Ifigenia in Aulide
Innsbrucker Festwochen der Alten Musik

Ifigenia in Aulide

Caldara
Verfügbar in
Streamed am Streamed bis Aufnahme vom
Gesungen auf
Italienisch
Untertitel auf
Englisch
Italienisch
Deutsch

Die griechische Armee hat sich in Aulis versammelt und ist bereit, nach Troja zu segeln. Doch die Winde versagen. Der Seher Kalchas eröffnet, dass die Göttin Artemis zornig ist und ein Opfer verlangt. Iphigenie, die Tochter des Königs Agamemnon, soll sterben, damit die Flotte ablegen kann. Zerrissen zwischen seiner Pflicht gegenüber Griechenland und der Liebe zu seiner Tochter bedient sich Agamemnon einer List, um Iphigenie nach Aulis zu bringen: Er behauptet, sie solle Achilles heiraten. Als Iphigenie und ihre Mutter Klytämnestra bei ihrer Ankunft die Wahrheit erfahren, sind sie erschüttert. Welcher Held wird eingreifen, um Iphigenie vor dem Opferaltar zu bewahren?

Im Jahr 1718 schrieb der in Venedig geborene Komponist Antonio Caldara, damals Vizekapellmeisters der kaiserlichen Hofmusik zu Wien, seine Erstvertonung der von Apostolo Zeno gedichteten Iphigenia in Aulide. Dem von göttlicher Willkür geprägten Schicksal der mykenischen Prinzessin Iphigenia folgend, tritt der Stil Caldaras darin auf gleichermaßen prachtvolle wie psychologisierend durchleuchtende Weise zutage. In Caldaras Schaffen treffen die Virtuosität und Ausdruckskraft, die Struktur und die Kontrapunktik der von Johann Joseph Fux geprägten Wiener Schule sowie die harmonische Phantasie der Musik des Dresdner Hofs, mit dem Caldara bis zu seinem Tod in engem Kontakt stand. Unter der musikalischen Leitung von ottavio Dantone ist diese Produktion der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik die erste Bühnenaufführung von Ifigenia in Aulide seit über 300 Jahren. Passgenau zu dem „Opferdrama“, in dem die Götter die Schicksalsfäden der Menschen führen, wird diese Ifigenia inszeniert von der spanischen Kompanie PerPoc, die lebensgroße Puppen in ihren Produktionen einsetzen.

BESETZUNG

Ifigenia
Marie Lys
Agamennone
Martin Vanberg
Clitennestra
Shakèd Bar
Achille
Carlo Vistoli
Elisena
Neima Fischer
Ulisse
Laurence Kilsby
Teucro
Filippo Mineccia
Arcade
Giacomo Nanni
Tänzer:innen
Berta Martí
Ivan Terpigorev
Orchester
Accademia Bizantina
...
Musik
Antonio Caldara
Text
Apostolo Zeno
Regie, Kostüme und Konzept
Anna Fernández & Santi Arnal (Companyia Per Poc)
Musikalische Leitung
Ottavio Dantone
Bühne und Kostüme
Alexandra Semenova
Choreografie
Cesc Gelabert
Licht
Noxfera
...
Critical edition by Bernardo Ticci and Ottavio Dantone.

VIDEOS

Hinter den Kulissen

Treffen Sie die Besetzung von Ifigenia in Aulide

Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen! Ulisse (Laurence Kilsby), Achille (Carlo Vistoli), Ifigenia (Marie Lys), Arcade (Giacomo Nanni), Teucro (Filippo Mineccia), Elisena (Neima Fischer), Agamennone (Martin Vanberg), Clitennestra (Shakèd Bar) sowie Anna Fernández und Santi Arnal (Regie, Kostüme und Konzept) teilen ihre Herausforderungen beim Schaffen dieser Produktion, die Erfahrungen in der Arbeit mit Puppen und ihre Lieblingsmomente.

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Hinter den Kulissen

Von der Probe zur Aufführung

Treffen Sie Ottavio Dantone (Dirigent) und Alessandro Tampieri (Konzertmeister), die über Antonio Caldaras musikalische Sprache und die Herausforderungen im Proben dieser Opernrarität sprechen.

