Teatro dell’Opera di Roma

Tosca

Puccini
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Eine berühmte Sängerin lebt nur für die Kunst und die Liebe. Gefangen in einem Netz aus Politik, Korruption, Lügen und Lust sieht sie sich zu einer grauenvollen Entscheidung gezwungen.

Tosca ist eine Oper außerhalb der Zeit über die Archetypen der Menschlichkeit: ruchlose Machthungrige, idealistische Revolutionäre, und starke Frauen, bereit, alles zu opfern. Diese Figuren werden am Teatro dell’Opera in Rom zum Leben erweckt, wo Puccinis Meisterwerk zuhause ist.

Besetzung

Floria Tosca
Oksana Dyka
Mario Cavaradossi
Stefano La Colla
Barone Scarpia
Roberto Frontali
Angelotti
William Corrò
A Sacristan
Domenico Colaianni
Spoletta
Saverio Fiore
Sciarrone
Daniele Massimi
A jailer
Riccardo Coltellacci
A Sheperd boy
Marta Pacifici
Chor
Chorus of Teatro dell’Opera di Roma
Orchester
Orchestra of Teatro dell’Opera di Roma
...
Musik
Giacomo Puccini
Dirigent
Donato Renzetti
Inszenierung
Alessandro Talevi
Bühne
Adolf Hohenstein (reconstructed by Carlo Savi)
Licht
Vinicio Cheli
Kostüme
Adolf Hohenstein (reconstructed by Anna Biagiotti)
Text
Giuseppe Giacosa and Luigi Illica after the drama by Victorien Sardou
Chorleitung
Roberto Gabbiani
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Video

Trailer

TRAILER | TOSCA Puccini - Teatro dell'Opera di Roma

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Ausschnitt

Te Deum​

Scarpia (Roberto Frontali) schickt den Agenten Spoletta (Saverio Fiore) zur Verfolgung der Tosca. Während in der Kirche Napoleons scheinbare NIederlage mit einem Te Deum gefeiert wird, gibt sich der Polizeichef dem Traum hin, die Tosca für sich selbst zu gewinnen.

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Ausschnitt

Vissi d’arte​

Tosca (Oksana Dyka) hat erfahren, dass sie Cavaradossis Leben retten kann, aber nur unter der Bedingung, sich Scarpia (Roberto Frontali) auszuliefern. Von dieser schrecklichen Lage völlig verzweifelt ruft die fromme Sängerin Gott an und fragt, warum er sie in dieser schwierigsten Stunde verlassen hat.

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Hinter den Kulissen

Alessandro Talevi

Regisseur Alessandro Talevi sieht sich von Natur aus nicht als Traditionalist. Aber da Italien die besten Szenografie-Maler der Welt zu Hause hat, wollte er ihre alten Traditionen in seiner Produktion von Tosca nutzen.

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Handlung

Akt I

Die Oper beginnt in der Kirche Sant'Andrea della Valle. Cesare Angelotti, früherer Konsul der zerfallenen Römischen Republik, hat es geschafft, aus dem Gefängnis zu entkommen. Er findet Zuflucht in der Kirche, wo seine Schwester, die Marquise Attavanti, ihm in der Familienkapelle Kleidung hinterlassen hat. In einem anderen Teil der Kirche arbeitet der Maler Mario Cavaradossi an einem Portrait der Maria Magdalena. Er vergleicht die engelsgleichen Züge des Gemäldes mit jenen dunklen und sinnlichen seiner Geliebten, Tosca („Recondita armonia“). Sobald die beiden alleine sind, geht Angelotti zu Cavaradossi, da die beiden befreundet sind und einst für die Republik gekämpft haben. Eine gebieterische Stimme ertönt in der Kirche, es ist Floria Tosca, die große Sängerin und Cavaradossis Geliebte. Tosca ist eifersüchtig, sie glaubt, sie hätte eine weibliche Stimme in der Kirche gehört; außerdem erregt das Gemälde der Maria Magdalena ihren Argwohn, da sie darin eine Ähnlichkeit zur Marquise sieht. Cavaradossi schafft es, sie zu besänftigen, und sie vereinbaren ein Treffen später am Abend, an dem Ort, wo sie sich üblicherweise treffen („Non la sospiri, la nostra casetta“).

In der Zwischenzeit hat die Polizei von Angelottis Flucht erfahren. Cavaradossi bietet Angelotti an, ihn in seinem Landhaus zu verstecken, und beide brechen sogleich auf. Napoleon ist besiegt worden; Menschen versammeln sich in der Kirche um zu feiern. Der Polizeichef, Baron Scarpia, unterbricht die Feierlichkeiten. Er findet den Fächer der Marquise, und er erfährt, dass Cavaradossi verschwunden ist, was ihn vermuten lässt, dass dieser etwas mit Angelottis Gefängnisausbruch zu tun hat.

