Ein junger Schelm verkleidet sich als armer Mann, um eine Frau zu finden, die ihn um seinentwillen liebt. Aber ihre Eltenr zu überzeugen ist eine schwierigere Aufgabe.
Jakov Gotovacs Meisterwerk, eine Ode an das ländliche Leben, ist Repertoirestück des Nationaltheater Kroatiens seit seiner Premiere 1935. Es gipfelt in frenetischem Tempo mit einem lebhaften Ballett – eine Feier von dalmatischer Musik und Tanz.
Besetzung
Đula | Valentina Fijačko Kobić |
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Mića, known as Ero the Joker | Stjepan Franetović |
Doma, Đula's step-mother | Dubravka Šeparović Mušović |
Marko, Đula's father | Siniša Štork |
Sima, a miller | Ljubomir Puškarić |
Čobanče, a sheperd | Ana Zebić Kostel |
Momče, a young man | Neven Mrzlečki |
Chor | Choir of the Croatian National Theatre |
Orchester | Orchestra of the Croatian National Theatre |
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Musik | Jakov Gotovac |
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Dirigent | Josip Šego |
Inszenierung | Krešimir Dolenčić |
Bühne | Dalibor Laginja, Ante Serdar |
Kostüme | Inga Kostinčer (renewed by Dženisa Pecotić) |
Text | Milan Begović |
Chorleitung | Luka Vukšić |
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Video
Handlung
I. Akt
Auf einem Scheunenboden schält Đula Mais mit ihren Freunden. Sie schwärmt von einem Fremden, der ihr vor kurzem Geschenke geschickt hat. Plötzlich kommt Mića aus den Heuballen hervor, ein fröhlicher junger Mann in ärmlicher Kleidung. Er stellt sich als Ero der Schelm vor und sagt Đula, ihre verstorbene Mutter sende ihr bald einen Schatz. Đulas Stiefmutter Doma unterbricht die Begegnung. Sie befiehlt Đula, ihren Aufgaben nachzugehen und züchtigt Mića, als dieser seine Hilfe anbietet. Mića warnt Doma, dass ihr Eintopf gleich anbrennt, und sie verschwindet mit einem wütenden Schnauben. Mit Đula allein gesteht Mića, dass er es war, der ihr die Geschenke schickte. Đula verliebt sich in ihn, und beide einigen sich; sich in der Nähe der Dorfmühle zu treffen, bevor ihr Vater Marko nach hause kommt.
Mića fragt Marko nach einer Unterkunft, Marko schickt ihn jedoch fort, weil er nur Lumpen trägt. Doma hat Gerüchte über eine geheimnisvolle Person aus einer anderen Welt gehört, die sich in der Stadt aufhalten soll. Sie möchte wissen, wie es ihrem verstorbenen ersten Ehemann Matija geht. Mića erklärt Doma, dass in der anderen Welt alles genauso wie auf der Erde bezahlt werden müsse und ihr verstorbener Ehemann bankrott sei. Wütend rafft Doma Markos gesamte Ersparnisse zusammen und gibt sie Mića. Er geht fröhlich fort und verspricht, alles Geld Matija zu geben. Als Marko seine Frau weinen sieht, erzählt sie ihm alles. Er verständigt seine Leute und das gesamte Dorf macht sich auf die Jagd nach dem Dieb.
II. Akt
Bei der Mühle singt Sima der Müller fröhlich vor sich hin, während die Frauen des Dorfes mit ihrem Korn ankommen. Die letzte Frau ist Doma und sie verlangt, dass ihr Korn als erstes gemahlen wird. Außerdem beleidigt Doma die anderen Frauen, daraufhin schreit Sima Đula an. Đula macht sich Sorgen um ihre Stiefmutter und verlässt die Mühle. Dabei vergisst sie den Futtersack des Pferdes.
