

Libuše

Eine weise Prinzessin wird darum gebeten, sich den Fall von zwei verfeindeten Brüdern anzuhören. Als ihr Urteil auf Grund ihrer Weiblichkeit in Frage gestellt wird, versucht sie, den Frieden zu bewahren, indem sie sich selbst einen Ehemann sucht.
Smetanas Festoper über den legendären Prager Gründer wurde 1881 bei der Eröffnung des Nationaltheaters der Stadt uraufgeführt. Diese Produktion, die nun für besondere Anlässe reserviert ist, feiert den 100. Jahrestag der tschechoslowakischen Unabhängigkeitserklärung in Prag.
Besetzung
Libuše | Iveta Jiříková |
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Přemysl | Svatopluk Sem |
Chrudoš | František Zahradníček |
Šťáhlav | Jaroslav Březina |
Lutobor | Jiří Sulženko |
Radovan | Jiří Brückler |
Krasava | Petra Alvarez Šimková |
Radmila | Stanislava Jirků |
First Harvester | Eva Kývalová |
Second Harvester | Olessia Baranová |
Third Harvester | Yvona Škvárová |
Fourth Harvester | Václav Lemberk |
Chor | Prague National Theatre Chorus, Kühn Choir of Prague, Charles University Choir |
Orchester | Prague National Theatre Orchestra |
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Musik | Bedřich Smetana |
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Musikalische Leitung | Jaroslav Kyzlink |
Inszenierung | Jan Burian |
Bühne | Daniel Dvořák |
Kostüme | Kateřina Štefková |
Text | Josef Wenzig and Ervín Špindler |
Chorleitung | Pavel Vaněk |
Staging and movement collaboration | Petr Zuska |
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Video
Handlung
Akt I
Die Brüder Chrudoš und Šťáhlav streiten sich um das Erbe ihres verstorbenen Vaters. Radmila, ihre Schwester, bittet Prinzessin Libuše, als Vermittlerin zu fungieren. Das junge Mädchen Krasava verrät, dass sie für die plötzliche Feindseligkeit, die zwischen den Brüdern herrscht, verantwortlich ist. Libuše versichert Radmila, dass die Götter helfen werden, den Streit zu lösen.
Bei einer Versammlung der Ältesten beschuldigen Chrudoš und Šťáhlav sich gegenseitig der Täuschung und Despotie. Radovan und Lutobor - der Vater von Krasava und der Onkel der Brüder - vertreten die Meinung, dass solche gefährlichen Meinungsverschiedenheiten nur gelöst werden können, wenn die Nation von beiden Männern gemeinsam geführt wird.
Libuše fordert die Brüder dazu auf, ihren Streitfall zu diskutieren. Während der ältere Bruder Chrudoš alles erben will, überlässt Šťáhlav sein Schicksal den Richtern. Radovan verkündet die Entscheidung des Gerichts - die Brüder sollen sich versöhnen und das Erbe gemeinsam verwalten. Chrudoš weigert sich, das Urteil des Gerichts anzunehmen, da es von einer Frau angeführt wurde. Um den Frieden zu bewahren, beschließt Libuše, ihre Herrschaft mit einem Mann zu teilen. Sie wählt Přemysl, einen Bauern aus Stadice, zu ihrem Ehemann und ihre Untertanen freuen sich über diese Entscheidung.
Akt II
Lutobor, Krasava, Radmila und Šťáhlav kommen zu einem Grabhügel im Wald, um den Streit mit Chrudoš zu beenden. Da sie den Streit verursacht hat, versucht Krasava die Wut ihres Vaters zu besänftigen. Doch sie ist unfähig, Chrudoš offen ihre Zuneigung zu ihm zu gestehen, weshalb sie sich dazu entschließt ihn zu provozieren, indem sie vorgibt, sich zu Šťáhlav hingezogen zu fühlen. Lutobor schwört seiner Tochter zu vergeben, unter der Bedingung, dass sie die beiden Brüder versöhnt. Chrudoš weist Krasavas Erklärung zunächst zurück, wird aber letztlich von ihren Worten bewegt. Er legt seinen Zorn beiseite und schließt mit Krasava und Šťáhlav Frieden.
In einem Dorf erfreuen sich die Bauern an fröhlichem Gesang, während sie die letzten Ernten einsammeln. Přemysl, ihr Grundherr, ist in Gedanken bei Libuše, in die er verliebt ist, bevor er den Beginn des Erntedankfestes ankündigt. Er sitzt im Schatten einer Linde und bewundert ihre Schönheit, Stärke und Würde, die der ganzen Nation als Beispiel dienen sollte. Přemysls Gedanken werden durch den Klang einer nahenden königlichen Delegation unterbrochen. Radovan vermittelt ihm die Absicht Libušes, ihn zum Prinzen zu machen und ihm die Prinzessin als Braut zu geben.
Akt III
Erfreut darüber, dass sich die Brüder wieder versöhnt haben, vergibt Libuše allen für ihre Fehler. Chrudoš hat jedoch Angst, dass Přemysl sich an ihm rächen wird, weil er die Prinzessin beleidigt hat. Šťáhlav und Lutobor versuchen Chrudoš davon zu überzeugen sein Temperament zu zügeln, aber es gelingt erst, als Krasava ihn bittet, dem neuen Prinzen im Namen ihrer Liebe Treue zu schwören.
