Ihr Selbstbetrug und ihre Einbildung rücken Platée in den Mittelpunkt eines herzlosen Komplotts, das von den Göttern ersonnen wurde, um Junon von ihrer obsessiven Eifersucht auf Jupiter und dessen romantische Eskapaden zu heilen. Erst gibt Jupiter vor, sich in Platée zu verlieben; doch als Junon eintrifft, verlässt er die Sumpfnymphe wieder, um seiner Gattin zu beweisen, dass kein Grund zur Eifersucht besteht.
Die Komödie hatte eine geringe Rolle in der französischen Operntradition gespielt, Lully strich sogar komische Episoden aus seinen Tragödien. Von dort an bis zum Erscheinen dieses Werks gab es nur eine Handvoll Opern mit komischen Sujets. In Platée ist es die Scheinhochzeit zwischen dem Gott Jupiter und einer zwar hässlichen, aber von ihren eigenen Reizen komplett überzeugten Sumpfnymphe. So eine Handlung scheint grotesk unpassend für den Anlass, für den die Oper in Auftrag gegeben worden war – die Hochzeit des Dauphins mit der (unansehnlichen?) spanischen Prinzessin Maria Teresa –, wenngleich das Werk damals gut aufgenommen wurde. Während all dies eher schamlos wirkt, wird die Grausamkeit, sich über eine unattraktive und hoffnungslos eitle Frau lustig zu machen, doch dadurch in Grenzen gehalten, dass die Rolle der Platée von einem Tenor gesungen wird. Und so komisch Platées Lage auch sein mag, fühlen wir doch durchweg Mitleid für die Nymphe. Diese erste Produktion von Platée an der Garsington Opera bietet die Gelegenheit, in satter Chormusik und grandiosen Tänzen einer französischen Barockwelt voller Glamour und Täuschung zu schwelgen. In der gefeierten Produktion vom Festival im Sommer 2024 in der Regie von Louisa Muller und mit der Ausstattung von Christopher Oram gibt der Barockspezialist (und selbst ehemalige Platée) Paul Agnew sein Garsington-Debüt mit The English Concert.
BESETZUNG
In der Reihenfolge des Auftretens:
Ein Satyr, Cithéron | Henry Waddington |
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Thespis, Mercure | Robert Murray |
Mänaden | Audrey Tsang Nancy Holt |
Thalie | Holly Brown |
Momus | Jonathan McGovern |
Amor | Victoria Songwei Li |
Platée | Samuel Boden |
Clarine | Holly Teague |
Jupiter | Ossian Huskinson |
La Folie (der Wahnsinn) | Mireille Asselin |
Junon | Annabel Kennedy |
Tänzer:innen | Marco Venturini (Tanz Kapitän) Zaynah Ahmed Vikki Clark Jay Jobarteh Malin Kvist Helen Parsons Jessica Saisang-Rowe Leah Wallings |
Orchester | The English Concert Continuo: Christopher Bucknall (Cembalo) Joe Crouch (Cello) |
Chor | Chor der Garsington Opera |
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Musik | Jean-Philippe Rameau |
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Text | Adrien-Joseph Le Valois d'Orville |
Musikalische Leitung | Paul Agnew |
Regie | Louisa Muller |
Bühnenbild und Kostüme | Christopher Oram |
Licht | Malcom Rippeth |
Video | Illuminos |
Choreografie | Rebecca Howell |
Herausgeber | Société Jean-Philippe Rameau and Bärenreiter Verlag, Kassel |
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VIDEO
Handlung
Prolog
In den frühen Morgenstunden nach einer wilden Nacht singt Thespis (der Erfinder der Komödie) ein Loblied auf Bacchus. Momus (die Personifizierung des Spottes) und Thalie (die Muse der Komödie) denken sich eine neue Unterhaltung aus, um die Fehler der Menschen und der Götter zu karikieren: Sie wollen Jupiters Versuch inszenieren, Junon von ihrer Eifersucht zu heilen – nämlich, indem sie mit der Unterstützung von Amour die für ihn unwahrscheinlichste Partnerin finden. Mit Thespis an der Spitze feiert die Truppe und bittet Bacchus um Hilfe bei der Schaffung ihrer neuen Form des Dramas.
I. Akt
Mercure erklärt Chithéron, dass er von Jupiter beauftragt wurde, das Problem von Junons Eifersucht zu lösen. Chithéron hat den perfekten Plan: Jupiter soll vorgeben, in Platée verliebt zu sein – eine eitle Nymphe, die glaubt, dass jeder Mann, dem sie begegnet, sich sofort in sie verliebt. Junon soll von Jupiters angeblicher neuer Geliebten eifersüchtig gemacht werden und die beiden zusammen auf frischer Tat ertappen. Wenn Junon dann sieht, wie absurd Platée ist, wird sie erkennen, dass ihre Eifersucht grundlos war – und das göttliche Paar wird wieder vereint sein. Platée erscheint und macht es sich gemütlich. Trotz ihrer ständigen Misserfolge versucht Platée Chithéron, dessen Zurückhaltung sie als Zuneigung missversteht, zu verführen. Als Chithéron und Mercure ihr eröffnen, dass in Wirklichkeit Jupiter ein Auge auf sie geworfen hat, bereitet sie sich hocherfreut auf ein Treffen mit dem König der Götter vor.
II. Akt
Damit er und Chithéron in Ruhe ihren Plan weiterspinnen können, hat Mercure Junon dazu überredet, in Athen nach ihrem untreuen Ehemann zu suchen. Jupiter trifft ein und nimmt verschiedene Gestalten an, was Platée in ihren Annäherungsversuchen verwirrt. Schließlich erscheint er als er selbst und schwört der Nymphe seine Liebe. Das nun folgende Fest wird von dem überraschenden Auftritt von La Folie unterstützt: Sie singt von der Macht der Liebe und der Musik und erzählt dabei die Geschichten von Daphné und Apollon sowie Zéphyr und Flore. Platée wird immer aufgeregter über ihre bevorstehende Heirat.
III. Akt
Nachdem es Junon nicht gelungen ist, Jupiter in Athen zu finden, kehrt sie wütend nach Hause zurück. Mercure rät ihr, sich zu verstecken und das Geschehen zu beobachten. Die Bühne ist für die Hochzeit von Jupiter und Platée vorbereitet. Als Platée sich wundert, warum der Liebesgott Amour und der Hochzeitsgott Hymen nicht gekommen sind, um ihre Ehe zu segnen, erscheint Momus in behelfsmäßiger Verkleidung von Amour. Auch La Folie stößt zu der Feier. Jupiter und die anderen verzögern die Hochzeitszeremonie mit verschiedenen Mitteln, während sie auf das Erscheinen von Junon warten. Als sie sich schließlich das Eheversprechen geben wollen, stürmt Junon herein und setzt der Farce ein Ende. Jupiter und Junon versöhnen sich und kehren in den Olymp zurück, während Platée, verhöhnt und gedemütigt, allein auf der Erde zurückbleibt.