Zoraida di Granata
Die Handlung spielt während eines spanischen Angriffs auf die maurische Hauptstadt Granada, wo Almuzir den rechtmäßigen König abgesetzt, getötet und den Thron an sich gerissen hat. Almuzir ist in Zoraida verliebt, aber sie ist bereits mit dem General Abenamet verlobt. Es kommt zu Intrigen, und obwohl Almuzir versucht, Abenamet zu beseitigen, überlistet der General den Herrscher, indem er sich als unbekannter Ritter verkleidet. Wird Abenamet schließlich den Sieg davontragen und die Hand seiner geliebten Zoraida gewinnen?
Wenn man Donizettis rund 70 Opern von A bis Z aufzählt, stößt man zwangsläufig auf Zoraida di Granata, aber eigentlich gehört sie als sein erster großer Erfolg viel weiter oben auf die Liste. Der Komponist war erst 24 Jahre alt, als Zoraida di Granata im Januar 1822 im Teatro Argentina in Rom uraufgeführt wurde, obwohl die Oper beinahe unter einem unglücklichen Stern gestanden hätte, denn der ursprünglich für die Rolle des Abenamet vorgesehene Tenor erkrankte während der Proben tödlich. Nur eine Handvoll von Donizettis Opern hat einen Platz im gängigen Repertoire, aber unsere Wertschätzung für sie hat sich durch die bessere Kenntnis einiger weniger bekannter Titel grundlegend verändert. Die Musik zeigt, dass der Komponist, der noch unter dem Einfluss seines Lehrers Simone Mayr stand, die Brillanz Rossinis in sich aufnahm. OperaVision freut sich, 2023 den ersten Stream von der Wexford Festival Opera zu zeigen, die mehr Werke von Gaetano Donizetti produziert hat als jedes andere Opernfestival der Welt, nur übertroffen vom Donizetti Opera Festival (Bergamo, Italien). Dem WFO ist insbesondere die Wiederentdeckung von L'elisir d'amore im Jahr 1952 zu verdanken, das seitdem weltweit gespielt wird. Die Produktion wird von Diego Ceretta dirigiert und von Bruno Ravella inszeniert, der mit mehreren seiner Produktionen (vor allem in Garsington) das Publikum von OperaVision begeistert hat.
BESETZUNG
Zoraida | Claudia Boyle |
---|---|
Almuzir | Konu Kim |
Abenamet | Matteo Mezzaro |
Ines | Rachel Croash |
Almanzor | Julian Henao Gonzalez |
Ali Zegri | Matteo Guerzé |
Tänzer.innen | Luisa Baldinetti Miryam Tomé |
Orchester | Wexford Festival Opera Orchestra |
Chor | Wexford Festival Opera Chorus |
... |
Musik | Gaetano Donizetti |
---|---|
Text | Bartolomeo Merelli |
Musikalische Leitung | Diego Ceretta |
Regie | Bruno Ravella |
Bühnenbild und Kostüme | Gary McCann |
Licht | Daniele Naldi |
Regieassistenz | Noemi Piccorossi |
Assistant Designer | Gloria Bolchini |
... |
Videos
HANDLUNG
Bevor die Handlung beginnt, erobert Almuzir den Thron und tötet den König von Granada und den Vater von Zoraida. Er hat Abenamet, den Armeechef und Anführer der Fraktion der Abencerrages, unter Hausarrest gestellt.
AKT I
Ein Platz in Granada
Die Stadt befindet sich im Belagerungszustand. Der König Almuzir macht dem Volk Vorwürfe, das verzweifelt ist, weil die Stadt ohne ihren militärischen Führer unter den Angriffen der spanischen Armee zu fallen droht. Es geht ihm nicht um die Stadt, denn die Mauern sind stark, sondern um Abenamet, einen politischen Rivalen, und um Zoraida, seine Geliebte. Auch Almuzir liebt Zoraida. Als die Spanier erneut angreifen, überträgt er das Kommando über die arabische Armee wieder Abenamet und verspricht ihm, ihn mit Zoraida zu verheiraten, wenn er siegreich zurückkehrt. Der König schenkt ihm die Standarte der Stadt, weist aber darauf hin, dass auf ihren Verlust die Todesstrafe steht. Als Abenamet siegreich, aber ohne die Standarte in den Palast zurückkehrt, weil er von Almuzir getäuscht wurde, wird er wegen Hochverrats verurteilt. Trotz Zoraidas Bitten wird Abenamet ins Gefängnis gebracht, wo ihn der sichere Tod erwartet.
