Manon Lescaut
Manon Lescaut
Poznań Opera

Manon Lescaut

Puccini
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Die junge Manon ist für das Kloster bestimmt, verliebt sich aber Hals über Kopf in einen gut aussehenden Fremden und beschließt, mit ihm zu fliehen. In ihrem Streben nach einem Leben in Reichtum und Luxus wirft sie sich schließlich in die Arme eines reichen Adligen. Kann sie ihre wahre Liebe vergessen?

Puccinis Adaption des Romans von Abbé Prévost hatte eine komplizierte Entstehungsgeschichte. Eine erschreckend lange Liste von Librettisten löste einander bei dem Versuch ab, die Anforderungen des Komponisten in Bezug auf die dramatische Struktur und feine verbale Details zu erfüllen. Hatte Puccini vielleicht Mühe, seine Oper so zu gestalten, dass sie sich hinreichend von Massenets Oper zu demselben Thema unterscheidet?  Puccini hat wahrscheinlich nie eine "endgültige" Form dieser Oper erreicht, aber sie war sein erster internationaler Erfolg und wohl auch der erste, in dem der Komponist seine Stimme als Musikdramatiker fand. Die Oper Poznań hat ihre neue Produktion - die am Eröffnungsabend live übertragen wird - einem führenden Regisseur der jüngeren Generation, Gerard Jones, und dem Dirigenten Marco Guidarini anvertraut.

BESETZUNG

Manon
Iwona Sobotka
Des Grieux
Dominik Sutowicz
Lescaut
Jaromir Trafankowski
Geronte de Ravoir
Rafał Korpik
Edmond
Piotr Kalina
Gastwirt und Kapitän
Michał Korzeniowski
Ballettmeister
Bartłomiej Szczeszek
Sängerin
Laura Wąsek
Unteroffizier
Tomasz Mazur
Laternenwärter
Marek Szymański
Orchester
Poznań Opera Orchestra
Chor
Poznań Opera Chorus
...
Musik
Giacomo Puccini
Text
Luigi Illica
Marco Praga
Domenico Oliva
Musikalische Leitung
Marco Guidarini
Regie
Gerard Jones
Szenografie
Blanca Añón
Licht
Marc Gonzalo
Kostüme
Donna Raphael
Chorleitung
Mariusz Otto
...

Video

Hinter den Kulissen

Eine Einführung in Manon Lescaut

Lernen Sie die Besetzung und die Kreativteams der neuen Inszenierung von Manon Lescaut, Puccinis dritter Oper, an der Oper Poznań kennen. 

Iwona Sobotka (Manon), Dominik Sutowicz (Des Grieux), Donna Raphael (Kostüme), Gerard Jones (Regie), Violetta Kwiatkowska (Leiterin der Damenschneiderei) und Marco Guidarini (Dirigent).

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HANDLUNG

1. Akt

Die Menge amüsiert sich, schlemmt und flirtet. Inmitten der Menge spricht Edmondo über die Schönheit der Liebe. Neue Leute gesellen sich zu dem Fest - die schöne Manon Lescaut, begleitet von ihrem Bruder. Der zweite Begleiter ist deutlich älter. Es ist Geronte di Revoir, ein reicher Mann, für den es keine Grenzen gibt. Des Grieux, der sich bisher über die Liebe lustig gemacht hat, verliebt sich Hals über Kopf in Manon. Er erfährt, dass das Mädchen in ein Kloster geschickt werden soll. Er kann den Gedanken daran nicht ertragen und bittet um ein Treffen. Manon willigt ein.

Manons Bruder bemerkt nicht, dass Geronte dem Wirt heimtückisch befiehlt, einen Wagen vorzubereiten - er hat vor, Manon zu entführen. Edmondo, der ihn belauscht hat, verrät Des Grieux seinen bösen Plan. Als Manon zur verabredeten Zeit erscheint, gesteht Des Grieux ihr seine Liebe und warnt sie vor der Gefahr. Er bittet sie, mit ihm zu fliehen. Manon zögert und gibt schließlich ihren Gefühlen nach. Nach ihrer Abreise entdecken Geronte und Lescaut die Verschwörung. Sie stürzen sich jedoch nicht in eine wilde Verfolgungsjagd. Wie Lescaut sagt: „Manon kann die Armut nicht ertragen…“.

2. Akt

Manon zieht sich vor dem Spiegel in Gérontes Haus an. Lescaut beobachtet ihren Auftritt. Ohne Leidenschaft verkümmert Manon, eingesperrt in ihrem goldenen Käfig. Sie erinnert sich an Des Grieux, den sie verlassen hat. Geronte umwirbt das Mädchen mit neuen Verlockungen: schöne Kleider, Aufführungen, ein Ballettmeister...

