Rivoluzione
TEIL 1. Ende der 1960er Jahre. Wachsende soziale Spannungen breiten sich in ganz Europa aus. Drei junge Männer, Carlo, Lorenzo und Giuseppe, geraten in eine Protestbewegung. Alle drei fühlen sich zu Laura hingezogen, einer engagierten Aktivistin, die Geige studiert. Als sich die Revolution allmählich in eine physische Konfrontation mit den Behörden verwandelt, brechen persönliche und emotionale Konflikte zwischen den Mitgliedern der Gruppe aus und Lauras Ideal des friedlichen Widerstands wird von der Realität überholt. Wie weit wird sie für ihre Überzeugungen gehen?
Die ehrgeizige zweiteilige Inszenierung von La Monnaie vereint musikalische Höhepunkte aus den sechzehn ersten Opern von Giuseppe Verdi und erzählt eine neue Geschichte. Wir treffen drei Freunde in zwei Schlüsseljahren ihres Lebens: die Protestjahre nach dem Mai 1968 und ein Wiedersehen vierzig Jahre später. Getrennt durch die Zeit, aber verbunden durch ihre gemeinsame Vergangenheit, ziehen diese Freunde Bilanz über das, was von den Unruhen, der Gewalt und dem Idealismus ihrer Jugendjahre geblieben ist, und versuchen, die Wahrheit hinter einem ungelösten Geheimnis aufzudecken. Das Projekt entfaltet sich im Verlauf von zwei separaten Opernaufführungen, Rivoluzione und Nostalgia. Mit fesselnden Arien, emblematischen Ouvertüren und so denkwürdigen Chorpartien wie "Va, pensiero" aus Nabucco werden uns diese Aufführungen in das Herz von Verdis musikalischem Genie führen.
BESETZUNG
Carlo | Enea Scala |
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Giuseppe | Vittorio Prato |
Lorenzo | Justin Hopkins |
Laura | Nino Machaidze |
Cristina | Gabriela Legun |
Arminio | Hwanjoo Chung |
Orchester | La Monnaie Symphony Orchestra |
Chor | La Monnaie Chorus La Monnaie Choral Academy |
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Musik | Giuseppe Verdi |
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Musikalische Leitung | Carlo Goldstein |
Drehbuch, Regie, Ausstattung & Video | Krystian Lada |
Kostüme | Adrian Stapf |
Licht | Aleksandr Prowaliński |
Choreografie | Michiel Vandevelde |
Bühnenbild Zusammenarbeit | Łukasz Misztal |
Video-Mitarbeiter | Jérémy Adonis |
Chorleitung | Emmanuel Trenque |
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VIDEOS
Handlung
I. Akt - An der Universität
Für ihr großes Abschlussprojekt hat sich die Filmstudentin Cristina entschieden, einen Dokumentarfilm über die Protestbewegungen von Studenten und Arbeitern zu drehen. Sie filmt die Demonstrationen auf der Straße und interviewt verschiedene Personen, denen sie immer dieselbe Frage stellt: „Woran wird man sich noch erinnern, wenn man in eure Zeit zurückblickt?“ Der erste, der antwortet, ist niemand anderes als Giuseppe, ihr Partner.
Studierende besetzen einen Hörsaal. Sie protestieren gegen die Kriege, die auf verschiedenen Kontinenten toben, insbesondere in Vietnam und Algerien. Lorenzo, ein besonders engagierter Student des Konservatoriums, stellt die Reaktion der Polizei und die Heuchelei der Regierungen stark in Frage und spricht sich für gewalttätige Aktionen aus. Ihm widerspricht Laura, eine andere Studentin des Konservatoriums, mit der er in einer Beziehung ist. Die junge Frau mäßigt den Eifer der Mitstreitenden und lädt zum gewaltfreien Protest ein. Außerdem freut sie sich, dass sich die Arbeiter der Werft, angeführt von dem jungen und charismatischen Carlo, ihnen anschließen: Studierende und Arbeiter sind nun im Kampf vereint. Nur Lorenzo sieht die Ankunft von Carlo kritisch: Könnte dieser charismatische Anführer Lauras Herz erobern? Lorenzo ist entschlossen, Carlo den Rang abzulaufen, und drängt Lauras Bruder Giuseppe, ihm die Hand seiner Schwester zu geben. Giuseppe weigert sich jedoch, die Liebesentscheidungen seiner Schwester zu beeinflussen. Als Lorenzo und Laura allein sind, kommt es zu einem Streit. Lorenzo wird noch eifersüchtiger, als Laura ihm freimütig gesteht, dass sie eine Affäre mit Carlo hatte.
