Ernani ist eine Liebesgeschichte über eine junge Frau, Elvira, die zwischen drei Männern steht: ihrem Geliebten, dem Adligen, der zum Geächteten wurde, Ernani; ihrem Vormund, dem reichen, betagten de Silva, der sie für sich haben will; und Don Carlo, dem König von Spanien, der ebenfalls ein Auge auf Elvira geworfen hat. Angesichts der vielen Protagonisten handelt es sich auch um eine Tragödie.
Nur 14 Jahre nach der Uraufführung von Hernani machte Giuseppe Verdi aus Victor Hugos Stück eine Oper, die 1844 in der Fenice in Venedig uraufgeführt wurde. Ernani war ein sofortiger und dauerhafter Triumph für den jungen Verdi, der seine Fähigkeit unter Beweis stellte, ein historisches Ereignis (die Krönung Karls V. zum Kaiser im Aachener Dom) in ein psychologisch überzeugendes Musikdrama zu verwandeln. Die Kulisse dreier Männer, die einer Frau den Hof machen, war für Verdi die perfekte Grundlage, um die expressiven Möglichkeiten dreier männlicher Stimmen auszuloten. Der Tenor, ein jugendlicher, leidender Liebhaber - Ernani. Der Bass, ein älterer, rücksichtsloser Egoist - de Silva. Der Bariton, eine komplexere Figur, hin- und hergerissen zwischen Zärtlichkeit und Gewalt, Zügellosigkeit und Idealismus - Don Carlo. Die Besetzung des Teatro dell'Opera di Roma mit Angela Meade, Francesco Meli, Evgeny Stavinsky und Ludovic Tézier ist ebenso opulent wie die prachtvollen Kostüme der historischen Inszenierung von Hugo de Anna.
BESETZUNG
Ernani | Francesco Meli |
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Don Carlos | Ludovic Tézier |
Don Ruy Gomez De Silva | Evgeny Stavinsky |
Elvira | Angela Meade |
Giovanna | Marianna Mappa |
Don Riccardo | Rodrigo Ortiz |
Jago | Alessandro Della Morte |
Chor | Teatro dell'Opera di Roma Chorus |
Orchester | Teatro dell'Opera di Roma Orchestra |
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Musik | Giuseppe Verdi |
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Text | Francesco Maria Piave Victor Hugo |
Musikalische Leitung | Marco Armiliato |
Regie | Hugo De Ana |
Bühnenbild und Kostüme | Hugo De Ana |
Chorleitung | Roberto Gabbiani |
Licht | Vinicio Cheli |
Licht (Wiederbelebung) | Valerio Alfieri |
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HANDLUNG
1. AKT
Der Bandit
In den Bergen von Aragon. Ernani, der Führer einer Gruppe von Bergbewohnern und Banditen im Aufruhr gegen den König von Spanien, erzählt seinen Gefolgsleuten von seiner Liebe zu einem adligen Mädchen, Elvira. Diese erwidert seine Liebe; doch morgen soll sie gegen ihren Willen mit ihrem alten Onkel Don Ruy Gomez de Silva verheiratet werden, einem spanischen Granden. Ernani schlägt seinen Gefolgsleuten vor, sie zu entführen.Im Schloss von Don Ruy Gomez de Silva.In der Nacht vor ihrer Hochzeit erwartet Elvira voller Unruhe die Ankunft von Ernani, um mit ihm zu fliehen und empfängt verlegen die Gaben, die ihre Mägde ihr bringen. Doch da erscheint, von der Amme heimlich hereingeführt, der König, Don Carlo. Auch Don Carlo ist in