Als der scharfzüngige Hofnarr Rigoletto wegen seiner gehässigen Worte verflucht wird, sieht er sich gezwungen, seine weltfremde Tochter Gilda vor seinem eigenen ruchlosen Herrn, dem Herzog, zu verstecken. Für Verdis großartigen und zwiespältigen Buckligen ist das Paradies das friedliche Heim und die Familie, die er mit allen Mitteln zu schützen versucht.
Einen Hofnarren als tragische Figur auf eine Stufe mit Macbeth oder Lear zu heben, ist kein leichtes Unterfangen. Durch die Adern von Rigoletto fließt die dramatische Essenz von Shakespeare, obwohl die Geschichte auf dem umstrittenen Le Roi s’amuse von Victor Hugo basiert. Während das Schauspiel in Frankreich mehr als 50 Jahre lang verboten war, kämpfte auch Verdi mit der Zensur, die die Aufführung seiner Oper zunächst verhinderte. Schließlich wurde sie von der österreichischen Zensur genehmigt, indem der titelgebende König zu einem Herzog degradiert wurde; dadurch wurde die Tragweite des Attentats, das den Kern der Handlung bildet, abgeschwächt – so zumindest die Intention. Vielleicht rechnete niemand mit Pari siamo und Cortigiani, den entscheidenden Monologen des Hofnarren, die dank Verdis Musik auf unerwartete Weise den Protest und den sozialen Unmut zum Ausdruck bringen. Womöglich facettenreicher als jede andere Oper Verdis – zärtlich, grausam, mit bemerkenswerten Nuancen von schwarzem Humor –, ist Rigoletto auch eine herzzerreißende Beobachtung der Liebe zwischen einem Elternteil und einem Kind. Angesichts der Hilflosigkeit einer Frau gegenüber einer Gruppe von Männern setzt sich die Inszenierung des Teatro Real in der Regie von Miguel del Arco auch mit gesellschaftlichen Vorstellungen von Männlichkeit auseinander. Nicola Luisotti dirigiert einige der großen Stimmen unserer Zeit, darunter Javier Camarena, Ludovic Tézier, Marina Viotti und Adela Zaharia.
BESETZUNG
Herzog von Mantua | Javier Camarena |
---|---|
Rigoletto | Ludovic Tézier |
Gilda | Adela Zaharia |
Sparafucile | Peixin Chen |
Maddalena | Marina Viotti |
Giovanna | Cassandre Berthon |
Graf Monterone | Jordan Shanahan |
Marullo | César San Martín |
Matteo Borsa | Fabián Lara |
Graf Ceprano | Tomeu Bibiloni |
Gräfin Ceprano | Sandra Pastrana |
Ein Page | Inés Ballesteros |
Orchester | Orchester der Teatro Real |
Chor | Chor der Teatro Real |
... |
Musik | Giuseppe Verdi |
---|---|
Text | Francesco Maria Piave |
Musikalische Leitung | Nicola Luisotti |
Regie | Miguel del Arco |
Bühne | Sven Jonke Ivana Jonke |
Kostüme | Ana Garay |
Licht | Juan Gómez-Cornejo |
Choreografie | Luz Arcas |
Chorleitung | José Luis Basso |
... |
VIDEO
Handlung
I. Akt
Der Herzog von Mantua interessiert sich für ein schönes Mädchen, das er in der Kirche gesehen hat, wirbt jedoch auf einer Feier in seinem Palast um die Gräfin von Ceprano. Der bucklige Hofnarr Rigoletto macht den Ehemann der Herzogin lächerlich, der daraufhin Rache schwört. Rigoletto rät, den Grafen gefangen zu nehmen oder zu köpfen, sodass der Herzog freie Bahn bei der Gräfin hat. Graf Montenore beschuldigt den Herzog, seine Tochter verführt zu haben und verlangt, dass diese Tat gesühnt werde. Nachdem er vom Hofnarren verhöhnt wurde, verflucht Montenore den Narren und den Herzogen und wird abgeführt.
Aus Angst vor dem Fluch eilt Rigoletto zu seiner Tochter Gilda nach Hause. Auf dem Heimweg trifft er den Mödrer Sparafucile, der ihm seine Dienste anbietet. Rigoletto lehnt dies ab, fragt jedoch, wie er ihn finden kann, falls er seine Meinung ändert. Zuhause angekommen fragt Gilda ihren Vater über ihre Familie aus, er gibt ihr jeodch keine Antworten. Er hielt sie ihr ganzes Leben lang vor der Öffentlichkeit verborgen und erlaubte ihr bislang nur, zur Kirche zu gehen. Gilda kennt nicht einmal den Namen ihres Vaters. Bevor Rigoletto zum Palast zurückkehrt, bittet er Giovanna, Gildas Freundin, die Tür immer verschlossen zu halten. Der Herzog hat sich jedoch schon ins Haus geschlichen und erkennt, dass das Mädchen aus der Kirche Rigolettos Tochter sein muss. Er stellt sich Gilda als armer Student vor und gesteht ihr seine Liebe. Als Giovanna sich nähernde Schritte hört, verschwindet der Herzog durch die Hintertür. Die Höflinge, immer noch gegen Rigoletto aufgebracht, entführen Gilda, die sie für Rigolettos Geliebte halten.
II. Akt
Der Herzog, wieder in seinem Palast, bedauert, dass seine neue Geliebte verschwunden ist. Als ihm seine Höflinge berichten, dass sie Rigolettos Geliebte entführt haben, ist ihm klar, dass es sich bei der von ihnen beschriebenen Frau nur um Gilda handeln kann und beeilt sich, sie zu finden. Rigoletto verlangt, sie zu sehen, aber die Höflinge verspotten ihn nur. Er erklärt ihnen, dass Gilda seine Tochter ist und bittet sie, ihn zu ihr zu führen. Gilda erscheint aus dem Raum, in dem sie festgehalten wurde und wirft sich ihrem Vater in die Arme. Auf seinem Weg ins Gefängnis beklagt Montenore, dass sein Fluch auf den Herzog wirkungslos blieb. Rigoletto schwört, sich am Herzog zu rächen, während Gilda ihren Liebhaber in Schutz nimmt.
III. Akt
Um seine Tochter vom Herzog abzubringen, führt Rigoletto Gilda in Sparafuciles Taverne, wo er ihr zeigt, wie der Herzog des Mörders Schwester Maddalena verführt. Der Hofnarr weist seine Tochter an, als Mann gekleidet nach Verona abzureisen. Anschlieβend beauftragt er Sparafucile, den Herzog zu töten und ihm in einem Sack zu hinterlassen.
Der Herzog entscheidet angesichts eines herannahenden Gewitters, über Nacht in der Taverne zu bleiben. Sparafucile bereitet seinen Mord vor, aber Maddalena, hingerissen vom Herzog, bittet ihren Bruder, sein Leben zu schonen.Sparafucile willigt widerwillig ein, da er schon bezahlt wurde, den nächsten Mann zu töten, der zur Tür herein kommt. Gilda hört heimlich diese Unterhaltung und beschlieβt, sich für ihren Liebhaber zu opfern, seiner Untreue durchaus gewahr. Sie betritt die Taverne wie von ihrem Vater angewiesen als Mann verkleidet und wird von Sparafucile erstochen. Rigoletto kehrt zurück, um den Sack mit der Leiche des Herzogs zu holen. Er ist zufrieden mit seiner Rache, hört jedoch plötzlich von Weitem die Stimme des Herzogs. Rigoletto öffnet den Sack und findet seine Tochter darin, die ihn um Vergebung bittet und in seinen Armen stirbt.