Die starken Frauen der Oper: Mařenka

Die Oper ist sicherlich nicht die schmeichelhafteste Kunstform, was die Frauen angeht. Zwischen Opfern, Vergewaltigungen, Zwangsheiraten, Krankheiten, Selbstmorden und Morden werden Frauen oft als hilflose Opfer eines Schicksals dargestellt, das zwar schön und tragisch ist, aber außerhalb ihrer Kontrolle liegt, innerhalb von Gesellschaften, die im Wesentlichen patriarchalisch und auf die Bedürfnisse der Männer ausgerichtet sind. In dieser Artikelserie wollen wir uns auf jene weiblichen Figuren konzentrieren, die sich von der Masse abheben und sich durch ihren starken, unabhängigen und unternehmungslustigen Charakter auszeichnen. Heldinnen, die uns beweisen, dass die Oper als Spiegel unserer Gesellschaften in der Lage ist, bestimmte Modelle und Geschlechterdarstellungen in Frage zu stellen.

 

1. Mařenka in Die verkaufte Braut von Smetana

 

Wie der Titel vermuten lässt, kündigt diese Oper des tschechischen Komponisten Bedřich Smetana keine besonders reizvolle Geschichte für die Hauptrolle an. Und doch steht Mařenka an der Spitze unserer Rangliste starker weiblicher Charaktere in der Oper.

Einem Fremden versprochen, damit ihre Eltern ihre Schulden begleichen können, weigert sich die junge Frau einfach, ihr Schicksal zu akzeptieren und setzt ihren ganzen Verstand ein, um die Pläne ihrer Eltern zu durchkreuzen und Jeník, den Mann, den sie wirklich liebt, zu heiraten. Wie kann sie das tun? Ohne ihre Identität preiszugeben, gelingt es ihr, dem jungen Mann, den sie heiraten soll, ein so erschreckendes Bild von sich selbst zu zeichnen, dass er schwört, sie niemals zu heiraten. Clever, oder? Jeník spielt aber auch ein doppeltes Spiel im Versuch, die Situation zu lösen, was für einen Moment Mařenka dazu führt, an ihrer Liebe zu zweifeln, wie im Ausschnitt unten zu sehen ist.

Wie Paul Curran, der Regisseur dieser Produktion der Garsington Opera, erklärt: „Mařenka ist weder eine naive Romantikerin noch eine Intrigantin - sie ist eine starke und fähige junge Frau, die zutiefst beleidigt und verletzt ist, dass sie von einem Heiratsvermittler auf so ungeheuerliche Weise verkauft wurde.“ Als die Oper 1860 komponiert wurde, waren Zwangsheiraten noch üblich; dies war das, was man nach den damaligen konservativen Maßstäben von einer jungen Frau legitimerweise erwarten konnte. Aber Mařenka, für ihre Zeit sehr modern, stellt sich formell dagegen und sagt: „Vergesst es, ich will diesen Mann nicht heiraten, ich sehe keinen Sinn darin.“ Eine wahre Feministin!