Als eine schöne junge Frau unerwartet schwanger wird, muss sie schmerzlich erfahren, wie oberflächlich die Liebe manchmal ist.
Janáček nahm Gabriela Preissovás grimmige Geschichte über Kindesmord und Heilung auf und verdichtete sie zu einem meisterhaften, schauerlichen Drama. Die tragische Notlage der Protagonisten wird mit einem unsentimentalen Realismus dargestellt, der nichts anderes als tiefes Mitgefühl auslöst. Die Oper, die vor 115 Jahren am Nationaltheater in der Heimatstadt des Komponisten in Brno uraufgeführt wurde, kostete ihn neun Jahre bis zur Fertigstellung und ist die erste, in der seine unverwechselbare Stimme deutlich zu hören ist.
Besetzung
Jenůfa | Pavla Vykopalová |
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Laca Klemeň | Jaroslav Březina |
Števa Buryja | Tomáš Juhás |
Kostelnička Buryjovka | Szilvia Rálik |
Grandmother Buryjovka | Jitka Zerhauová |
Stárek | Ivan Kusnjer |
Der Bürgermeister | Ladislav Mlejnek |
The Mayor's Wife | Jarmila Balážová |
Karolka | Tereza Kyzlinková |
Pastuchyňa | Stanislava Jirků |
Barena | Lenka Schallenberger |
Jana | Martina Mádlová |
Aunt | Ivona Špičková |
Chor | National Theatre Brno Janáček Opera Chorus |
Orchester | National Theatre Brno Janáček Opera Orchestra |
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Musik | Leoš Janáček |
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Dirigent | Marko Ivanović |
Inszenierung | Martin Glaser |
Bühne | Pavel Borák |
Licht | Martin Špetlík |
Kostüme | Markéta Sládečková |
Text | Leoš Janáček |
Chorleitung | Josef Pančík |
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Video
Handlung
I. Akt
Die anmutige Jenůfa befürchtet, dass ihr Liebhaber Števa zum Militär eingezogen wird. Sie erwartet ein Kind von ihm, und die Rekrutierung würde die vorzubereitende Hochzeit vereiteln. Auch Števas Halbbruder Laca wirbt um Jenůfa und neckt sie wegen Števa. Der angetrunkene Števa kommt mit seinen Freunden und mit Musikanten in die Mühle – er war doch nicht eingezogen und feiert sein Glück mit Alkohol und Tanzen. Jenůfas strenge Pflegemutter Kostelnička (dt. Küsterin) missbilligt das Verhalten von Števa und seinen Freunden. Vor allen Anwesenden erklärt sie, dass sie die Hochzeit zwischen Jenůfa und Števa erst nach einer einjährigen Prüfung billigen wird, während der sich Števa nicht betrinken darf. Laca versucht Jenůfa zu überzeugen, dass Števa sie nur wegen ihrer Schönheit liebt, und im Streit verletzt er sie mit seinem Messer im Gesicht.
II. Akt
Kostelnička versteckt Jenůfa zu Hause, um der Schande zu entgehen, und behauptet, dass das Mädchen in Wien arbeite. Jenůfa hat mittlerweile einen Sohn zur Welt gebracht. Während Jenůfa schläft, erniedrigt sich Kostelnička vor Števa und bittet ihn, Jenůfa zu heiraten. Für Števa hingegen hat das vernarbte Gesicht von Jenůfa sie hässlich gemacht. Darüberhinaus ist er bereits mit der Tochter des Bürgermeisters verlobt. Dann erscheint Laca und bittet Kostelnička, ihm Jenůfa zur Ehe zu geben. Als ihm aber Kostelnička gesteht, dass Jenůfa Števas Kind geboren hat, ist er bestürzt. In Verzweiflung lügt Kostelnička, dass das Kind unmittelbar nach seiner Geburt gestorben ist. Sobald Laca geht, ertränkt Kostelnička das Kind in einem eisigen Fluss und redet Jenůfa ein, dass sie zwei Tage im Fieber geschlafen habe und der Junge inzwischen gestorben sei. Die gequälte Jenůfa stimmt einer Heirat mit Laco zu.