Während er seine Mühle putzt, hört Sima, wie sich Pferdeschritte nähern. Es ist Marko, der den Dieb verfolgt, doch der Müller denkt, dass Marko wegen seines Streits mit Doma und Đula nach ihm sucht. In dem Moment, wo Sima sich versteckt, schleicht Mića sich in die Mühle und verkleidet sich als Sima. Marko kommt bei der Mühle an und fragt, in welche Richtung der Dieb davongelaufen ist. Mića schickt Marko zum Müller und verspricht Marko, auf sein Pferd aufzupassen, wâhrend er den Dieb sucht.
Đula holt den Futtersack, den sie vergessen hatte. Sie wundert sich, Mića in der Mühle zu finden und ist verärgert, weil er sie ohne Wiedersehen verlassen hat. Mićas ehrliche Worte beruhigen sie und er überzeugt sie, dass er sie liebt und seine Absichten lauter sind. Đula ist einverstanden, mit ihm zu fliehen. Marko und seine Männer fangen Sima und er beschuldigt ihn, mit dem Dieb unter einer Decke zu stecken. Plötzlich sehen sie, wie Mića und Đula auf Markos Pferd in Richtung Himmel davonlaufen. Marko begreift, dass es er betrogen wurde und versöhnt sich mit Sima.
III. Akt
Auf einem Dorffest beschließt Doma, Marko nach einem Streit zu verlassen. Sima berichtet Marko, Đula in einem anderen Dorf gesichtet zu haben, wo sie mit Ero dem Schelm auf dem größten Landgut lebt, der in Wirklichkeit Mića heißt. Das Paar kommt elegant gekleidet zu dem Fest, die Dorfleute heißen sie fröhlich willkommen. Marko und Doma sind immer noch wütend auf Mića, und so erzählt er seine Geschicht: Er ist ein wohlhabender Gutsbesitzer, dessen Mutter ihm auferlegt hatte, seiner Süßen als armer Mann vorstellig zu werden. Da nun Đula auf ewig sein ist, gibt er Doma ihr Geld und Marko sein Pferd zurück. Alle vertragen sich wieder und singen und tanzen mit den anderen.
Einblicke
5 Dinge, die man über Ero the Joker wissen sollte
1° Jura & Musik
Der kroatische Komponist Jakov Gotovac ist 1895 in Split geboren, wo er seine Schulzeit verbrachte und seine ersten Stücke komponierte. 1913 begann er Kurse in Harmonielehre bei dem Komponisten Anton Dobronic zu besuchen und schrieb sich an der Juristischen Fakultät in Zagreb ein. Gotovac kehrte während des ersten Weltkriegs in seine Heimatstadt zurück und besuchte dort Kurse im Instrumentieren und Dirigieren bei dem mehrfach ausgezeichneten tschechischen Komponisten und Chorleiter Cyril Metoděj Hrazdira. Nachdem er einen Preis für seine erste ernste Komposition - Zwei Scherzi, Op.1 - erhielt, lud ihn ein Wiener Musikverlag ein. Ein Jahr lang genoss er die Stadt und verfolgte begeistert den Unterricht des österreichischen Komponisten, Lehrer und Kritiker Joseph Marx an der Musikakademie. Zu dieser Zeit beschloss er, sein Jurastudium zu beenden und sich der Musik zu widmen.
2° Ein lebenslanges Engagement
Anfang der 1920er Jahre zog Gotavac nach Šibenik, wo er eine aktive Rolle in der städtischen philharmonischen Gesellschaft spielte. Dort lernte er Maja Strozzi-Pečić kennen, sie lud den Komponisten nach Zagreb ein. Gotovac fing seine Karriere als Korrepetitor an der Kroatischen Nationaloper an. Er blieb dort bis zu seiner Rente 35 Jahre später und arbeitete sich bis zur Stelle des Direktors hoch. Zu dieser Zeit komponierte er einige Opern, von denen Ero der Schelm die populärste war. Wie für die meisten seiner Werke ist sie stark vom kroatischen Folklore und traditioneller Musik beeinflusst und ist ein für diese Zeit in Europa typisches spät national-romantisches Werk. Ero der Schelm wurde seitdem in 80 Theatern weltweit aufgeführt und in neun Sprachen übersetzt und ist mit Abstand Gotavacs meist aufgeführte Oper. Der Komponist starb 1982 und erlebte noch, wie alle seine Opern aufgeführt wurden, bis auf das Opern-Oratorium Petar Svačić über den letzten König Kroatiens.