AKT II
In einem Kellerverlies
Abenamet wartet auf den Tod. Almanzor, Abenamets Freund, erscheint, um ihn zu befreien, und rät ihm zu fliehen, um sich zu retten. Abenamet erfährt, dass Zoraida in die Heirat mit Almuzir eingewilligt hat, und macht sich wütend auf die Suche nach ihr.
Ein Orangenhain
Es ist Nacht. Zoraida beklagt allein ihr Schicksal. Abenamet trifft ein, dicht gefolgt von Ali Zegri, der rechten Hand von Almuzir. Er beschuldigt Zoraida, ihn verraten zu haben, und zieht eine Waffe, um sich selbst zu töten. Zoraida ergreift die Waffe und erklärt, dass dies der Preis war, um sein Leben zu retten. Sie gesteht Abenamet ihre ewige Liebe, doch das Gespräch wird von Almuzir unterbrochen, der alles gehört hat. Während Abenamet die Flucht gelingt, wird Zoraida des Verrats beschuldigt und verhaftet.
Ein Platz in Granada
Solange sich kein Krieger findet, der Zoraidas Unschuld verteidigt, wird sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ein tapferer Ritter erscheint. Er kämpft gegen Ali und gewinnt. Es ist Abenamet, der Ali dazu zwingt, sein Verbrechen zu gestehen. Als er die Wahrheit erfährt, stürzt sich das Heer auf Almuzir, um ihn zu lynchen, aber Abenamet verteidigt den König. Von so viel Mut und Edelmut bewegt, verzichtet Almuzir auf die Hand von Zoraida und gibt sie Abenamet.
EINBLICKE
Sarajevo, mon amour
Regisseur Bruno Ravella über die Produktion
Die Anregung zu einer Inszenierung von Donizettis Zoraida di Granata kam von Rosetta Cucchi, der künstlerischen Leiterin der Wexford Festival Opera im Zusammenhang mit ihrem Thema "Frauen und Krieg" und der Möglichkeit der Kooperation mit dem Donizettifestival in Bergamo. Für das Donizettifestival fassten wir die Produktion der späteren Fassung der Oper ins Auge, da zwei Versionen überliefert sind. Ich war sofort neugierig.
Donizetti komponierte Zoraida, als er gerade einmal 24 Jahre alt war. Die erste Fassung stammt aus dem Jahr 1822 und ist die für Wexford vorgesehene Version. Die zweite Fassung ist die von 1824, die für Bergamo bestimmt ist. In dieser Fassung wurden neue Nummern hinzugefügt oder ersetzt. Abenamet ist kein Tenor mehr, sondern ein Contralto. Die mit dem Bühnenbildner Gary McCann entwickelte Fassung muss für beide Versionen funktionieren. Ich konnte diese nie aufgeführte Oper dank einer Aufnahme von Opera Rara hören. Mein erster Eindruck war, dass es sich um eine Kombination aus dem zweiten Akt von Tosca und dem zweiten Akt von Fidelio handelt. Es geht um eine Dreiecksbeziehung: Der despotische Herrscher Almuzir versucht, Zoraida zu zwingen, ihn zu heiraten. Sie hingegen ist in Abenamet verliebt, der in einer belagerten und vom Bürgerkrieg heimgesuchten Stadt gefangen gehalten wird. Der politische Aspekt dieser Geschichte hat mich am meisten beeindruckt. Alzumirs prekäre Position als Usurpator ohne militärische Unterstützung bedeutet, dass er Zoraida braucht, um seine Position zu stärken, die sowohl innerhalb als auch außerhalb der Stadt bedroht ist. Seine Liebe zu ihr hängt mit dieser Position zusammen, in der Abenamet ein doppelter Feind ist, als Liebesrivale und politische Bedrohung. Die Stimmung ist von Paranoia und Klaustrophobie geprägt. Ich beschloss, dass die Evokation dieser Stimmung ein Weg war, die Oper anzugehen.
