Dutch National Opera & Ballet

Der Zwerg

Zemlinsky
Diese Vorstellung ist nicht mehr als Video auf unserer Plattform verfügbar. Sie können aber weiterhin das zusätzliche Material der Produktion nutzen.

Die spanische Prinzessin erhält ein ganz besonderes Geschenk: einen kleinen Menschen. Zur Belustigung aller ist er sich seiner kleinen Statur nicht bewusst. Schon bald entwickeln sich Gefühle zwischen den beiden, doch welche Chance haben sie in einer Welt, in der Aussehen alles ist?

Der Zwerg, nach einer Erzählung von Oscar Wilde, ist Zemlinskys wohl bekannteste und stärkste Oper. Die Aufführung markiert sowohl die erste Produktion des Nachwuchsstars Lorenzo Viotti als Chefdirigent an der Dutch National Opera als auch das Operndebüt der Film- und Theaterregisseurin Nanouk Leopold. Der Heldentenor Clay Hilley singt die Titelrolle, während die Infantin Clara von der Sopranistin Lenneke Ruiten interpretiert wird.

Besetzung

Donna Clara
Lenneke Ruiten
Ghita
Annette Dasch
Don Estoban
Derek Welton
The dwarf
Clay Hilley
Three maids
Julietta Aleksanyan*, Inna Demenkova**, Maya Gour**
Two girls
Claire Antoine**, Tinka Pypker**
Chor
Dutch National Opera Choir
Orchester
Netherlands Philharmonic Orchestra
...
Musik
Alexander Zemlinsky
Dirigent
Lorenzo Viotti
Inszenierung
Nanouk Leopold
Bühne
Leopold Emmen
Licht
James Farncombe
Kostüme
Wojciech Dziedzic
Text
Georg C. Klaren, based on ‘The Birthday of the Infanta’ by Oscar Wilde
Chorleitung
Ad Broeksteeg
Assistant to the conductor
Aldert Vermeulen
Assistant to the stage director
Astrid van den Akker
Rehearsals
Ernst Munneke, Rupert Dussmann
Sprachtraining
Miriam Kaltenbrunner
Production director
Anne van Dooren
Edition
Boosey & Hawkes
...

Video

Hinter den Kulissen

Die visuelle Welt von Der Zwerg: die Bühnenbilder

Folgen Sie der Regisseurin Nanouk Leopold auf ihrem Streifzug durch das Bühnenbild der Inszenierung von Der Zwerg an der Niederländischen Nationaloper. Wundern Sie sich nur nicht, wenn Sie dabei auf im Schlamm wühlende Schweine stoßen.

Weniger lesenWeiterlesen
Hinter den Kulissen

Die visuelle Welt von Der Zwerg: die Kostüme

In der Inszenierung von Alexander Zemlinskys Der Zwerg an der Dutch National Opera wirft die Ankunft eines seltsamen Vogels Perlen vor die Säue. Werfen Sie einen Blick auf die prächtigen, tierischen Kostüme und lauschen Sie den Ausführungen von Regisseur Nanouk Leopold und Dirigent Lorenzo Viotti.

Weniger lesenWeiterlesen

Handlung

Die spanische Kronprinzessin, die Infantin, erhält zu ihrem Geburtstag ein ganz besonderes Geschenk: einen kleinen Menschen, der sie aufheitern soll. „Der Zwerg“ verliebt sich schnell in die Infantin und singt ihr ein Liebeslied. Zur Überraschung aller ahnt der kleine Mann nichts von seinem wahren Aussehen, und obwohl er sich für einen tapferen Ritter hält, schafft er es, alle mit seinem Gesang zu berühren. Die Prinzessin spielt ein Spiel mit Anziehung und Abstoßung. Es liegt auf der Hand, dass sich zwischen den beiden eine Beziehung entwickeln könnte, aber in einer Welt des äußeren Scheins kann die Realität des Spiegelbildes manchmal tragisch konfrontierend sein.

Einblicke

5 Dinge, die Sie über Der Zwerg wissen sollten

Der Zwerg ist Zemlinskys sechste Oper und wurde 1922 auf Wunsch und unter der Leitung des berühmten Dirigenten Otto Klemperer an der Oper Köln uraufgeführt. Obwohl die Aufführung beim Publikum sehr gut ankam und andere Opernhäuser das Werk bald in ihr Repertoire aufnahmen, gelang Zemlinsky mit diesem Werk nicht der erhoffte Durchbruch als Opernkomponist.

