Parsifal
Ein junger ahnungsloser Mann, der nicht mal seinen eigenen Namen kennt, kommt in das Reich des Heiligen Grals. Ist er der „Durch Mitleid wissend, der reine Tor“, der, wie prophezeit wurde, das Reich retten wird?
OperaVision ist live in Bergen bei einer kostümiert-konzertanten Aufführung von Parsifal, Richard Wagners letztem und absolut einzigartigen Musikdrama. Es kann sich eher wie eine rituelle Zeremonie anfühlen als eine Oper - grandios und doch intim, irgendwie seinen eigenen Raum und seine eigene Zeit einnehmend. Das Herzstück von Parsifal ist eine merkwürdige, magische Behandlung des Sinfonieorchesters, die den Stimmen über ihm allen Raum und alle Autonomie zu geben scheint, die sie brauchen. Nach der ausgezeichneten konzertanten Aufführung von Peter Grimes mit Stuart Skelton in der Titelrolle kehrt der australische Tenor in gleicher Funktion für diesen Parsifal unter Chefdirigent Edward Gardner nach Bergen zurück. Hinzu kommt eine handverlesene Besetzung, zu der Johan Reuter als der verwundete Amfortas, Brindley Sherratt als der weise alte Gurnemanz und Ricarda Merbeth als die neckische Kundry gehören.
BESETZUNG
Parsifal | Stuart Skelton |
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Kundry | Ricarda Merbeth |
Amfortas | Johan Reuter |
Gurnemanz | Brindley Sherratt |
Klingsor | Olafur Sigurdarson |
Titurel | Reinhard Hagen |
Zwei Gralsritter | Eirik Grøtvedt Changdai Park |
Stimme aus der Höhe | Monika Jägerova |
Knappen | Ingeborg Gillebo Monika Jägerova John Olsen Erlend Tvinnereim |
Blumenmädchen | Agnieszka Adamczak Lydia Hoen Tjore Olivera Ticevic Emily Pogorelc Ingeborg Gillebo Margrethe Fredheim |
Chor | Bergen Philharmonic Chorus Edvard Grieg Chorus Collegium Musicum's Chorus Edvard Grieg Boys Chorus Edvard Grieg Girls Chorus |
Orchester | Bergen Philharmonic Orchestra |
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Musik | Richard Wagner |
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Text | Richard Wagner |
Musikalische Leitung | Edward Gardner |
Inszenierung | Nicolai Riise |
Chorleitung | Håkon Matti Skrede |
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Video
Handlung
Akt 1
Der alte Ritter Titurel lebt in den Pyrenäen auf der Burg Monsalvat, in der sich der Gral befindet. Sein Sohn Amfortas, wurde von dem Zauberer Klingsor, ein Feind der Gralsritter, mit seinem eigenen heiligen Speer verletzt, die Waffe, die auch Christi verletzt hatte. Amfortas kann nur durch die Berührung des besagten Speeres geheilt werden.
Im Wald, in der Nähe der Burg, entdecken der Ritter Gurnemanz und seine beiden Knappen, Kundry, die Botin der Gralsritter, die von Klingsor mit einem bösen Zauber belegt wurde. Sie bringt einen arabischen Balsam mit, um den König zu heilen. Er nimmt die Hilfe an, doch ihm wurde prophezeit, dass nur ein „reiner Tor“ den Speer zurückgewinnen und ihn heilen könnte.
Auf einmal wird ein Knabe, der einen heiligen Monsalvat Schwan getötet hat, von einer Truppe Rittern herbeigebracht. Es handelt sich um Parsifal, ein junger umherziehender Ritter, der seine Wurzeln nicht zu kennen scheint.
Akt 2
Auf dem Schloss von Klingsor, bittet dieser Kundry darum, Parsifal zu verführen, sodass der junge Ritter sündigt und es so Klingsor möglich ist den Heiligen Kelch zurückzugewinnen. Klingsor verwandelt also sein Schloss in einen prächtigen Garten, indem junge Mädchen vergeblich versuchen Parsifal mit ihrem Charme zu verführen. Nur Kundry gelingt es.
Als Parcifal merkt, dass er dabei ist zu sündigen, sammelt er sich und stößt einen Schmerzensschrei aus. Kundry ist über den Schrei bestürzt und begreift, dass sie den Zauber Klingors brechen muss um die Erlösung in Parsifals Liebe zu finden. Da sie aber von ihm abgewiesen wird, ruft sie Kingsor, der den heiligen Speer wirft. Parsifal ergreift ihn und schlägt mit ihm das Kreuzeszeichen, woraufhin Klingsor und sein Schloss zerstört werden und Kundry in Ohnmacht fällt.