Elvira verliebt, obwohl er von ihrer Neigung zu Ernani weiss; doch Elvira weist ihn ab und als der König sich ihr nähert, entreißt sie ihm seinen Dolch und droht, ihn und sich zu töten. Durch eine geheime Tür erscheint Ernani, der sich auf Don Carlo stürzt und ihm die Leiden vorwirft, die seine Familie durch das Königshaus erlitten hat, die schließlich im Mord seines Vaters durch den Vater von Carlo ihren Höhepunkt erreichten. Elvira versucht, die Beiden vom Kampf abzubringen, aber es wäre ihr nicht gelungen, wenn in diesem Augenblick nicht Silva eingetreten wäre. Elviras Bräutigam sieht in den beiden Eindringlingen zwei Verführer, gebrochen spricht er von seinem würdelosen Alter und schwört Rache. Doch als sich der König zu erkennen gibt, legt sich seine Wut, da er in ihm keinen Rivalen sieht. Er fühlt sich vielmehr geehrt, als Carlo ihm die Nachricht vom Tod des Kaisers mitteilt und ihn um Rat bittet über die Art, wie er sein Nachfolgerecht gelten soll und bittet, ihn für die Nacht zu beherbergen. Gleichzeitig rettet Carlo Ernani, indem er ihn als einen Getreuen vorstellt und ihm befiehlt, sich zu entfernen. Elvira flüstert ihrem Geliebten zu, er solle gehorchen: sie wird auf ihn warten und ihm treu bleiben.
2. AKT
Der Gast
Prächtiger Saal im Palast von Don Ruy Gomez de Silva. Während Elvira zur Ehe mit Silva gezwungen werden soll, erscheint als Pilger verkleidet Ernani, verfolgt von den Rittern des Königs, die seine Banden zerstreut haben. Silva verspricht ihm eine sichere Bleibe. Doch als Elvira im Hochzeitsgewand erscheint und von Silva als seine künftige Braut bezeichnet wird, offenbart sich der falsche Pilger und bietet als Hochzeitsgabe seinen Kopf an, auf dem ein großes Kopfgeld steht. Elvira versichert Ernani ihrer Treue und zeigt ihm den Dolch, mit dem sie sich töten wollte, nachdem sie zum Altar geführt wurde. Und Silva, obwohl er nach Rache dürstet, verrät den Gast nicht. Als Carlo eintrifft, der ihm auf der Spur ist, bringt er ihn in ein Versteck hinter seinem Portrait. Als der König ihm befiehlt, den Flüchtling auszuliefern, antwortet er, dass er die Gastfreundschaft nicht verraten wird und bietet als Ersatz das eigene Leben an. Daraufhin entfernt sich der König, führt aber Elvira, die sich eingemischt hatte, als Geisel mit sich fort. Allein geblieben, fordert Silva Ernani auf, sein Versteck zu verlassen und ihm aufs Feld zu folgen, wo die Waffen über ihr Schicksal entscheiden sollen. Ernani zögert, sich mit einem so viel älteren Mann zu duellieren. Als er erfährt, dass der König Elvira mit sich genommen hat, enthüllt er Silva, dass Don Carlo ihrer beider Rivale ist und fordert ihn auf, sich ihm anzuschließen, um die Frau zurückzuholen. Silva zweifelt an seiner Aufrichtigkeit; darauf erklärt Ernani seine Bereitschaft, sich seiner Rache zu unterwerfen und gibt ihm als Pfand sein Jagdhorn. Wenn Silva will, dass Ernani stirbt, braucht er nur ins Horn zu blasen und Ernani wird sich töten. Die beiden verschwören sich gegen den König.