Nachdem er gegangen ist, erscheint zu Manons Überraschung Des Grieux, verzweifelt und wütend über den Verrat an seiner Geliebten. Sie versichert ihm die Aufrichtigkeit ihrer Gefühle und bittet ihn um Vergebung. Geronte ertappt sie in flagranti und schwört Rache. Die Liebenden müssen fliehen. Lescaut warnt sie vor der drohenden Gefahr. Manon versucht, trotz des Drängens von Des Grieux, die Juwelen einzusammeln. Gerontes Soldaten vereiteln einen Fluchtversuch. Sie nehmen Manon fest.

3. Akt

Lescaut und Des Grieux bestechen einen Wachmann. Sie wollen Manon aus dem Gefängnis befreien. Doch die Verwirrung durchkreuzt ihre kühnen Pläne: Die Deportation der weiblichen Gefangenen nach Amerika beginnt. Der Aufseher ruft die Frauen eine nach der anderen auf, darunter auch Manon. Die Menge, die die Deportation beobachtet, verspottet die Gefangenen. Lescaut bittet die Schaulustigen um Gnade und erzählt ihnen vom tragischen Schicksal seiner verführten Schwester.

Des Grieux will seine Geliebte nicht gehen lassen. In seiner Verzweiflung bittet er den Kapitän, ihn an Bord des Schiffes zu lassen. Der Kapitän willigt ein - Des Grieux segelt mit Manon als Hilfsmatrose nach Amerika.

4. Akt

Jahre vergehen. Manon verliert an Kraft, leidet und erkennt ihren Geliebten nicht wieder. Er bittet sie, durchzuhalten. Alleingelassen spürt Manon den nahenden Tod. Sie stirbt bewusstlos in den Armen des verzweifelt wirkenden Des Grieux.

EINBLICKE

Manon Lescaut - ein Werk aus vielen Federn

von Agnieszka Muszyńska-Andrejczyk


Die Entstehung des Librettos von Manon Lescaut ist voller Verwirrungen. Sechs oder sogar sieben Schreiber (wenn man den Komponisten selbst mitzählt) haben an der Oper gearbeitet. Einigen von ihnen gebührt definitiv mehr Anerkennung als anderen. Wir werden sie der Reihe nach vorstellen.

Die Idee für Puccinis Manon-Vertonung kam von Ferdinando Fontana, dem Librettisten von zwei seiner frühen, weniger bekannten Opern. Fontana empfahl dem Komponisten die Lektüre von Abbé Prévosts Histoire du Chevalier des Grieux et de Manon Lescaut und lud den Komponisten ein, sich vorzustellen, wie diese Mischung aus Eleganz und Tragödie musikalisch mit einer Welle der Leidenschaft aus dieser Geschichte herausgeholt werden könnte. Der Roman selbst kann als eine Studie über die psychologische Zerrissenheit der Hauptfigur beschrieben werden; er schwankt zwischen der besseren Seite seiner Persönlichkeit und seinen Urinstinkten. Des Grieux, ein aufstrebender Philosophiestudent, ein Mann von wohlwollendem und ruhigem Gemüt, wird Opfer einer überwältigenden Leidenschaft. Manon ist eine Femme fatale, die ihren Geliebten ungewollt in den finanziellen und moralischen Ruin führt.

Während Prévosts Roman aus der Sicht eines Mannes geschrieben ist, konzentriert sich Puccinis Libretto auf die Protagonistin. Einige Teile der Handlung wurden radikal geändert, andere bearbeitet. Manons drei Verehrer verschmelzen zu einem einzigen - Geronte. Lescaut, Manons Bruder, stirbt nicht, sondern wird von Anfang an der Vormund der Heldin. Puccinis Des Grieux hat mehr Pathos. Auch Manon ist anders: Im ersten Akt ist sie ein unschuldiges Mädchen, dessen Familie plant, sie gegen ihren Willen in ein Kloster zu stecken. Im Libretto steht kein Wort über den Grund für diesen Entschluss, während Prévost unverblümt ihre Vorliebe für Vergnügungen als anführt.

Puccinis Idee, Prévosts Geschichte zu verwenden, stammt von Fontana. Tosca kam aus der gleichen Quelle. Warum beschloss der Komponist nicht mehr mit dem Dichter zu arbeiten, der so brillante Ideen hatte? Der Grund war ganz einfach: Fontana war kein Mann der Kompromisse, er versuchte immer, seinen Willen durchzusetzen, und ignorierte die Bitten des Komponisten, Änderungen am Libretto vorzunehmen. Puccini schrieb an seinen Verleger, Impresario, Freund und Berater Giulio Ricordi: „Ich habe ein perfektes Thema gefunden. Manon ist eine Heldin, an die ich glaube, und deshalb wird sie die Herzen des Publikums erobern. Kein dummer Librettist könnte diese Geschichte jemals verderben - ich werde mich auf jeden Fall an der Ausarbeitung des Librettos beteiligen.“ Besser kann man die Einstellung des Komponisten zur Funktion des Textes und zu den Aufgaben des Librettisten kaum illustrieren. Puccini tat sich schwer damit, seine Anforderungen an die Librettisten klar zu formulieren, was seine Mitarbeiter oft frustrierte. Der Komponist behielt sich auch das Recht vor, so lange in das Libretto einzugreifen, bis er eine bestimmte Szene, eine Figur oder eine Situation in seinem Sinne gestaltet hatte. Daher hat Puccinis Manon auch so viele Väter.