Libuše begrüßt Přemysl als ihren Ehemann und betet zu den Göttern, sie zu segnen. Der Prinz bittet Chrudoš darum, sich dafür zu entschuldigen, seine Frau beleidigt zu haben. Chrudoš lehnt es zunächst ab, gibt dann aber nach. Als er vor dem Königspaar niederknien will, bietet Přemysl ihm eine brüderliche Umarmung an. Libuše dankt den Göttern und glaubt, dass sie über ihrem Volk weiterhin Gnade walten lassen. Plötzlich wird sie von einem prophetischen Geist betreten und die Zukunft der Nation entfaltet sich vor ihren Augen. Sie sieht Zeiten des Leidens und der Knechtschaft voraus und hofft, dass die tschechische Nation niemals dem Bösen in irgendeiner Form nachgeben wird.
Einblicke
5 Dinge, die man über Libuše wissen sollte
1 ° Der Stoff der Legenden
In seiner Chronica Boemorum (Chronik der Böhmen) erzählte Kosmas von Prag eine Geschichte über Böhmen von der Erschaffung der Welt bis zum April 1125. Später in diesem Jahr verstarb er. Sein Magnum Opus enthält die erste schriftliche Beschreibung der legendären Gründung Böhmens um das Jahr 600. Der Legende nach hatte Krok, der erste Richter des tschechischen Volkes, drei Töchter: Kazi, die eine Heilerin war; Teta, die eine Magierin war; und Lubuše, die in die Zukunft sehen konnte. Lubuše war die jüngste, aber die weiseste der drei und Krok wählte sie zu seiner Nachfolgerin. Sie prophezeite eine große Stadt und befahl ihrem Rat diese zu gründen. Sie nannte die Stadt Prag.
Obwohl sie fair und gerecht war, waren die Stammesangehörigen unzufrieden, dass ihr neuer Herrscher eine Frau war und verlangten von ihr, sich zu verheiraten. Zum Glück für Lubuše hatte sie sich bereits in einen Pflüger namens Přemysl verliebt. Aus den Leuten, die das Land bewirtschafteten, wurde die Dynastie der Přemysliden gegründet. Ihre Nachkommen regierten weiterhin Böhmen, bis König Wenzel III. 1306 ermordet wurde und die Krone dann an die Luxemburger und schließlich an die Habsburger überging.
2 ° Ein ambitioniertes Vorhaben
Josef Wenzig war eine bedeutende Persönlichkeit der tschechischen Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts. Als Erzieher, Politiker und Autor spielte er eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung des tschechischen Bildungssystems. Es war Wenzig, der den Mythos von Lubuše in ein deutschsprachiges Libretto umwandelte und es Bedřich Smetana präsentierte. Wie bei seiner dritten Oper Dalibor, an der er zu dieser Zeit arbeitete, ließ Smetana den Text für Libuše von Wenzigs Schüler, dem tschechischen Dichter und Publizisten Ervín Špindler, übersetzen. Und genau wie im Fall von Dalibor entschied sich Smetana für die Vertonung von Špindlers tschechischer Übersetzung und nicht für das ursprünglich deutsche Libretto von Wenzig.
Libuše ist bis heute das ambitionierteste Werk des Komponisten. Geschrieben zwischen 1869 und 1872 zu einer Zeit, als die europäische Musik im Wagner-Fieber war, war es unvermeidlich, dass der Einfluss des deutschen Komponisten auch die tschechische Oper erreichte. Das Ergebnis waren drei prunkvolle Akte, die Smetana als „Festoper“ bezeichnete. Seit Beginn seiner Arbeit an Libuše wollte er, dass es für ein besonderes Ereignis von landesweiter Bedeutung gespielt werden würde. Er dachte an die Krönung von Kaiser Franz Joseph I. zum König von Böhmen, aber wegen der Opposition von Deutsch-Böhmen und Ungarn fand die Krönung nie statt. Smetana entschied sich stattdessen, seine Oper für die anstehende Eröffnung des neuen Nationaltheaters in Prag aufzuheben.
3 ° Nationale Feierlichkeiten
Die Erste Tschechoslowakische Republik wurde am 28. Oktober 1918 gegründet. Diese Produktion von Libuše und insbesondere diese Aufführung ist der Hauptbeitrag der National Theatre Oper zu den Feierlichkeiten anlässlich des 100. Jahrestages. Smetanas Oper ist auch eine äußerst geeignete Oper, um die eigene Rolle des Nationaltheaters während der tschechischen nationalen Wiedergeburt zu feiern.
In den 1850er Jahren wurde der Bau eines unabhängigen tschechischen Theaters von Mitgliedern aller Klassen, von Aristokraten bis zu Bauern, als eine der wichtigsten Prioritäten der tschechischen Gesellschaft angesehen, wobei jeder Geld anbot, um die Idee zu verwirklichen. Der Plan wurde auch von Kaiser Franz Joseph I. unterstützt, der während seiner zahlreichen Besuche in Prag, wie auch sein Sohn Kronprinz Rudolph, für den Bau des Theaters spendete.
1881 wurde das Nationaltheater mit Libuše eröffnet. Smetana hatte seine Oper für diese Gelegenheit zurückgehalten, obwohl er sie bereits neun Jahre zuvor beendet hatte. Er hatte keine Eintrittskarte für die Vorstellung erhalten, wurde aber in letzter Minute in die Box des Theaterregisseurs eingeladen. Weitere 11 Aufführungen wurden gespielt, dann wurde das Theater geschlossen, um die Fertigstellung der Feinarbeiten zu ermöglichen. Während dieser Arbeiten brach ein Feuer aus, das die Kupferkuppel, den Zuschauerraum und die Bühne des Theaters zerstörte. Smetana half, Geld für den Wiederaufbau zu sammeln und das Theater wurde anschließend rekonstruiert und 1883 mit Libuše wiedereröffnet. Das Neurenaissancegebäude am rechten Ufer der Moldau ist seither eines der architektonischen Wahrzeichen Prags.
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