III. Akt
Während der Vorbereitungen zur Trauung von Jenůfa und Laca kommt die Nachricht, dass ein Kind tot im Fluss gefunden wurde. Jenůfa erkennt die Mütze ihres Söhnchens und wird des Mordes verdächtigt. Kostelnička gesteht vor allen ihre Tat. Ehe sie vom Dorfrichter weggeführt wird, vergibt Jenůfa ihr, weil sie versteht, dass ihre Stiefmutter es nur aus Liebe zu ihr getan hat. Jenůfa glaubt nicht, dass Laca sie noch zur Frau möchte, und schickt ihn weg. Laca verspricht ihr aber, auch in schlechten Zeiten an ihrer Seite zu stehen. Jenůfa begreift, dass sie in ihm ihre wahre Liebe gefunden hat, „mit welcher der Herrgott zufrieden ist“.
Einblicke
5 Dinge, die man über Jenůfa wissen sollte
1. Unsentimentaler Realismus
Jenůfa ist eines der berühmtesten Werke von Janáček. Es hat seine Wurzeln in einem realistischen Drama von Gabriela Preissová mit dem Titel Její pastorkyňa („Ihre Stiefmutter“), das Janáček in ein Opernlibretto brachte. Obwohl er den Text des Dramas deutlich kürzte, gelang es ihm, die Tragweite dieser tragischen Geschichte aus dem ländlichen Mähren zu erweitern.
2. Bunte Charaktere
Neben der unglücklichen Titelrolle gehören zu den Charakteren der Oper der verschwenderische und unstete Števa, der stolze Laca, der aber ein Herz aus Gold hat, und die unerbittliche Kostelnička, deren Bemühungen, ihre Position und ihren Respekt in der Dorfgemeinschaft zu bewahren, sie dazu veranlassen, das Kind von Jenůfa zu ermorden. Janáček fasst die Essenz jedes Einzelnen in einem meisterhaften, dichten Drama ein, das einem Schauer über den Rücken jagt und gleichzeitig im Betrachter tiefes Mitgefühl und Verständnis weckt.
3. Ein schmerzhafter Prozess
Es dauerte fast neun Jahre, bis Janáček Jenůfa vollendete. Er stellte den ersten Akt der Oper 1897 fertig, während der zweite und der dritte unter traurigen Bedingungen für die Familie Janáček entstanden sind. 1902 erkrankte die Tochter des Komponisten, Olga, bei einem Besuch bei ihrem Onkel in Sankt Petersburg schwer. Janáček vollendete den zweiten Akt der Oper nach Olgas Rückkehr und den dritten unmittelbar vor ihrem Tod im Februar 1903. Er widmete Jenůfa dem Andenken an seine Tochter.
4. Ein Blockbuster für Brno
Janáček wollte die Premiere am Prager Nationaltheater, die Oper wurde jedoch abgelehnt, da man sie als zu wenig geeignet für eine Aufführung auf der wichtigsten tschechischen Bühne hielt. So fand die Uraufführung im Januar 1904 in seiner Heimatstadt Brno statt, die sich als großer Erfolg erwies. Jenůfa wurde dort 1906 und 1911 erneut aufgeführt, und die erste Klavierbearbeitung wurde 1908 vom Friends of the Arts Club veröffentlicht.
5. Die Eroberung der Hauptstadt
Trotz der Begeisterung Brnos für die Oper hielt Janáček das Theater für wenig geeignet für die Aufführung seines innovativen Werkes. Er versuchte immer wieder, das Werk vom Nationaltheater in Prag aufführen zu lassen, aber sie lehnten es immer ab, und ihre negative Haltung war für den Komponisten eine ständige Quelle des Schmerzes. Mehr als ein Jahrzehnt nach der Uraufführung der Oper überzeugte Janáček schließlich die Leitung der tschechischen Hauptstadt und ihren Dirigenten Karel Kovařovic im Mai 1916, Jenůfa zu inszenieren. Es war ein voller Erfolg und Janáček wurde schnell zu einem gefeierten Komponisten, auch über die Landesgrenzen hinaus.