Die Oper spielt in Granada im Jahr 1480, als die Stadt noch islamisch regiert wurde. Alle Figuren sind Muslime, mit Ausnahme von Ines, der spanischen Sklavin, und selbst sie könnte konvertiert sein. Ich habe mich jedoch davor gehütet, die Geschichte zu orientalisieren, da weder im Libretto noch in der Musik der Islam anklingt. Ich hatte das Gefühl, dass die Hauptelemente der Geschichte für Donizetti und seinen Librettisten universeller waren: eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs in einer Stadt, die auch von außen belagert wird. Ich erinnerte mich an die Belagerung von Sarajevo 1992-1996. Auch dort sahen wir die Widerstandsfähigkeit des menschlichen Geistes unter extremen Bedingungen, die eine Parallele zum Granada des Jahres 1480 zu sein schienen: Bürgerkrieg, ethnische und religiöse Verfolgung. Obwohl die Belagerten in Sarajewo eigentlich auch Muslime waren, hatte ihre Notlage wie die von Granada im Jahr 1480 nichts mit Religion zu tun, sondern mit großen politischen Kräften. Der Schauplatz Sarajewo mit seiner eindrucksvollen islamischen Architektur schien diese Analogie also doppelt passend zu machen. Ein Gebäude lieferte bald den Schlüssel dazu: die National- und Universitätsbibliothek von Bosnien und Herzegowina. Sie wurde im späten 19. Jahrhundert im Stil der maurischen Wiedergeburt erbaut und verband auf natürliche Weise das Alte mit dem Neuen. Dieses Gebäude wurde gegründet, um umfassende Kenntnisse über das Leben und die Kultur der Völker Bosniens und Herzegowinas zu vermitteln. Die Zerstörung am 25. August 1992 während der Belagerung hatte eine starke Symbolkraft, die bis heute nachwirkt. Die Bibliothek, ein Hort des Wissens, wird zu einem Symbol sowohl für die Widerstandsfähigkeit der Kultur als auch für die Tragödie ihrer Zerstörung. Wie dieses Gebäude wird auch das Schlachtfeld in der Oper nach und nach zurückerobert und symbolisiert die Kraft zum Wiederaufbau und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Und schließlich zum großen Thema der des diesjährigen Festivals: Frauen und Krieg. Es wirft viele Fragen auf: ob der Krieg geschlechtsspezifisch sein kann, welche Rolle die Frauen in diesem Zusammenhang spielen und ob der Krieg die Beziehungen zwischen den Geschlechtern verändert. Führen die vielfältigen Erfahrungen und das außergewöhnliche Ausmaß an traumatischen Ereignissen und bisher unvorstellbaren Abenteuern zu einer grundlegenden Veränderung der Dichotomie Mann/Frau? In Zoraida di Granata haben wir vier Hauptdarsteller und einen reinen Männerchor, auch wenn er im Libretto das 'Volk von Granata' darstellt. Dadurch werden unsere beiden Hauptdarstellerinnen prominenter. Mit Zoraida und Ines erkunden wir die emotionalen und physischen Auswirkungen des Krieges.
Sie zwingen uns, ihre Positionen zu hinterfragen, und ziehen uns in ihr Leiden hinein. Das Bild ist komplex, und ich hoffe, dass ich ihm mit der Gestaltung der Oper gerecht werden kann. Das Leben der Frauen wird durch die Gier der Männer, ihr Machthunger und ihre Konfliktfreudigkeit dramatisch durcheinander gebracht. Zoraidas Standhaftigkeit, moralische Stärke und Integrität ermöglichen es ihr, ihren Prinzipien treu zu bleiben. Sie ist den Ereignissen ausgeliefert, aber kein Opfer: Sie ist unglaublich stark, jederzeit bereit, ihren Mann zu stehen und für ihre Überzeugungen zu sterben. Durch Ines erhalten die Schrecken des Schlachtfelds einen eindringlichen Ausdruck. Diese beiden Frauen fordern uns heraus, den Begriff des Heldentums neu zu definieren.