1889 begann ein Autorentandem mit der Arbeit am Libretto von Manon Lescaut, wie es seit Jahren in den französischen Theatern üblich war. Marco Praga lieferte die Gliederung und den Ablauf der Akte und Szenen. Domenico Oliva wurde beauftragt, dieser Gliederung eine poetische Form zu geben. Missverständnisse zwischen dem Komponisten und dem Librettisten führten dazu, dass erst Praga und dann Oliva das Werk verließen. Ruggero Leoncavallo sprang für kurze Zeit ein. Der Komponist der Oper Pagliacci arbeitete an der Struktur eines zweiten Aktes, der später völlig umgestaltet wurde. In der endgültigen Fassung des Librettos waren nur noch wenige Strophen von Leoncavallos Beitrag übrig. Puccini bat seinen Freund, das Libretto zu schreiben, als beide im schweizerischen Vacallo wohnten, wo sie in benachbarten Häusern arbeiteten. Diese biografische Episode war der Grund dafür, dass einige Studien den Eindruck erweckten, Leoncavallos Beitrag sei größer als er in Wirklichkeit war.

Nach dem Rücktritt von Praga und Oliva herrschte Stillstand, und es wurde beschlossen, dass die Herkunft des Librettos anonym bleiben sollte. Ein weiterer Mitarbeiter, Luigi Illica, erschien Anfang 1892. Er war ein erfahrener Librettist, der schnell und effektiv arbeitete. Puccini schätzte Illica sehr für die Prägnanz der Formulierungen und die Fähigkeit, eine Handlung aufzubauen. Kein Wunder, dass er und Giuseppe Giacosa von Puccini beauftragt wurden, die Libretti für seine nächsten drei Opern zu schreiben: La bohème, Tosca und Madama Butterfly.

Es fehlen noch zwei der insgesamt sechs Autoren. Giulio Ricordi war ein geschickter Vermittler bei Konflikten zwischen Puccini und den Librettisten, hatte aber auch Einfluss auf die kreativen Entscheidungen über die Oper. Er schlug ein Vorwort vor, das dem Publikum die erzählerischen Kürzungen in der Geschichte der beiden Liebenden erklären sollte, die im Namen der Wirtschaftlichkeit vorgenommen wurden. Als Puccini schließlich 1922 die Partitur überarbeitete, um so etwas wie die endgültige Fassung der Oper zu erreichen, bat er Giuseppe Adami, mit dem er an Turandot arbeitete, um ein paar Zeilen. Insbesondere sollte er Manons berühmte Arie Sola, perduta, abbandonata aus dem vierten Akt ergänzen, die in den früheren Versionen der Partitur übersehen worden war. Der Komponist schrieb dazu: „Es gibt eine Arie, in der sich drei oder vier Worte immer wiederholen. Man muss sie durch andere und leidenschaftliche Worte ersetzen. Das werden Sie in fünf Minuten schaffen. Ich erinnere mich, dass mich diese Wiederholungen schon vor langer Zeit irritiert haben.“ Er gab auch offen zu, dass „das Libretto der Manon inzwischen allen und niemandem mehr gehört“. Adami tat, worum man ihn bat, indem er diese Zeilen hinzufügte: Allein! - von Allen aufgegeben - In weiter, weiter Ferne … Kein Mensch der mich hier hört … Rings nicht die kleinste Spur von Leben ...! Ich eine einsame Frau!

Alles in allem gehört das Libretto von Manon Lescaut hauptsächlich Praga, Olivia und Illica. Diese drei sind in den neueren Ausgaben der Partitur aufgeführt - interessanterweise immer in alphabetischer Reihenfolge, um den Eindruck einer Hierarchie zu vermeiden.

Schließlich ist zu betonen, dass Puccini mit der Aufnahme des Themas Manon Risiken einging. Die Version von Jules Massenet war nur wenige Jahre zuvor uraufgeführt worden und hatte einen spektakulären Erfolg. Trotzdem scheute sich Puccini nicht, den französischen Komponisten herauszufordern: „Massenet empfindet das Thema in französischer Manier, gepudert und wie ein Menuett. Ich hingegen fühle es auf Italienisch, mit verzweifeltem Verlangen“. Das schöpferische Selbstbewusstsein, das aus diesen Worten spricht, hatte auch eine praktische Grundlage. Giulio Ricordi, ein Faktotum auf dem italienischen und europäischen Musikmarkt, gelang es, weiterhin ist ungeklärt, wie, die italienische Erstaufführung von Massenets Manon zu verhindern, um Konfrontationen und Vergleiche zwischen den Opern zu vermeiden, die auf derselben literarischen Quelle beruhen. Infolgedessen sahen die Zuschauer in Italien zuerst Puccinis Oper. Massenet musste sich gedulden, bis er an der Reihe war...