Mit Hilfe seines gerissenen Dieners stellt ein Serienverführer die Regeln der Gesellschaft zur Schau, bis er seinen eigenen Untergang herbeiführt.
Mozarts kühne Oper verbindet bezaubernde Musik mit einer zentralen Figur von faszinierender psychologischer Komplexität, einem Archetyp, der noch 230 Jahre nach seiner Entstehung zum Nachdenken anregt. Christof Loys Inszenierung zeigt Christopher Maltman als Don Giovanni, nunmehr ein verzweifelter und einsamer Antiheld, dem der Erfolg stets entgangen ist.
Besetzung
Don Giovanni | Christopher Maltman |
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Il Commendatore | Adam Palka |
Donna Anna | Miah Persson |
Don Ottavio | Ben Bliss |
Donna Elvira | Véronique Gens |
Leporello | Luca Pisaroni |
Masetto | Josep-Ramon Olivé |
Zerlina | Leonor Bonilla |
Chor | Chorus of the Liceu Opera Barcelona |
Orchester | Symphony Orchestra of the Liceu Opera Barcelona |
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Musik | Wolfgang Amadeus Mozart |
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Dirigent | Josep Pons |
Inszenierung | Christof Loy |
Bühne | Johannes Leiacker |
Licht | Olaf Winter |
Kostüme | Ursula Renzenbrink |
Chorleitung | Conxita Garcia |
Fencing Master | Thomas Ziesch |
Regieassistent.in | Salva Bolta |
Kostümassistentin | Lisa Daessler |
Concertino | Kai Gleusteen |
Conductor Assistant | Emmanuel Niubò |
Musikalische Assistent.innen | Véronique Werklé, Rodrigo de Vera, David-Huy Nguyen-Phong, Jaume Tribó |
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Handlung
I. Akt
Don Giovanni, ein Adliger und Wüstling, versucht, Donna Anna zu verführen, indem er sich als ihr Verlobter ausgibt. Annas Vater, der Komtur, kommt und fordert ihn zu einem Duell heraus. Don Giovanni tötet den alten Mann und flieht mit seinem Diener Leporello. Donna Anna lässt ihren Verlobten Don Ottavio schwören, den Tod ihres Vaters zu rächen.
Bald darauf treffen sie auf Donna Elvira, eine von Giovannis früheren Eroberungen. Leporello sagt Elvira jedoch kurz und bündig, dass sie nicht das erste und auch nicht das letzte Opfer Don Giovannis sei und präsentiert ihr den langen Katalog seiner Eroberungen. Bei einer Hochzeit auf dem Land verführt Don Giovanni die Braut Zerlina. Als Donna Anna und Don Ottavio eintreffen, erkennt sie die Stimme des maskierten Mörders ihres Vaters. Mit Leporello als Schutzschild entkommt Don Giovanni erneut.
II. Akt
Leporello droht, seinen Herrn zu verlassen, aber Don Giovanni besticht ihn mit Geld und überredet ihn, ihm zu helfen, Donna Elviras Zofe zu verführen. Nach einem Kleidertausch mit Leporello bringt Don Giovanni der Zofe ein Ständchen dar, während Leporello, als Giovanni verkleidet, Donna Elvira ablenkt. Zerlinas Verlobter, Masetto, erscheint an der Spitze eines rachsüchtigen Pöbels auf der Suche nach Don Giovanni. Nachdem Don Giovanni Masetto überlistet hat und ihm die Flucht gelingt, tröstet Zerlina ihren Verlobten. Leporello, der fälschlicherweise für Don Giovanni gehalten wird, muss seine wahre Identität preisgeben, um dem Tod zu entgehen.
Auf einem Friedhof erzählt Don Giovanni Leporello von seinen Abenteuern. Plötzlich verkündet eine gespenstische Stimme, dass seine Heiterkeit bald ein Ende haben wird. Sie kommt aus der Grabstatue des Komturs, den Don Giovanni daraufhin mutig zum Abendessen einlädt. Die Statue nimmt die Einladung an. Als das Abendessen beginnt, kommt Donna Elvira und bittet ihn, sein Leben zu ändern. Gleichzeitig tritt der steinerne Gast in Erscheinung. Die Statue fordert Don Giovanni auf, seine Vergangenheit wieder gut zu machen. Als der Don behauptet, er bereue nichts, wird er von Flammen verschlungen.
Einblicke
Die Geschichte hinter Don Giovannis berühmten Arien
1° Klassenkampf in „Notte e giorno faticar‟
Der Diener Don Giovannis, Leporello, ist ein Mann des Volkes. Wir begegnen ihm, als er vor einem Haus Wache hält, in dem sein Herr eine Frau verführt. Seine Verärgerung darüber, wieder einmal die ganze Nacht aufbleiben zu müssen, äußert er in der berühmten Arie „Notte e giorno faticar‟ (Tag und Nacht schuften), ein Ausdruck, der zu einem Standardspruch geworden ist. Die Melodie selbst ist einfach, jede Silbe wird wie in einem Volkslied von einem Ton begleitet. Erst wenn er „Voglio far il gentiluomo‟ (Ich will den Aristokraten mimen) singt, verlängert sich die Melodie und wird rhythmisch.
