonardo García Alarcón und Fabrice Murgia ein wenig bekanntes und einzigartiges Werk in einem sehr ungewöhnlichen Kontext wieder zum Leben. Trotz Lockdown hat die Oper noch die Möglichkeit zu proben, und die Künstler*innen können so ihre kreative Arbeit fortsetzen.  
Angesichts dieses Kontextes macht der musikalische Leiter Leonardo García Alarcón darauf aufmerksam, dass die Inszenierung von Le Palais enchanté zu einer Art Metapher für unsere aktuelle Situation geworden ist.
Wir arbeiten hier, in der Oper, mitten im Lockdown, während wir Szenen proben, die die Figuren in einem Palast einsperren, der auf seine Weise eine gewisse soziale Distanzierung erzeugt, welche die Figuren trennt und sie daran hindert, sich zu finden, sich zu lieben, sich zu umarmen. Ich glaube, dass diese Reflexion unserer äußeren Situation, innerhalb der Intimität der Bühne, wirklich beginnt, unsere Interpretation zu beeinflussen.