Akt 3
Gurnemanz lebt als Einsiedler, nicht weit entfernt der Gralsburg. Er findet die bewusstlose Kundry im Gestrüpp und belebt sie wieder. Sie fleht ihn an, erneut den Gralsrittern dienen zu dürfen, als plötzlich ein Ritter in schwarzer Rüstung auftaucht. Es ist Parcifal. Gurnemanz erkennt, dass er der „reine Tor“ ist und salbt ihn zum neuen Gralskönig während er gleichzeitig Kundry tauft. Als sie zur Gralsburg zurückkehren, gelingt es Parsifal Amfortas wieder zu heilen, indem er ihn mit dem heiligen Speer berührt. Endlich erlöst, sinkt Kundry zu Boden.
Einblicke
4 Dinge, die man über Parsifal wissen sollte
1° Alle Themen die Wagner wichtig waren, sind in seiner letzten Oper vereint
Parsifal wurde zwischen 1877 und 1882, in den letzten Jahren seines Lebens, komponiert (er starb 1833). Das Werk ist die Frucht einer gereiften Überlegung, eine Art Höhepunkt der wichtigsten Themen Wagners. Zunächst das Mittelalter, denn das Libretto basiert auf dem mittelalterlichen Gedicht von Wolfram von Eschenbach, Parzival, welches Anfang des XIII. Jahrhunderts geschrieben wurde und dessen Text den Perceval von Chrétien de Troyes und seine keltischen Legenden inspirierte. Aber ebenso den Glauben, die menschlichen Beziehungen, die weibliche Psychologie mit der Hauptfigur Kundry und vor allem die Erlösung. Ohne Zweifel ist es kein Zufall, dass der deutsche Komponist sein Werk als „Parsifal Bünhnenweihfestspiel“ betitelt hat, was eindeutig sein Interesse für die Religion aber auch die Philosophie kennzeichnet: christliche Symbolik, Buddhismus und schließlich die Philosophie von Schopenhauer (Die Welt als Wille und Vorstellung) machen aus ihm ein Werk voller Mystik.
2° Italien, eine Quelle der Inspiration
Während dieser Zeit reist Wagner regelmäßig nach Italien, wo er einen großen Teil seiner Inspirationen für diverse Zwecke schöpft. Er besucht die Gärten der Villa Rufolo in dem Ort Ravello, die ihn zu der Inszenierung von Parsifal inspirieren, insbesondere zu der Szene am Schloss Klingsors, welches in einen wundervollen Garten voller junger Blumen-Mädchen verwandelt wird, die Parsifal verführen sollen. Mit seinem Freund, dem Maler Paul von Joukowsky, besucht er ebenfalls die Stadt Siena und insbesondere die Kathedrale, die ihn zu dem Tempel inspiriert, in dem sich der Heilige Gral befindet. Das Grand Hotel et Des Palmes über Rom in Palermo, wo er die Partition 1882 vollendete, würdigt ihn mit seiner thronenden Büste in ihrer umwerfenden Empfangshalle.
3° Einige Takte von Humperdinck geschrieben …
Obwohl die Komposition des Werkes noch nicht vollendet ist, beginnen bereits die Proben in Bayreuth und der deutsche Komponist Humperdinck (Hänsel und Gretel) war einige Tage vor der Premiere eine große Hilfe. Denn die Maschinerie der Kulisse konnte den Szenenwechsel nach dem 1 Akt nicht in der, in der Partitur vorgesehenen Zeit vollenden. Humperdinck, der Wagner assistierte, nahm das Problem in die Hand um seinen Meister zu entlasten und hatte die Idee, ein paar zusätzliche Takte zu komponieren, sodass die Kulisse mit der Musik übereinstimmte. Natürlich wurden die Noten Humperdincks, nachdem die Maschinerie nach einiger Zeit wieder richtig funktionierte, aus der Partitur entfernt.
4° Ein triumphaler Erfolg in Bayreuth
Die Premiere des „Parsifal Bünhnenweihfestspiels“ fand am 26. Juli 1882 in Bayreuth statt, dirigiert von Herman Levy, der 16 weitere Vorstellungen folgten. Sie war ein riesen Erfolg. Mit einer durchschnittlichen Dauer von 5 Stunden, ist Parsifal eine der längsten Opern, die je komponiert wurde. Obwohl die Dauer von Dirigent zu Dirigent variieren kann. Wenngleich seine Freunde Liszt, Bruckner und Strauss seiner Vorstellung beiwohnen, ist König Louis II von Bayern während der Aufführung nicht anwesend. Zum großen Leidwesen Wagners. Die Bayreuther Festspiele behielten die Aufführungsrechte für Parsifal über 20 Jahre und genehmigten – abgesehen von wenigen Ausnahmen – keine Aufführung der Oper außerhalb des heiligen Hügels.