
Ein Freiheitskämpfer in der von Österreich besetzten Schweiz. Ein Habsburger Unterdrücker. Der berühmteste Apfel der Schweiz. Und eine Liebesgeschichte, die nationale Spaltungen überwindet.
Rossinis mitreißendes Epos, sein letztes Meisterwerk mit der berühmtesten Ouvertüre der Welt, ist seine ehrgeizigste, zukunftsweisendste und stimmlich anspruchsvollste Oper. Nachdem sie zum Schlachtruf der Revolution von 1830 in Frankreich wurde, ist Rossinis letzte Oper selbst nichts weniger als revolutionär. Guillaume Tell, der die Legende des Schweizer Volkshelden nach Schillers Schauspiel nacherzählt, ist eine grandiose Ode an die Freiheit. Diese Produktion, die zum ersten Mal seit 1875 in Irland aufgeführt wird, steht unter der Leitung von Fergus Sheil und der Regie von Julien Chavaz, der einen mythologischen Ansatz verfolgt. Für ihn handelt die Geschichte nicht nur von einer abgelegenen Schweizer Gemeinde, die sich österreichischen Invasoren gegenübergestellt sieht. Es ist die Geschichte einer Gesellschaft, die plötzlich mit einer Bedrohung ihres Zivilisationsmodells konfrontiert ist.
BESETZUNG
Guillaume Tell | Brett Polegato |
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Arnold Melchtal | Konu Kim |
Mathilde | Máire Flavin |
Jemmy | Amy Ní Fhearraigh |
Hedwige | Imelda Drumm |
Melcthal Senior / Walter Furst | Lukas Jakobski |
Gessler | David Ireland |
Leuthold | Gyula Nagy |
Ruodi | Andrew Gavin |
Rodolphe | Patrick Hyland |
Der Jäger | Matthew Mannion |
Tänzer:innen | Stephanie Dufresne Sophia Preidel Laura Garcìa Aguilera Jeanne Gumy |
Chor | Chor der Irish National Opera |
Orchester | Orchester der Irish National Opera |
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Musik | Gioachino Rossini |
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Text | Étienne de Jouy Hippolyte Bis after Friedrich Schiller's play |
Musikalische Leitung | Fergus Sheil |
Regie | Julien Chavaz |
Bühne | Jamie Vartan |
Bühnenbild (assoziiert) | Lou Dunne |
Costumes | Severine Besson |
Licht | Sinéad Wallace |
Choreografie | Nicole Morel |
Chorleitung | Elaine Kelly |
Regieassistenten/innen | Chris Kelly Alixe Durand-Saint-Guillain |
Répétiteurs | Aoife O’Sullivan Yvonne Collier |
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In Koproduktion mit NOF - Nouvel Opéra Fribourg - Neue Oper Freiburg.
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Handlung
I. Akt
Guillaume Tell beklagt die Unterdrückung der Schweizer durch die Habsburger in Gesellschaft seiner Frau Hedwige und seines Sohns Jemmy. In ihrem Dorf werden drei Hochzeiten vorbereitet, die der alte Melcthal durchführen soll. Sein Sohn Arnold, Freund Guillaume Tells, liebt die Habsburger Prinzessin Mathilde, was mit den Freiheitsbestrebungen seines Volkes im Konflikt steht.
Während die Hochzeiten in vollem Gange sind, hört man aus der Ferne den Jagdzug Geslers, dem Reichsvogt und Anführer der Österreicher. Der Schäfer Leuthold eilt dem Zug voraus, er hat einen österreichischen Soldaten getötet, der seine Tochter entführen wollte. Tell bringt Leuthold über den Vierwaldstättersee in Sicherheit. Arnold ist heimlich zu seiner Geliebten aufgebrochen. Rodolphe, Anführer von Geslers Soldaten, sucht im Dorf nach Leuthold. Nachdem ihm keiner sagt, wer Leuthold zur Flucht verholfen hat, lässt Rodolphe das Dorf anzünden und nimmt den alten Melcthal fest.
II. Akt
Jäger und Hirten loben die Freuden der Schweizer Berge und Natur. Mathilde hat sich vom Jagdzug entfernt und trifft Arnold, sie gestehen einander ihre Liebe. Wenn Arnold einmal militärische Würden erlangt, darf er um Mathildes Hand bitten. Sie zieht sich zurück, als Tell und der Widerstandskämpfer Walter Furst herannahen. Die Männer informieren Arnold, dass sein Vater, der alte Melcthal, von den Österreichern getötet wurde und misstrauen ihm, weil er die Prinzessin liebt. Arnold ist tief getroffen und erklärt den Verschwörern seine Loyalität. Vertreter aller schweizer Kantone erscheinen, erklären Tell zu ihrem Anführer und schwören den Rütlischwur (EN Rütlischwur, FR Serment du Grütli), der ihren unerschrockenen Kampf für ihre Freiheit besiegelt.
III. Akt
Bei einer Burgruine warnt Arnold Mathilde, dass er trotz seiner Gefühle für sie seinen Vater rächen und seinem Land treu bleiben wird, und lehnt es ab, mit ihr zu fliehen. Sie trennen sich in dem Bewusstsein, dass es ein Abschied für immer ist.
