Haydns Missa in tempore belli ist wegen des dramatischen Einsatzes der Pauken auch als Paukenmesse bekannt. Die Dutch National Opera trägt der dem Werk innewohnenden Theatralik Rechnung, indem sie die Messe in einer vollständigen Inszenierung präsentiert. Regisseurin Barbora Horáková zeigt die Kehrseite des unerschütterlichen Glaubens, der sich durch Haydns Musik zieht, und porträtiert auf ergreifende Weise Menschen, die unter der schweren Last einer einseitigen Ideologie leiden.
Im Mittelpunkt dieser besonderen Aufführung unter der Leitung des Chefdirigenten der DNO, Lorenzo Viotti, steht Haydns „Messe in Zeiten des Krieges‟, die Musiktheater, Tanz, elektronische Komposition und Video kombiniert. Die neun Tänzer:innen des Choreographen Juanjo Arqués verleihen den Kontrasten, die in der Vision der Regisseurin Barbora Horáková im Mittelpunkt stehen, körperlichen Ausdruck, während Elektronikkomponist Janiv Oron Haydns religiöse Musik mit Live-Beats und Soundeffekten reflektiert.
Besetzung
Sopranistinnen | Janai Brugger |
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Alto | Polly Leech |
Tenor | Mingjie Lei |
Bass | Johannes Kammler |
Tänzer:innen | Dutch National Ballet |
Chor | Chor der Dutch National Opera |
Orchester | Netherlands Philharmonic Orchestra |
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Musik | Joseph Haydn |
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Musikalische Leitung | Lorenzo Viotti |
Inszenierung | Barbora Horáková |
Bühne | Barbora Horáková |
Licht | Barbora Horáková |
Kostüme | Jorine van Beek |
Chorleitung | Lionel Sow |
Electronic music | Janiv Oron |
Bühnenbild (assoziiert) | Sieger Kotterer |
Licht (assoziiert) | Peter van der Sluis |
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Video
Handlung
Wie in der lateinischen Messe üblich, besteht Haydns Missa in tempore belli aus einer Reihe fester Bestandteile (Ordinarium: Kyrie, Gloria, Credo etc.), die in dieser Produktion mit Kompositionen von Janiv Oron (in KURSIV markiert) durchsetzt sind.
GLOCKEN
I. KYRIE
Mit den griechischen Worten Kyrie/Christe eleison wird um Gnade für die Gemeinde gebeten.
KLINGENDER GARTEN
II. GLORIA
Gott der Vater und Christus, sein Sohn, werden gepriesen.
- Gloria in excelsis Deo („Ehre sei Gott in der Höhe“)
RADELN FÜR DIE LIEBE
- Qui tollis peccata mundi („Der du trägst die Sünd der Welt“)
- Quoniam tu solus Sanctus („Denn du allein bist der Heilige“)
FREQUENZBALKEN
III. CREDO
Das Glaubensbekenntnis („Ich glaube an ...“), wie es auf den Konzilien von Nizäa (323 n. Chr.) und Konstantinopel (381 n. Chr.) festgelegt wurde.
- Credo in unum Deum („Ich glaube an den einen Gott“)
- Et incarnatus est („und das Wort ist Fleisch geworden“')
BLUTHERZ
- Et resurrexit („Und er erstand“)
GEWASCHEN UND GETROCKNET
IV. SANCTUS
Die Engel preisen Gott auf seinem Thron. Dies ist einer der ältesten Bestandteile aller Liturgien, zusammen mit dem folgenden Benedictus.
V. BENEDICTUS
Die Huldigung Jesu bei seinem Einzug in Jerusalem („Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn“).
PAUKEN
VI. AGNUS DEI
Eine alte Litanei, in der das Lamm Gottes (Christus) um Gnade und Frieden angerufen wird.
GLOCKEN
Einblicke
Joseph Haydn komponierte viele Messen. Er tat dies nicht nur aus eigener religiöser Hingabe, sondern auch aufgrund der hohen Nachfrage seiner Auftraggeber. Dies gilt auch für seine Missa in tempore belli, eine der sechs Messen, die er in der letzten Phase seines Lebens schrieb.
Die Messe erzählt keine Geschichte mit einer Handlung und Figuren. Die Texte sind die des Ordinariums der lateinischen Messe: Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei. Sie sind an Gott, den Vater, und Christus, den Sohn, gerichtet und kulminieren im Ruf des Agnus Dei „dona nobis pacem“, „gib uns deinen Frieden“.
Die Regisseurin Barbora Horáková und ihr Team haben auf der Grundlage dieser Messe ein Musiktheaterstück geschaffen. Sie stellten sich der Herausforderung, die dramatische Spannung und den Kontrast von Haydns Werk zu verstärken, das nie als eine Aufführung ohne Unterbrechung konzipiert war. Eine Messfeier würde aus anderen Elementen bestehen, wie einer Predigt, dem Abendmahl und Lesungen aus dem Evangelium. Das künstlerische Team hat diese Idee aufgegriffen und eigene Ergänzungen vorgenommen, indem es zwischen den Chorgesängen neue Musik hinzugefügt hat. Diese neuen Teile werden vom Komponisten und DJ Janiv Oron gespielt, der mit selbstgebauten elektronischen Instrumenten Musik macht.
In der Messe treten vier Stimmen als lyrische Soli auf; Sopran, Mezzo, Tenor und Bariton werden zu Protagonist:innen der Aufführung. Horáková fand die Inspiration für diese Figuren in intensiven, persönlichen Geschichten. Eine Frau, die nach einer Vergewaltigung eine Abtreibung vorgenommen hat. Ein Junge, der mit seiner Sexualität kämpft und sein Glück im Sport sucht. Ein Mann, der als Kind mit einer lebensbedrohlichen Krankheit konfrontiert war, ohne die Unterstützung seiner religiösen Eltern, die sich damit begnügten, sein Schicksal in die Hände Gottes zu legen. Eine Frau, die unter großen Schwierigkeiten eine gewalttätige Ehe verlässt und jegliche Unterstützung ihrer Umgebung verliert.
Diese individuellen Erfahrungen werden vor dem Hintergrund einer homogenen Gruppe (dem Chor) dargestellt, die über dem Ganzen thront. In der Aufführung geht es nicht nur um persönliche Traumata, sondern auch um das Leben nach dem Tod und darum, wie wir einander näher kommen können. Die Themen Vergebung, Glaube, Gnade und Feiern sind universell und berühren Menschen mit oder ohne Glauben an Gott. Es handelt sich also um eine sehr menschliche Messe, eine Feier der schöpferischen Kraft des Menschen.