Palau de les Arts Reina Sofía

Le cinesi

Gluck
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Geschrieben für keine andere Sängerin als die junge Maria Theresia von Österreich.

Besetzung

Lisinga
Silvia Tro Santafé
Sivene
Désirée Rancatore
Tangia
Ann Hallenberg
Silango
Anicio Zorzi Giustiniani
Orchester
Orquestra de la Comunitat Valenciana
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Musik
Christoph Willibald Gluck
Dirigent
Fabio Biondi
Text
Pietro Metastasio
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Video

Trailer

INTERVIEW | LE CINESI - Palau de les Arts Reina Sofia

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Handlung

Der Einakter spielt in einer imaginären Stadt in China. Lisinga, eine junge Frau aus einer wohlhabenden Familie, trinkt mit ihren Freundinnen Sivene und Tangia Tee, um einen Weg aus ihrer Langeweile zu finden. Silango, Lisingas Bruder, kehrt in diesem Moment von seiner Reise aus Europa zurück und möchte seine geliebte Sivene sehen. Er lauscht hinter ihrer Tür, doch die Frauen erwischen ihn dabei und sind über sein Verhalten schockiert. Denn nach alter chinesischer Sitte, ist es verboten als Mann das Frauenzimmer zu betreten. Die drei Mädchen entscheiden sich, den jungen Mann so lange zu verstecken, bis er ohne gesehen zu werden ihr Zimmer verlassen kann. Währenddessen kommt ihnen der Gedanke auf, die Zeit mit Rollenspielen von Geschichten aus dem Westen zu vertreiben. Als Erste spielt Lisinga eine tragische Szene von Andromache, die über den Tod ihres Ehemannes Hector während des Trojanischen Krieges trauert. Sivene ist die nächste. Sie entscheidet sich für ein Pastoral und spielt die Nymphe Licori, die über die Gefühle des Hirten Tirsi lacht, den Silango spielt. Schlussendlich ist Tangia dran, die sich dafür entscheidet einen arroganten Charakter, der gerade erst aus Europa zurückkam zu spielen, der offensichtlich Silango darstellen soll. Am Ende des Rollenspiels kommen die Vier in einem Ballett zusammen und beenden die Oper.

Einblicke

Le cinesi, das von dem aus Wien stammenden Musiker Christoph Willibald Gluck komponiert und dem italienischen Dichter Pietro Metastasio zu einem Libretto zusammengestellt wurde, kommt nach Valencia. Zu dieser Zeit war es für viele Komponisten üblich, denselben Text auf die Musik zu übertragen. Eine frühere Verkörperung der Oper, mit Metastasios Text zur Musik von Antonio Caldara, wurde in den königlichen Häusern von Wien vor der Erzherzogin Maria Theresa, die bald Kaiserin Maria Theresa aus Österreich werden sollte, und ihrer Schwester Maria Anna, zusammen mit einer Hofdame uraufgeführt.

Das Stück ist auf seine Art eines der exotischsten und beliebtesten seiner Zeit. Le cinesi wiederspiegelt die kulturelle Überschneidung zwischen dem österreichischen und dem weitentfernten chinesischen Hof. Das langwierige und müßige Leben der drei weiblichen Hauptrollen, die strikt aus der Gemeinschaft der Männer gehalten werden und neugierig auf das Leben der Frauen anderer Länder sind, wiederspiegelt das Leben im Fürstenhof Wiens, wo die Erzherzoginnen ihr Leben auf kleinstem Raume nicht ausleben können.

In Le cinesi, lehrt uns Metastasio die verschiedenen Formen des Theaters. Von pastoralen über witzigen bis zu tragischen Momenten: Dieses Stück führt uns durch die verschiedenen Spielweisen, die von den drei Frauen verkörpert werden, um ihre gesellschaftliche Wertung zu übermitteln. Dies ist eine Möglichkeit den geschriebenen Text und die Musik auszudrücken, während die strukturelle Art des Theaters skizziert wird.

Zusammenfassend ist Le cinesi nichts anderes als eine direkte Betrachtung des Platzes eines Künstlers in der Gemeinschaft, seinem Wert und seine Funktion an königlichen Plätzen.

1749, einige Jahre später, war es das Haus Bourbon von Spanien, das die zweite Pilgerphase von Le cinesi markierte. Diese Pause sollte durch die von Carlo Broschi (Farinelli), dem bemerkenswertesten Kastratensänger zu dieser Zeit, vorgeschlagene Veränderung nachhaltig geprägt werden. Er war mit den königlichen Feierlichkeiten und der Musik von Ferdinand VI. und Bárbara de Braganza, den damaligen Herrschern von Spanien, vertraut. Farinelli und Metastasio diskutierten ausführlich über das Stück. Schlussendlich stimmte der Dichter dem Kastratensänger zu einen vierten Charakter in die großartige Handlung einzufügen: Den Tenor Silango.

Der neue Charakter passt perfekt in die ursprüngliche Geschichte. Durch kleine Veränderungen wird das Wesentlichste hervorgebracht: Silango ist eine Art Regisseur der Unterhaltung der Mädchen und das Alter Ego von Farinelli, als Leiter der Musikveranstaltungen und dem Vergnügen der Bourbons. Silango wiederspiegelt auch Metastasio, der zu diesen Tagen der Schöpfer der Fantasien und Feste des Hofes Wiens war.

So wurde Le cinesi endlich am 30. Mai 1751 in der königlichen Residenz Aranjuez mit 4 Charakteren aufgeführt: die drei weiblichen Charaktere aus dem Originaltext von 1735 und dem Tenor, der von Farinelli hinzugefügt wurde. Jedoch war die Musik noch nicht von Gluck, sondern von Nicolò Conforto, der Musiker des Hofes von Madrid.

Doch Gluck ließ nicht lange auf sich warten. Knapp zwei Jahre später hatte er die Musik für den Operntext komponiert und für Spanien aufgefrischt. Am 24. September 1754 wurde Glucks Le cinesi in Wien vor einer großen Wichtigkeit aufgeführt. Im Publikum saß nämlich die Frau, die auch schon die Uraufführung der Oper besuchte: Die Kaiserin Maria Theresa von Österreich-Ungarn.