Im Dorf Altdorf richtet Gesler ein Fest für die Habsburgische Souveränität aus und verfügt, dass alle Schweizer sich vor einem Standbild mit seinem Hut niederknien sollen. Tell und Jemmy weigern sich, und so zwingt Gesler Tell stattdessen, seinem Sohn einen Apfel vom Kopf zu schießen. Tell glückt der Schuss, aber als ihm ein weiterer Pfeil aus dem Ärmel rutscht, muss er gestehen, dass er damit Gesler ermorden wollte, wenn er sein erstes Ziel verfehlt hätte. Er wird zum Tode verurteilt und abgeführt, Mathilde nimmt Jemmy zu sich.
IV. Akt
Arnold beklagt die Festnahme Tells in seiner Hütte und ruft seine Kameraden zum bewaffneten Aufstand auf.
Hedwige, verzweifelt, will zu ihrer Familie und mit ihnen sterben, als Mathilde den unversehrten Jemmy zu ihr bringt. Jemmy zündet die Hütte an, was das vereinbarte Zeichen der Schweizer zum Kampf ist.
Tell soll von Gesler und seinen Männern über den Vierwaldstättersee gerudert werden, damit sein Urteil vollstreckt werden kann. Nebel und Sturm ziehen auf, und Tells Fesseln werden gelöst, weil nur er sicher das Boot navigieren kann. Kurz vorm Anlegen springt Tell auf einen Felsen an Land und überlässt das Boot sich selbst. Seine Frau und sein Sohn eilen zu ihm und geben ihm seine Armbrust. Tell sieht die brennende Hütte und erschießt Gesler, der sich noch an Land retten konnte. Walter und seine Leute erscheinen und jubeln über den Tod des Unterdrückers. Auch Arnold und seine Männer kommen hinzu und verkünden die Befreiung Altdorfs. Die Schweizer feiern Tell als ihren Befreier und besingen ein neues Zeitalter des Friedens und der Freiheit.
EINBLICKE
Regisseur Julien Chavaz über Guillaume Tell
Rossinis Guillaume Tell bietet uns ein polarisiertes Weltbild, das von einfachen Dorfbewohnern und bösen Eindringlingen geprägt ist. Auf der einen Seite haben wir Tells heitere Berggemeinde, die von der Welt isoliert ist und in ständiger Verbindung mit der Natur steht. Auf der anderen Seite stehen Gessler und seine Soldaten, böse Unterdrücker, die in die Schweizer Heimat eindringen und ihre Familien und ihre Einfachheit bedrohen. Solche Schwarz-Weiß-Szenarien sind der Stoff, aus dem Märchen gemacht werden. Unsere Inszenierung ist daher in einer Traumwelt angesiedelt, die nach eigenen Regeln funktioniert und von blauäugigen und unschuldigen Figuren bevölkert wird.
Die Natur durchzieht dieses Stück, von den majestätischen Schweizer Alpen, die Bauernbanden in den Kampf treiben, bis zu den schattigen, abgeschiedenen Wäldern, die sowohl Liebe als auch Schrecken in jedem hervorrufen, der sie durchquert. Die Natur ist in den Herzen und Köpfen der schweizer Bevölkerung verankert und spiegelt die Leidenschaften, Ängste und Mutproben der Menschen wider. Sie sind so sehr miteinander verbunden, dass ich eine Welt geschaffen habe, in der die Schweizerinnen und Schweizer selbst die Gestalt der Natur annehmen.
Wie kein anderer fängt Rossini die Leidenschaften der menschlichen Seele ein. In Guillaume Tell erforscht er, was uns zum Kampf und zum Widerstand antreibt - das Schweizer Volk muss für seine Freiheit kämpfen, damit es weiterhin lachen und singen kann. Es gibt eine Million Noten in dieser Partitur, und sie scheinen alle perfekt zu klingen, um die Darsteller:innen auf der Bühne zum Tanzen zu bringen. Rossini muss auch für seinen Witz, seine Ironie und seinen einzigartigen Sinn für Selbstironie bewundert werden. Er schafft wunderbare Momente, in denen er den Figuren trotz der Gewalt und des hohen Einsatzes erlaubt, beiseite zu treten und die soeben dargestellten Szenen zu kommentieren, so als wolle er uns daran erinnern, dass derjenige, der über sich selbst lachen kann, unbesiegbar ist.
Mitten in dieser stürmischen und frenetischen Welt gibt es eine Stimme der Jugend, die Stimme von Jemmy. Auf einer Bühne, die von kämpferischen Männern beherrscht wird, ist es eine Stimme, die magisch erscheint, weil sie von einem Sopran verkörpert wird. In dieser testosterongeschwängerten Atmosphäre ist die Stimme des Kindes ein starker poetischer Akt. Die Metapher des Apfels ist die der Unschuld und des Vertrauens des Kindes in seinen Vater. Während Wilhelm Tell das Schicksal seiner Familie und seines Landes auf seinen Schultern trägt, trotzt sein Sohn in seiner Unschuld den Unterdrückern mit nichts als seiner Liebe und seinem Vertrauen. Durch die Augen seines Sohnes wird Wilhelm Tell zu einer menschlichen Figur.
Der Sturm legt sich schließlich, aber das innere Feuer lodert weiter. Es ist eine unvergessliche, lebensverändernde musikalische Reise.
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