Als Eugen Onegin in Tatjanas geordnetes Leben tritt, erscheint er ihr wie eine Figur aus ihren Romanen. Die junge, unerfahrene Frau verliebt sich Hals über Kopf in den weltgewandten Lebemann. Doch er weist ihre Zuneigung zurück; sein unruhiger Lebensstil ist für eine langfristige Beziehung nicht geeignet. Jahre später treffen sich die beiden wieder. Die reife Tatjana ist eine Vernunftehe mit dem viel älteren Fürsten Gremin eingegangen und zu einer wohlhabenden Frau geworden. Wie hat sich die Situation zwischen Tatjana und Onegin verändert; wie wird die eine auf die leidenschaftlichen Annäherungen des anderen reagieren?
Die 1879 uraufgeführte Oper Eugen Onegin, die auf dem Versroman des Schriftstellers Alexander Puschkin basiert, war bahnbrechend für ihre Zeit: Anstatt sich auf rasante, dramatische Ereignisse zu konzentrieren, beschreibt Eugen Onegin die Innenwelten seiner jungen Protagonist:innen. Durch Tschaikowskis gefühlvolle Musik zieht die Oper das Publikum bis heute in ihren Bann. Tatjanas Verwandlung von der zutiefst ernsten Heranwachsenden in ihrer großen Briefszene hin zu einer reifen, aber verzweifelt unglücklichen Frau, die den Mann, den sie liebt, schließlich ablehnt, ist eine der großartigsten Porträts in der Oper überhaupt. Für die Regie der Produktion der Finnischen Nationaloper zeichnet Marco Arturo Marelli verantwortlich, der während der Proben sagte: „In Eugen Onegin kam etwas völlig Neues zum Vorschein: Es geht um echte junge Menschen, mit all ihren Gefühlen, Sehnsüchten, Enttäuschungen und Zweifeln. Jeder von uns hat etwas Ähnliches erlebt. Das macht Eugen Onegin so wertvoll.“
BESETZUNG
Eugen Onegin | Iurii Samoilov |
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Tatjana | Aistė Piliba |
Lenski | Tigran Hakobyan |
Olga | Anna Erokhina |
Larina | Natalia Vinogradova |
Filipjewna | Merle Silmato |
Fürst Gremin | Matti Turunen |
Triquet | Roland Liiv |
Ein Hauptmann | Sampo Haapaniemi |
Saretzkij | Sampo Haapaniemi |
Guillot | Juhana Suninen |
Chor-Solistin | Yusniel Estrada Viciedo |
Orchester | Finnish National Opera Orchestra |
Chor | Finnish National Opera Chorus |
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Musik | Pyotr Ilyich Tchaikovsky |
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Text | Pyotr Ilyich Tchaikovsky Konstantin Shilovsky |
Musikalische Leitung | Alan Buribayev |
Regie, Bühne und Licht | Marco Arturo Marelli |
Regie (Wiederaufnahme) | Charlotta Sevon Kim Amberla |
Kostüme | Dagmar Niefind |
Choreografische Assistenz | Rauno Marttinen Sampo Kerola |
Musikalische Assistenz | Kurt Kopecky |
Chorleitung | Marge Mehilane |
Chorassistenz | Tatu Erkkilä |
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HANDLUNG
I. Akt
Auf dem Land hängen vier Frauen ihren Sehnsüchten und Erinnerungen nach. Während die Witwe Larina und die Kinderfrau Filipjewna nüchtern ihre enttäuschten Glückserwartungen bilanzieren, blicken die jungen Töchter des Hauses, Tatjana und Olga, voller Hoffnung in ihre Zukunft. Anders als die unbeschwerte Olga, deren Heirat mit ihrem Kindheitsfreund Vladimir Lenski beschlossene Sache scheint, träumt die verschlossene Tatjana von einer lebensverändernden romantischen Liebeserfahrung.
Als Lenski bei einem Besuch den weltgewandten Eugen Onegin mit auf das Gut der Larinas bringt, ist Tatjana sich sicher, in ihm den sehnlichst erwarteten Helden ihrer Romane zu erblicken. Alle Konventionen über Bord werfend, offenbart sie sich Onegin in einer emotionalen Liebeserklärung. Doch der weist die junge Frau kühl zurück: Sein rastloser Lebenswandel eigne sich nicht für eine dauerhafte Bindung. Nach einer kühlen Aufforderung, sich künftig mehr zusammenzunehmen, verlässt Onegin die am Boden zerstörte Tatjana.
II. Akt
Larina veranstaltet ein Fest zu Ehren Tatjanas, zu dem Lenski erneut Onegin mitbringt. Zum allgemeinen Erstaunen tanzen Onegin und Tatjana miteinander, was bei der Festgesellschaft Gerede über eine bevorstehende Heirat der beiden schürt. Von den Gerüchten gereizt, provoziert Onegin seinen Freund Lenski, indem er dessen Verlobte Olga wiederholt zum Tanz auffordert. Verletzt kündigt Lenski Onegin daraufhin die Freundschaft und fordert diesen zum Duell, bei dem Lenski von Onegin erschossen wird.
III. Akt
Jahre sind vergangen, in denen Onegin rastlos durch die Welt gereist ist. Auf einem Ball in St. Petersburg treffen er und Tatjana erneut aufeinander. Tatjana hat mittlerweile den hochdekorierten Fürst Gremin geheiratet und ist zu einer tonangebenden Größe der Petersburger Gesellschaft aufgestiegen. Erschüttert vom glanzvollen Anblick der Fürstin, gesteht Onegin Tatjana seine Liebe. Doch nun ist es Tatjana, die Onegin zurückweist: Auch wenn sie ihn immer noch liebe, habe sie sich für ein Leben an der Seite ihres Ehemannes entschieden. Onegin ist zu spät gekommen.