3. AKT
Die Gnade
Unterirdische Grabgewölbe, die das Grab Karls des Großen aus Aachen enthalten. Don Carlo ist gekommen, um sich in den unterirdischen Gewölben des Grabes Karls des Großen zu verbergen und so diejenigen zu überraschen, die dort zusammentreten, um sich gegen sein Leben, unmittelbar vor der Kaiserwahl, zu verschwören. Don Carlo befiehlt seinem Schildträger Riccardo, dass, wenn die Wahl für ihn günstig ausfällt, die Nachricht durch drei Kanonenschüsse gegeben werden soll. Während er wartet, denkt er an seine Jugend wie an einen entschwundenen Traum: die Aufgaben seine neuen Amtes werden ihn auf immer von jeder Leidenschaft abwenden. Während Don Carlo im Grab wartet, erscheinen die Verschwörer, die den Namen dessen, der Carlo töten soll, auslosen. Das Schicksal fällt auf Ernani. Vergebens bietet ihm Silva, der statt seiner Rache üben möchte, als Tausch die Befreiung vom Todespakt an. Ernani verzichtet nicht darauf, mit eigener Hand den Tod seines Vaters zu rächen. Die Verschwörer stimmen eine Hymne an; doch da ertönt die Kanone und beim dritten Schuss tritt Carlo aus dem Grabmal und erscheint den erschrockenen Verschwörern wie der Schatten von Karl dem Großen selbst. Das Tor des Grabgewölbes öffnet sich und herein ziehen die Kurfürsten, gezeichnet von den Pagen mit den kaiserlichen Abzeichen und von einem Zug von Edelleuten und Damen, unter denen sich auch Elvira befindet. Carlo ist jetzt der Kaiser Karl der Fünfte und befiehlt die Verhaftung der Verschwörer, wobei er die Adeligen von den Anderen trennt: die Ersten werden durch das Beil fallen, die Anderen kommen ins Gefängnis. Unter diesen ist Ernani, der aber sein Recht geltend macht, zu den Ersten zu gehören und seinen wahren Namen enthüllt: Don Giovanni d’Aragon, Grande di Spagna. Da wirft sich Elvira dazwischen und bittet um Gnade für alle. Carlo entschließt sich, sein Amt mit einem Gnadenakt zu beginnen, der würdig seinem Vorgänger Karls des Großen ist: er verzeiht allen und führt Elvira in die Arme von Ernani.
4. AKT
Die Maske
Terrasse des Palastes von Don Giovanni d’Aragona in Saragossa. Die Hochzeit von Elvira mit Ernani wird gefeiert. Doch unter der Menge der Gäste bewegt sich auch eine flinstere Maske. Es ist der alte Silva, der seine Beute fordert. Er stößt ins Horn und die Worte des Paktes entönen. Vergeblich ist das Flehen des Brautpaares, der Alte gibt nicht nach. Getreu dem gegebenen Wort stößt sich Ernani den Dolch in die Brust und gibt seinen Geist in Elviras Armen auf.
EINBLICKE
Füng Fragen für Dirigent Marco Armiliato
Verdis Opern spielen sicherlich eine wichtige Rolle bei den vielen Titeln, die Sie regelmäßig in Europa und den Vereinigten Staaten dirigieren. Sie haben über 400 Mal an der Metropolitan Opera in New York dirigiert. Erinnern Sie sich noch daran, wann Sie Ihren ersten Ernani dirigiert haben?
Das erste Mal war es 2005 im Teatro Filarmonico in Verona, in einer wunderschönen Inszenierung von Pier Luigi Pizzi. Die beiden anderen Male waren am Metropolitan in New York. Dirigenten haben nicht oft die Gelegenheit, diese Oper von Verdi zu dirigieren, denn es handelt sich um einen Titel, der ein erstklassiges Vokalquartett erfordert, das nicht leicht zusammenzustellen ist. Es ist eine frühe Verdi-Oper, die jedoch viele wegweisende Züge seiner späteren Werke enthält, vor allem in Bezug auf die Stimmlichkeit kann man bereits einige Entwicklungen des reifen Verdi, wie in Traviata und Trovatore, erahnen. In Ernani sind die Hauptgesangspartien raffiniert und artikuliert. Neben den beiden Hauptfiguren Ernani und Elvira schenkte Verdi auch den tieferen Stimmen in den Rollen des Silva und König Carlo große Aufmerksamkeit. Es wird bereits deutlich, wie sehr Verdi Baritone schätzte und wie stark sein Gespür für dieses Register war.