Schon zu Beginn der Oper sind die Einsätze klar: Auf der einen Seite steht der Diener, der seine List in den Dienst seines Herrn stellt, und auf der anderen Seite der Meister selbst, der nur sein eigene Vergnügen im Sinn hat.
2° Leporellos berühmte Katalog-Arie
Eine der bekanntesten Arien Mozarts ist sicherlich „Madamina il catalogo e questo‟, allgemein bekannt als die Katalogarie. In einem leichtherzigen Ton, begleitet von zwitschernden Flöten, beschreibt Leporello der unglücklichen Donna Elvira die endlosen (und möglicherweise erfolglosen) sexuellen Heldentaten seines Meisters. Er rät Don Giovannis sitzengelassener Geliebten, ihn zu vergessen, da sie weder seine erste noch seine letzte Eroberung sei:
„In Italien, sechshundertvierzig
In Deutschland, zwei hundert und einundreissig
Hundert in Frankreich, in der Türkei einundneunzig
Aber in Spanien schon ein Tausend und drei.‟
Sein Herr ist nicht wählerisch, erklärt Leporello bösartig. Jeder wird es tun: Wenn sie nur einen Rock trägt, Ihr wisst schon was er tut.. „Quell' che fa‟ (was er tut) wiederholt er nonchalant viermal, reibt Salz in die Wunde der armen Elvira, die so die Untreue Don Giovannis entdeckt. Selten war der Humor von Mozart und Da Ponte dunkler.
3° „La ci darem la mano‟: Endlich, ein Liebesduett!
Nach all dem Gerede über Don Giovannis Kunst der Verführung bekommen wir in dieser Szene endlich die Kunst der Verführung aus erster Hand zu sehen. Nachdem er Zerlina und Masetto gerade erst an ihrem Hochzeitstag getroffen hat, macht er sich daran, sie zu zähmen. Es wäre schade, wenn sie sich an einen Bauernlümmel binden würde. Der Don gaukelt ihr Ehe, Glück und Reichtum vor. Zerlina ist misstrauisch und riecht eine Falle, gibt aber schließlich nach.
Musikalisch ist dies ein honigsüßes, schmachtendes Duett. Es spricht für Don Giovannis List und seinen chamäleonartigen Charakter, dass er einem Bauernmädchen eine einfache Melodie vorsingt, im Gegensatz zu den aristokratischen Melodien, die wir schon einmal gehört haben. Zerlina zeigt ihre innere Ambivalenz, indem sie antwortet: "vorrei e non vorrei" (Ich will und ich will nicht). Nach einem schüchternen Übergang gibt sie schließlich dieser Fata Morgana eines Märchenprinzen nach. Der Austausch wird hitziger und sie wiederholt alles, was Don Giovanni ihr vorsingt. Als sich ihre Stimmen endlich vereinigen, könnte man fast an ein Happy End für sie glauben.
4° Die Champagner-Arie oder Party Party!
Leporello mag seine Katalog-Arie haben, doch der Don hat seine Champagner-Arie („Fin ch'han dal vin‟). In halsbrecherischer Geschwindigkeit gibt Don Giovanni Leporello überschwänglich Anweisungen, um noch am selben Abend ein Fest zu organisieren. In weniger als zwei Minuten - es ist eine der kürzesten Arien in Mozarts Repertoire - gibt sie einen Einblick in seinen Charakter. Das atemberaubende Stakkato - wie ein rasender Herzschlag - vermittelt seine Lebenslust, seinen unerschöpflichen Tatendrang und seine Lust zu verführen. Trotz seiner Rücksichtslosigkeit und Gewalt ist es unmöglich, Don Giovanni zu hassen, wenn man seiner Lebensfreude lauscht.
5° Der steinerne Gast
Selten halten wir inne, um darüber nachzudenken, dass Don Giovanni in Wirklichkeit eine Geistergeschichte ist, einschließlich einer Friedhofsszene und einer Rückkehr von den Toten. Im zweiten Akt trifft sich der Don mit Leporello auf einem Friedhof. Das Duett, das sie singen, „O statua gentilissima‟, ist so visuell dramatisch, dass wir fast vergessen, dass es sich dabei überhaupt um eine musikalische Komposition handelt. Don Giovanni verspottet Leporello, indem er erzählt, wie er versucht hat, eine seiner Freundinnen zu verführen. Er wird von einer kalten Stimme unterbrochen, begleitet von schrecklichen Holz- und Blechbläsern. Eine Statue warnt ihn, dass sein Lachen den Sonnenaufgang nicht überdauern wird. Auf Befehl seines Meisters liest Leporello die düstere Inschrift der Statue: „Hier warte ich auf die Rache an dem Schurken, der mich getötet hat‟.
Leporello schaudert vor Schreck, aber Don Giovanni scheint unbeirrt. Er befiehlt ihm, die Statue zum Essen einzuladen. Leporello versucht mehrmals, sich an die Statue zu wenden, ist aber zu erschrocken, um die Einladung zu vollenden. Am Ende lädt Don Giovanni ihn selbst ein. Als die beiden Männer bemerken, dass die Statue mit dem Kopf nickt, besiegeln sie ihre Anerkennung durch gemeinsames Singen. Am Ende der Szene ziehen sie sich in scheinbarer verbaler und musikalischer Harmonie zurück, aber ihre Gefühle könnten nicht weiter voneinander entfernt sein.