1° Wenn Kunst aus dem Leben schöpft

Der österreichische Komponist Alexander Zemlinsky war eine der zentralen Figuren im Musikleben des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, obwohl er stets im Schatten anderer großer Komponisten stand. Er war Arnold Schönbergs Lehrer und lebenslanger Freund, und auch Alban Berg gehörte zu seinem Freundeskreis. Eine leidenschaftliche Beziehung zu Alma Schindler, die später unter anderem Gustav Mahler heiratete, war einer der Gründe für Zemlinskys Interesse an der Geschichte von Der Zwerg. Zemlinsky schrieb etwa neun Opern und zahlreiche andere Kompositionen, darunter die Lyrische Symphonie und Die Seejungfrau. Obwohl er 1906 zum Protestantismus konvertierte, war er aufgrund seiner jüdischen Abstammung gezwungen, 1938 aus Österreich nach Amerika zu fliehen. Dort wurde seine Karriere unterbrochen und seine schwache Gesundheit setzte seiner kompositorischen Arbeit ein Ende. Er starb 1942 an einer Lungenentzündung.

Georg C. Klaren, librettist
The dwarf must represent something spiritual: of every man towards every woman; his ugliness must be taken very generally as an image for every feeling of inferiority…

2° Eine Tragödie à la Wilde

Das Libretto von Der Zwerg fußt auf einem literarischen Märchen von Oscar Wilde, The Birthday of the Infanta aus dem Jahr 1891. Zemlinsky hatte bereits Interesse an Wildes Werk gezeigt: Eine Florentinische Tragödie (1917) basierte ebenfalls auf einem Fragment des Dramas des irischen Autors. Die Wahl von Der Zwerg fiel auf den jungen Lyriker Georg Klaren (1900-1962), der Zemlinsky u. a. dieses Thema vorschlug. Georg C. Klaren war schon früh von den damals modernen Ansichten über die menschliche Psyche und Sexualität fasziniert. Auf der Grundlage dieser Faszination und dieses Wissens fertigte er eine freie Bearbeitung von Wildes Märchen an. Klaren machte später Karriere als Drehbuchautor und Regisseur und realisierte unter anderem die erste Verfilmung von Büchners Woyzeck/Wozzeck.

3° Im Spiegel un/erkenntlich

Für Der Zwerg ist das anfängliche Verkennen und spätere Wiedererkennen der Hauptfigur in ihrem eigenen Spiegelbild das große tragische Moment. Der Spiegel als zentrales Element der Selbsterkenntnis und der menschlichen Identitätsbildung wurde in der Psychoanalyse vor allem von Jacques Lacan (1901-1981) herausgearbeitet. Er weist darauf hin, dass wir uns im Spiegelbild mit einem Bild identifizieren, das uns von außen, durch den Spiegel, gegeben wird. Auf diese Weise sind wir immer bis zu einem gewissen Grad von unserem Selbstbild entfremdet. Wir sind, wie es der Dichter Rimbaud einmal ausdrückte, immer ein anderer: „Je est un autre“.  

Scientist and philosopher Ernst Mach, contemporary of Zemlinsky
One knows oneself as a person very poorly - As a young man, I once saw in the street a face in profile that was most unpleasant and distasteful to me. I was not a little shocked when I realised that it was my own face, which I had observed in a mirror image formed by two mirrors facing each other.

4° Österreichs sonderbarster Philosoph

„Durch die Liebe will ich mich in gewisser Weise selbst finden, statt weiter zu suchen und zu streben, will ich aus der Hand eines Gleichgesinnten nichts weniger und nichts anderes als mich selbst empfangen, ich will von ihm - mich!“

So charakterisierte einer der eigenwilligsten Philosophen Österreichs, Otto Weininger, in seinem erfolgreichen, aber besonders umstrittenen Buch Geschlecht und Charakter die menschliche Suche nach Liebe. Der Librettist Georg Klaren war von Weininger fasziniert und ließ einige seiner Ideen in sein eigenes Werk einfließen, darunter Der Zwerg. Auch Zemlinsky hat höchstwahrscheinlich Weiningers Buch gelesen und war fasziniert von den psychologischen Ideen, die Klaren daraus für das Libretto ableitete.

5° Ein Blick durch die Linse: vom Film zur Oper

Die niederländische Film- und Theaterregisseurin Nanouk Leopold (Rotterdam, 1968) gibt mit Der Zwerg ihr Operndebüt. Ihr erster Film Îles Flottantes (2000) war im Wettbewerb um den Tiger Award des Rotterdamer Filmfestivals, ihr zweiter Film Guernsey (2005) gewann zwei Goldene Kälber und wurde für das Filmfestival in Cannes ausgewählt. Ihre drei folgenden Filme Wolfsbergen (2007), Brownian Movement (2010) und Boven is het stil (2013) wurden für die Berliner Filmfestspiele ausgewählt und gewannen mehrere Preise auf internationalen Filmfestivals. 2017 gab sie zudem ihr Debüt als Regisseurin am Internationaal Theater Amsterdam. Im Gegensatz zum eindringlichen Realismus ihrer Filme setzt sie in ihrer Regie von Der Zwerg auf die Kraft der Abstraktion und das Spannungsverhältnis zwischen den Schauspieler:innen und den Filmprojektionen auf der Bühne.