Lassen sich diese bahnbrechenden Züge von Verdis späteren Werken auch in der Orchestrierung heraushören?
Sicherlich gibt es Passagen, die für den frühen Verdi typisch sind; die Wiederholung bestimmter dramatischer Einschnitte, die Verdi später mit großem Erfolg in Traviata verwendete. Wenn ich die Struktur von Ernani beschreibe, würde ich sagen, dass sich das Orchester entlang einer vertikalen Linie entwickelt und gut markierte und definite Rhythmen und Akzente verwendet. Der Gesang hingegen verläuft auf einer horizontalen Linie, einer fast ununterbrochenen Reihe von Melodien von großer Schönheit, die stark italienisch geprägt und in dieser Hinsicht fast beispielhaft sind. Der Kontrast zwischen dieser vertikalen Schreibweise und der horizontalen Linie des Gesangs erzeugt einen wunderbaren Effekt. Ich stimme Riccardo Muti vollkommen zu, wenn er bei dieser Oper von einem "heiligen Verdi" spricht.
Ernani wurde nicht lange nach den bedeutenden Opern von Bellini und Donizetti geschrieben. Was hat sich geändert?
Ich würde den Moment des Bruchs genau hier ansiedeln; gerade bei Ernani findet der Übergang von den harmonischen Melodien Bellinis und Donizettis zum Crossover zwischen der Gesangsstimme und dem drängenden Rhythmus des Orchesters statt. Obwohl gerade dieser orchestrale Charakter immer wieder kritisiert wurde, halte ich den Hinweis auf die Zum-pa-pa-Musik" für ungerecht und spöttisch. Ernani markiert meiner Meinung nach einen sehr wichtigen Moment im Übergang zwischen Klassik und Romantik.
Was sind die Herausforderungen für den Dirigenten und den Konzertmeister bei dieser Verschmelzung von Gesang und Orchestersatz?
Zweifelsohne birgt diese Oper erhebliche Schwierigkeiten. Man muss die rhythmische Linie genau im Auge behalten, aber auch die Dynamik kontrollieren, um die Sänger:innen nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Die vielen drängenden, feurigen Passagen - es ist kein Zufall, dass das erste Trio von Ernani für mich an das Duett von Manrico und Azucena aus Il trovatore erinnert - sie müssen entschlossen, aber auch mit äußerster Vorsicht angegangen werden. Die schwierigsten Momente sind natürlich die, in denen der Chor, der in Ernani eine wichtige Rolle spielt, ebenfalls auftritt. Ich beziehe mich nicht nur auf die berühmtesten Momente und exquisiten Gesangspassagen wie Si ridesti il Leon di Castiglia, sondern auch auf die zahlreichen Einschübe, wie den wirklich magischen in Elviras Scena und Cabaletta im ersten Akt. Es ist ein lebendiger Wechsel der Perspektive und der Klangwelt, der den Fokus von Elviras Gedanken auf das festliche Getümmel um sie herum verlagert, unterstrichen durch die Eleganz des Rhythmus, bei dem meiner Meinung nach viel Sorgfalt bei den Akzenten und eine sehr gut artikulierte Aussprache des Textes erforderlich ist.
Stimmt es, dass das Italienische beim Singen heute im Durchschnitt deutlich besser beherrscht wird, unabhängig von Ort und Nationalität?
Heute gibt es sicherlich eine größere Sauberkeit, eine größere Aufmerksamkeit für die Aussprache, Aspekte, die für die Chorpartien von Ernani von grundlegender Bedeutung sind. Ich nehme an, dass es nicht überall Perfektion geben kann, denn es ist nicht möglich, sich auf die Schönheit und Qualität des Klangs zu beschränken und dabei die Artikulation des Textes zu vernachlässigen - sonst wird die Aufführung schwammig.