Wie viele Leben kann ein Mensch in nur 34 Jahren leben? Die französisch-jüdische Philosophin und Mystikerin Simone Weil beteiligte sich vor ihrem frühen Tod am Spanischen Bürgerkrieg, arbeitete in einem Flüchtlingslager, in einer Fabrik und als Lehrerin. Immer war sie in Bewegung auf der Suche nach neuen Wahrheiten.
Das Oratorium La Passion de Simone ist die dritte von vier Kollaborationen der finnischen Komponistin und Polar-Preisträgerin Kaija Saariaho mit dem französisch-libanesischen Autor Amin Maalouf, beginnend mit der hochgelobten L'Amour de loin. Auf der Struktur von Bachs Passionen lässt Saariahos einzigartige und spannungsgeladene Partitur, vorgetragen von der Hofsängerin Anne Sofie von Otter als Solistin, den Zuhörer in das Leben und in die Gedanken von Simone Weil eintauchen.
Besetzung
Mezzosopran | Anne Sofie von Otter |
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Chor | The Royal Swedish Opera Chorus |
Orchester | Royal Swedish Orchestra |
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Musik | Kaija Saariaho |
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Dirigent | Christian Karlsen |
Text | Amin Maalouf |
Chorleitung | James Grossmith, Jannica Gustafsson |
Recorded spoken voice | Dominique Blanc |
Chorassistenz | Martin Virin |
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Video
Handlung
La Passion de Simone ist ein Oratorium für Solo-Sopran, Chor, Orchester und Elektronik.
La Passion besteht aus 15 Stationen. Die Idee für die Form des Textes und des gesamten Werkes stammt aus der Tradition der Passionsspiele. Diese äußere Form ist jedoch die einzige Ähnlichkeit mit dem traditionellen Oratorium, zumindest meiner Meinung nach. Die 15 Sätze sind unterschiedlich in Charakter und Struktur und beleuchten verschiedene Momente im Leben von Simone Weil und interpretieren einige ihrer Ideen. Die Sopranistin hat die entscheidende Rolle der Erzählerin. Weils eigene Texte werden in der das Publikum umgebenden Elektronik präsentiert. Der Chor und das Orchester schaffen die Welt, in der sowohl die Sopranstimme als auch die gesprochenen Worte im Elektronikteil leben.
- Kaija Saariaho
Einblicke
Von der Abgeschiedenheit zur Gemeinschaft
Es ist offensichtlich, dass für die finnische Komponistin Kaija Saariaho das Komponieren auf ein tiefes inneres Bedürfnis antwortet. Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass es auch eine anspruchsvolle und einsame Aufgabe ist. Um die Jahrtausendwende fand Saariaho in der kollaborativen Ausdrucksform der Oper einen Ausweg aus der zurückgezogenen Tätigkeit des Komponierens und führt sie seither beständig fort.
Beginnend mit dem gefeierten L'amour de loin begann Saariaho eine bedeutungsvolle Zusammenarbeit mit dem im Libanon geborenen französischen Autor Amin Maalouf, die im Laufe der Jahre zu vier Opern führte. Viele dieser Werke wurden in Inszenierungen des amerikanischen Opernregisseurs Peter Sellars uraufgeführt. Dank der sich ergänzenden Rollen des Trios entstanden vielschichtige Werke.
‘When the collaboration of these different disciplines succeeds, opera becomes a powerful, profound and always topical experience that engages all the senses and challenges us like no other art form. To imagine a scenic work is to open ourselves to others and to the world, proposing a sensitive interpretation of the reality that surrounds us.’
Nehmen wir zum Beispiel La Passion de Simone, ihr drittes Werk, ein Oratorium für Solosopran, Chor, Orchester und Elektronik, das im November 2006 in Wien im Rahmen von Peter Sellars' New Crowned Hope Festival seine Premiere feierte. In 15 Stationen dreht es sich um die Figur der französischen Mystikerin, Philosophin und politischen Aktivistin Simone Weil, die 1943 in Großbritannien starb, wo sie versucht hatte, sich der französischen Widerstandsbewegung anzuschließen.
La Passion ist ein Gemeinschaftswerk und trägt die Handschrift eines jeden seiner Mitschöpfer.Maalouf, bekannt für seine historischen Romane, fügte viele interessante biografische Details in sein orakelhaftes Libretto ein, während der Kulturaktivist Sellars die sozialen Themen hervorhob, denen Simone Weil einen Großteil ihres Lebens widmete. Mit Saariahos eigenem Interesse an ihrer spirituellen Suche und abstrakten, fast mathematischen Beschäftigungen ist das Endergebnis eine faszinierende Reise in die Kluft zwischen Simone Weils Philosophie und ihrem Leben, die die Zerbrechlichkeit eines menschlichen Lebens inmitten überlebensgroßer Ideen und der Suche nach Wahrheit offenbart.
Anlässlich der 1. Aufführung ihres Werkes am Royal Swedish Opera, trifft Kaija Saariaho die Dramaturgin Katarina Aronsson auf der Bühne zu einem intimen Gespräch. Am Samstag, den 16. Januar um 20:30 Uhr MEZ, nach dem Stream von La Passion de Simone, werden Sie die Gelegenheit haben, ihr zuzuhören, wie sie u.a. über ihre Zusammenarbeit mit Maalouf und Sellars spricht und warum sie La Passion de Simone als ihr musikalisches Testament betrachtet.