Tosca kehrt zur Kirche zurück, wo sie herausfindet, dass Cavaradossi abgereist ist. In ihrem aufgebrachten Gefühlszustand hat Scarpia ein leichtes Spiel, ihre Eifersucht noch weiter anzustacheln, indem er ihr den Fächer der Marquise zeigt. Sie stürmt hinaus und macht sich auf den Weg zum Landhaus ihres Geliebten, ohne zu merken, dass Spoletta, Scarpias Scherge, ihr folgt. Scarpia hat einen grausamen, jedoch schlauen Plan gefasst: Er will, dass Cavaradossi hingerichtet wird, um Tosca zu seiner eigenen Geliebten zu machen. Er ruft aus: „Tosca, du lässt mich Gott vergessen!“, während in der Kirche das Te Deum erklingt, ein christlicher Lobgesang.

Akt II

Während Scarpia in seinem Zimmer im Palazzo Farnese zu Abend isst und Tosca zuhört, die woanders im Palast für die Königin singt, genießt er bereits im Vorhinein den Erfolg seines Plans. Cavaradossi wird von Spoletta hereingebracht. Er leugnet, Angelotti zu kennen. Tosca stürzt herein, nachdem sie von Scarpia über Cavaradossis Anwesenheit informiert wurde. Cavaradossi befiehlt ihr, zu schweigen, und wird in einen anliegenden Raum gebracht, wo er gefoltert wird. Tosca erträgt die Schmerzensschreie ihres Geliebten nicht und gibt schließlich Angelottis Versteck preis.

Ein Bote tritt ein mit der Nachricht, dass Napoleon die Schlacht bei Marengo gewonnen hat. Unmittelbar darauf wird Cavaradossi hereingezerrt und singt ein Lied auf die Freiheit, bevor er ins Gefängnis gebracht wird. Spoletta berichtet, dass Angelotti Selbstmord begangen hat. Scarpia enthüllt seinen Plan, dass der Preis für Cavaradossis Freiheit Tosca selbst ist. Widerstrebend willigt Tosca ein („Vissi d’arte“). Scarpia gibt den Befehl, Cavaradossis Hinrichtung lediglich vorzutäuschen, und bereitet einen Passierschein für Tosca und Cavaradossi vor, sodass diese aus Rom fliehen können. Als Scarpia versucht, Tosca zu küssen, ersticht sie ihn. Hinabblickend auf den leblosen Körper ruft Tosca verächtlich aus: „Und vor ihm zitterte ganz Rom!“

Akt III

Die Morgendämmerung bricht über der Engelsburg herein. Cavaradossis letzte Gedanken sind bei Tosca, während er auf seine Hinrichtung wartet. Sie kommt zu ihm, um ihm zu sagen, dass seine Hinrichtung nur vorgetäuscht werden soll und dass sie beide aus Rom fliehen können werden. Das Erschießungskommando stellt sich in Position und Tosca instruiert Cavaradossi, dass er so tun soll, als sei er wirklich getroffen worden. Nach den Schüssen rennt sie zu ihm und stellt fest, dass er tatsächlich tot ist und Scarpia sie betrogen hat. Scarpias Leiche wurde gefunden, Spoletta eilt herbei, um Tosca festzunehmen. Anstatt sich zu ergeben, entscheidet sie sich, von der Burg zu springen, wobei sie ausruft: „Oh Scarpia, zu Gott!“

Einblicke

5 Dinge, die man über Tosca wissen sollte

1° Revolution in Rom

Puccinis Tosca ist seit der Uraufführung im Jahr 1900, nur 14 Tage im neuen Jahrhundert, eine der beliebtesten Opern im Repertoire. Im Gegensatz zu den meisten Opern hat sie einen genau begrenzten Schauplatz: Die Handlung spielt in Rom zwischen Dienstag, dem 17. Juni 1800, und dem Morgengrauen des folgenden Tages. Während dieser achtzehn Stunden erleiden alle Hauptfiguren einen gewaltsamen Tod.

Die wirklichen Beweggründe der Personen in Tosca sind rein persönlich. Dennoch spielen die Politik und die Ideale der Zeit immer eine gewisse Rolle. Tosca spielt zu einem kritischen Zeitpunkt in den Feldzügen des französischen Generals - und späteren Kaisers - Napoleon Bonaparte. Die Bühnenhandlung die Reaktionen des Volkes von Rom auf die Nachricht von Napoleons scheinbarer Niederlage, dem damaligen tatsächlichen Sieg in der Schlacht von Marengo. Es spiegelt die gespaltenen Gefühle des Volkes von Rom wider, hin- und hergerissen zwischen seiner Kronloyalität und der Hoffnung auf neue Freiheiten unter einem neuen Herrscher.

2° Eine Adaptation aushandeln

Puccinis Oper ist ein gewalttätiges Drama, das auf Victorien Sardous Erfolgsstück La Tosca basiert, das als Vorzeigestück für die berühmte französische Schauspielerin Sarah Bernhardt geschrieben wurde. Der Komponist sah La Tosca mindestens einmal in Mailand und Turin. Er schrieb an seinen Verleger Giulio Ricordi und bat ihn, die Erlaubnis von Sardou einzuholen, damit das Werk in eine Oper umgewandelt werden kann: „Ich sehe in dieser Tosca die Oper, die ich brauche, ohne übertriebene Proportionen, ohne aufwendiges Spektakel, noch wird sie die übliche übermäßige Menge an Musik erfordern“. Sardou antwortete, dass er es vorziehen würde, dass sein Stück von einem französischen Komponisten bearbeitet würde, und er beschwerte sich über die Aufnahme, die La Tosca in Italien erhielt. Dennoch konnten er und Ricordi akzeptable Bedingungen aushandeln.