3° Aufstieg und Niedergang
Milan Begović, geboren 1876 in einem kleinen Dorf namens Vrlika, war kroatischer Schriftsteller, Dramatiker, Librettist, Kritiker und Übersetzer. Er arbeitete ab 1909 als Dramaturg am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und wechselte anschließend als Dramaturg und Regisseur an die Neue Wiener Bühne in Wien. Nach dem ersten Weltkrieg kehrte er nach Kroatien zurück, um in Zagreb zu schreiben und zu unterrichten. Sein Stück Der Abenteurer vor der Tür von 1926 war ein großer Erfolg, Begović wurde schnell Schauspieldirektor am Kroatischen Nationaltheater Zagreb, wo Gotovac als Korrepetitor arbeitete. Beide teilten eine große Liebe zu allem Volkstümlichen, die beiden wurden Freunde und arbeiteten zusammen. Ihre Zusammenarbeit gipfelte in Ero der Schelm, das 1935 Premiere feierte. Neben der Oper und seinem vorigen erfolgreichen Stück ist Begović noch bekannt für seine romantische Komödie Die amerikanische Yacht im Hafen von Spalato von 1930. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er verurteilt, da er mit dem während des Krieges unabhängigen Staats Kroatien kollaboriert hatte. Er starb 1948 in Zagreb, und da er als Abtrünniger bekannt war, wurde sein Tod weder beachtet noch besonders begangen.
4° Ursprung in Dalmatien
Das heute 828-köpfige Dorf Vrlika im Bezirk Split-Dalmatien war ein Städtchen des dalmatinischen Königreiches und eine Kronkolonie des österreichischen Imperiums, als Begović 1876 auf die Welt kam. Der Librettist benutzte es als Kulisse für Ero der Schelm und seine Sitten, Kostüme, Musik und Tänze fanden ihren Platz in der Oper. Zu Ehren ihres berühmtesten Sohnes ließ die Stadt Vrlika eine Statue von Begović in ihrem Česma Park errichten, wo der Fluss Cetina entspringt. Es ist ein zentraler Treffpunkt für die Leute aus dem Städtchen und auch der Schauplatz des Dorffestes im dritten Akt von Ero der Schelm. Es ist außerdem die Bühne für eine alljährliche open air-Aufführung der Oper als fester Teil des Sommerfestivals in Split. Vrlikas Traditionen sind aber nicht nur an einem Abend im Jahr sichtbar; das Dorf beheimatet auch die KUU ‘Milan Begović’, ein Folklore-Ensemble, dessen Mitglieder sich dem Erhalt und der Feier ebendieser Kultur verpflichtet haben, mit der Gotovac und sein Librettist so sehr verbunden waren.
5° Internationaler Beifall
Der deutsche Dirigent Wilhelm Furtwängler sagte einmal: ‘Heutzutage braucht es keine Courage mehr, die sinnlosesten - auch als die mutigsten bezeichneten - Akkorde anzuhäufen, aber besonders viel Mut braucht es, auch nur einen reinen Akkord oder eine einfache Phrase zu komponieren.’ Wohin und wann auch immer Ero der Schelm reiste, wurden die Oper und ihr Schöpfer mit Begeisterung von Kritikern aller Lager aufgenommen. Robert Hahn schrieb 1956 in der Saar-Volksstimme, wobei er Gotovac als einen Komponisten mit dem von Furtwängler beschworenen Mut qualifizierte: ‘Gotovac blieb der Sprache seines Volkes treu. Die Melodie des Volkslieds ist das Alpha und das Omega seiner Ausdrucksform, die von diesem erfahrenen und gut ausgebildeten Musiker schillernd und modern orchestriert wird. Es ist eine zeitlose Sprache und Komposition, die völlig im Einklang mit unserer Zeit steht.’