Im Rahmen seines Studiums absolviert Giuseppe ein Praktikum auf der Schiffswerft, auf der Carlo arbeitet. Die beiden jungen Männer haben sich angefreundet, nicht zuletzt wegen ihrer gemeinsamen Leidenschaft für das Boxen. Sie beschließen, gemeinsam zu kämpfen. Die Arbeiter der Werft schließen sich ihnen an und alle stoßen auf den bevorstehenden Sieg an. Die Freude wird durch einen brutalen Polizeieinsatz in der besetzten Universität unterbrochen. Einige Studenten werden verhaftet, genauso wie Carlo. Es herrscht allgemeine Aufregung.
II. Akt - Auf der Straße
Giuseppe berichtet Cristina, dass er Carlo aus den Augen verloren hat. Da er während der Unruhen Schreie und Schüsse gehört hat, glaubt er, dass Carlo Opfer einer Polizeikugel geworden ist. Cristina ist von dieser Information erschüttert, was Giuseppe überrascht. Er hatte nicht vermutet, dass Carlo und Cristina sich nahe stehen könnten, und Eifersucht beginnt ihn zu übermannen.
Laura hat ebenfalls noch nichts von Carlo gehört. Obwohl ihr Vater der Polizeichef ist, hat sie keine weiteren Informationen erhalten. Die Blutspuren, die sie auf der Straße gesehen hat, gehen ihr nicht aus dem Kopf. Handelt es sich um Carlos Blut? Während hochrangige Politiker mit ihrem Vater feiern, gibt Laura der Gesellschaft, in der sie lebt, die Schuld und trauert um den wahrscheinlichen Tod ihres Geliebten. Ihre Klagen werden von einem Studenten unterbrochen, der ihr mitteilt, dass Carlo am Leben ist. Die junge Frau jubelt und Lorenzo, der die Szene aus der Ferne beobachtet hat, wird immer eifersüchtiger.
Die frohe Botschaft über Carlo verbreitet sich schnell unter den Demonstranten. Sie bringen ihr Glück mit fröhlichen Gesängen zum Ausdruck. Carlo tritt auf und versucht, den Pakt zu verbergen, den er mit dem Polizeichef - dem Vater von Laura und Giuseppe - als Gegenleistung für seine Freiheit geschlossen hat. Ihm wurde ein bedeutender Karriereaufstieg versprochen, wenn er Laura aufgibt, und er hat diese Bedingungen akzeptiert. Giuseppe heißt seinen Freund willkommen, enthüllt aber diskret sein doppeltes Gesicht: Er hätte Carlo lieber tot gesehen, damit er keine potenzielle Bedrohung mehr zwischen ihm und Cristina darstellt.
Laura stellt ihrerseits fest, dass Carlo seit seiner Verhaftung viel distanzierter ist. Sie beschließt, ihr Leben weiterzuleben und sich voll und ganz der Revolution zu widmen, auch wenn sie damit ihrem Vater in den Rücken fällt. Sie ist mittlerweile davon überzeugt, dass nur durch gewalttätige Aktionen etwas bewegt werden kann. Diese Meinung wird durch eine Reihe chimärischer Visionen von revolutionären Figuren aus der Vergangenheit bestärkt, die sie dazu auffordern, sich ihnen anzuschließen und die Anführerin der Bewegung zu werden. In einem prophetischen Traum nimmt Laura ihr Schicksal an, und niemand scheint sie mehr daran hindern zu können, ihre neue Mission zu erfüllen.
III. Akt - Auf den Barrikaden
Giuseppe hat sich entschieden, der Polizei beizutreten und trägt eine Uniform. Er spürt, dass seine Beziehung zu Cristina an einem seidenen Faden hängt. Er gesteht ihr noch einmal seine Liebe, aber sie weist ihn zurück. Als Giuseppe sie vergewaltigen will, taucht Carlo auf und es kommt zu einem Streit zwischen den beiden Männern. Nachdem sie erfahren haben, dass Carlo mit der Polizei paktiert hat, unterbrechen die Demonstrierenden den Streit und verfluchen ihren ehemaligen Anführer.
In einem Manifest bringt Laura ihre radikalen politischen Ansichten zum Ausdruck: Nur durch urbane Guerilla kann der Kontrollapparat des Staates zerstört werden. Carlo, der in seinem politischen Engagement gemäßigter ist, erkennt Laura nicht mehr und fühlt sich von ihr, die nun Terroranschläge verüben will, getäuscht.
Auf einer Barrikade können es die Demonstranten, die von Cristina und Lorenzo begleitet werden, nicht fassen, Giuseppe an der Seite der Polizei zu sehen. Laura bereitet ihrerseits Sprengstoff vor, den sie in ihrem Geigenkasten versteckt. Sie ist bereit, ihre Mission zu erfüllen und wird dabei von anderen Demonstranten begleitet, die sie als Vorbild nehmen. Es kommt plötzlich zu einer gewaltigen Explosion und die Barrikade wird in Brand gesetzt.
Lauras Geist vereint sich nun mit den großen revolutionären Figuren der Vergangenheit.