Puccini besuchte Sardou in Paris, um die Anpassung zu besprechen. Der Komponist wollte eine patriotische Hymne des inhaftierten Cavaradossi im dritten Akt durch ein Liebeslied ersetzen, was der Dramatiker zuließ. Aber während Sardou ein abruptes, donnerndes Finale wollte, mochte Puccini den Selbstmord am Ende des Stückes nicht. Er hatte ein anderes Ende im Sinn, wo Tosca, anstatt zu springen, verrückt wurde, zusammenbrach und am Körper ihrer Geliebten starb. Offensichtlich hat der Komponist in diesem speziellen Punkt den Streit verloren.

3° Sinnlich, leidenschaftlich und abgründig

Tosca war Puccinis nächste Oper nach seinem ersten unbestrittenen Erfolg, La bohème. Der Komponist vergleicht die beiden: "Tosca ist nicht mehr romantisch und lyrisch gestimmt wie La bohème, sondern sinnlich, leidenschaftlich und abgründig. Scarpia und Spoletta und andere düstere Gestalten, und die Helden sind nicht so brav wie Rodolfo und Mimì, sondern eigenmächtig und furchtlos".

Die Handlung funktioniert eher mit Leidenschaften als mit Gefühlen. Tosca ist eine Geschichte über Betrug und Zweifel, in der alles - vor allem die Liebe - von Eifersucht geplagt wird. Selbst die Randfiguren wie der Messner und der Gefängniswärter lügen oder handeln unehrlich. Jeder bekämpft Täuschung mit Täuschung, was eine erstickende Atmosphäre von Misstrauen und Zweifel schafft. Es sind diese Qualitäten, die Tosca fest in der Kategorie der veristischen Oper verankern, einem Stil des italienischen Realismus, der mit den gleichnamigen literarischen und künstlerischen Bewegungen verbunden ist.

4° Orte aus dem echten Leben

Tosca spielt nicht nur in einem bestimmten Zeitpunkt, sondern auch an drei tatsächlich existierenden Orten: die Kirche Sant’Andrea della Valle, bekannt für seine große bemalte Kuppel; der Palazzo Farnese, das aktuelle französische Botschaftsgebäude; die Engelsburg, die der Kaiser Hadrian als Mausoleum für sich und seine Familie bauen ließ und später als päpstliche Festung und Schloss benutzt wurde.

Eine Kirche, ein Palast und ein Schloss: Drei machtvolle Orte, die renommierte römische Architekten bauten, um die Macht ihrer Souveräne und Institutionen zu projizieren. Floria Tosca befindet sich in der Mitte von alledem und steht als Sängerin für die Kunst und die Liebe - per se schon zwei starke Kräfte. Von der ersten Note bis zur letzten in Tosca bekämpfen sich entgegengesetzte Kräfte bis zum Tode, die einander nicht entkommen können, weil sie auf ewig miteinander verbunden sind: Liebe und Eifersucht, Kunst und Täuschung; die grausame Ungerechtigkeit der Menschen und die bevorstehende Gerechtigkeit Gottes.

5° Nichts zu tun für einen Regisseur?

Alessandro Talevi ist der Regisseur dieser Produktion. Ein bekannter Dirigentenfreund sagte einmal zu ihm: „Tosca muss für dich so langweilig sein. Es gibt absolut nichts zu tun für den Regisseur!“ Der Dirigent äußerte ein weit verbreitetes Missverständnis über die Oper: dass die Charaktere einfach gestrickt sind und dass die Handlung so klar ist, dass sie wenig mehr als ein paar Akzente des Regisseurs benötigt, um das Stück lebendig zu machen.

„Ich höre jedoch nicht auf,” so Talevi, „die Scharfsinnigkeit und die Fülle an Details zu bewundern, den Puccini für seine Szenarien benutzt hat, und die Art, in der er Sänger und den Regisseur zu einer tieferen psychologischen Suche anhält.” Er argumentiert, dass es in Tosca einen sehr hohen Grad an Details, Subtext und  Doppeldeutigkeit existiert, der mit der Subtilität von Debussys Pellèas et Mèlisande vergleichbar ist. „Die Herausforderung für den Regisseur ist es, diese theatralische Subtilität der immer unterschiedlichen Besetzung näher zu bringen. Deswegen ist es mir wichtig, sie mit dem Text und den ursprünglichen Beweggründen Puccinis hinter seinen geschickten dramaturgischen Situationen zu konfrontieren, damit sie die Aufrichtigkeit und den Grund für alle theatralischen Handlungen auf der Bühne wiederentdecken.”