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HANDLUNG


Vorgeschichte

Alle olympischen Gottheiten waren zu Gast bei der Hochzeit der wunderschönen Nymphe Thetis (einer Tochter des Meergottes Nereus) mit dem Sterblichen Peleus. Nur Eris, die Göttin von Zank und Streit, war nicht eingeladen. Sie rächte sich, indem sie einen goldenen Apfel, auf dem „Für die Schönste“ geschrieben stand, in den Festsaal warf. Den Schönheitspreis beanspruchten mehrere Göttinnen: Juno (gr. Hera, die Gemahlin des Jupiter/Zeus), Minerva (gr. Athene, die Göttin des Krieges) und die Liebesgöttin Venus (gr. Aphrodite); Jupiter bestimmte schließlich Paris von Troja zum Schiedsrichter, der als schönster aller Männer galt. Er sprach den Preis Venus zu, die ihm als Belohnung die Liebe der schönsten Frau der Welt versprach. Als diese galt Helena, die Jupiter mit der Königin Leda gezeugt hatte. Als sie ins heiratsfähige Alter kam, warben alle ledigen Könige und Helden Griechenlands um sie; sie entschied sich für Menelaos, den König von Sparta. Dessen Bruder Agamemnon setzte durch, dass die abgewiesenen Freier Menelaos ihre Unterstützung zusagten, sollte er jemals in Schwierigkeiten geraten. Als Paris nun nach Sparta kam, um seine Belohnung einzufordern, war Menelaos jedoch abwesend; mit Hilfe der Venus gelang es Paris, Helena zu verführen, und sie folgte ihm nach Troja. So trat der Bündnisfall ein und die abgewiesenen Freier der Helena rüsteten sich zum Rachefeldzug gegen Troja.

I. Akt

Die griechischen Schiffe sammeln sich im Hafen von Aulis (ital. Aulide) in Böotien, um nach Troja in Kleinasien zu segeln. Eine lang anhaltende Flaute verhindert aber zunächst die Weiterfahrt; es ist die Rache Dianas – der Göttin der Jagd – an Agamemnon (Agamennone), dem Oberbefehlshaber der Griechen. Dieser hat eine ihr heilige Hirschkuh erlegt und obendrein behauptet, ein besserer Jäger als die Göttin selbst zu sein. Der Seher Calchas (Calcante) erklärt, Diana könne nur besänftigt werden, indem man ihr Iphigenie (Ifigenia), die älteste Tochter Agamennones, opferte. Ihr Vater versucht verzweifelt, Ifigenias Leben zu retten und auch ihr Verlobter Achilles (Achille, der Sohn von Thetis und Peleus) will ihre Opferung um jeden Preis verhindern. Agamennone hat seine Frau Clytaemnestra (Clitennestra) brieflich aufgefordert, mit Ifigenia nach Aulis zu kommen; ein zweiter Brief, der diese Anweisung widerruft, wird von Odysseus (Ulisse) abgefangen und so gelangen Mutter und Tochter nach Aulis. Sie nehmen an, dass dort die Hochzeit von Ifigenia und Achille gefeiert werden soll. Agamennone sieht keine Möglichkeit, das Leben seiner Tochter zu retten: Das griechische Heer brennt darauf, Rache an den Trojaner*innen zu nehmen.

II. Akt

Achille hat die Insel Lesbos, die mit Troja verbündet ist, erobert und ihre Fürstin Elisena als Gefangene nach Aulis gebracht. Elisena hat sich in den Eroberer verliebt und intrigiert gegen Ifigenia, um seine geplante Hochzeit mit Agamennones Tochter zu verhindern. Clitennestra und Ifigenia nehmen an, Achille hätte sich von seiner Braut ab- und Elisena zugewandt, er aber kann sie davon überzeugen, dass seine Gefühle für Ifigenia unverändert sind.

Arcas (Arcade), der Vertraute Agamennones, weiß, welches Schicksal die Prinzessin erwartet und offenbart dies den beiden Frauen und Achille. Dieser will Ifigenias Opferung notfalls mit Gewalt verhindern.

III. Akt

Der großen Mehrheit der Griech*innen ist die Rache an Paris und Troja jedoch wichtiger als Ifigenias Leben und so muss Agamennone nachgeben. Als Ifigenia die Zusammenhänge durchschaut, ist sie bereit in den Tod zu gehen, um den Zorn der Göttin zu besänftigen. Doch: Die Ifigenia, die geopfert werden soll, ist nicht Agamennones Tochter. Die Götter offenbaren Calcante, dass in Wirklichkeit Elisena, Fürstin von Lesbos und von Achille gefangengenommen, geopfert werden soll. Denn sie ist jene Tochter, die Helena vor ihrer Heirat mit Menelaos von Theseus, einem berüchtigten Schürzenjäger, empfangen und Ifigenia genannt hat. Der Seher erfährt auch, dass die Tochter der Helena und des Theseus früh werde sterben müssen, deshalb lies man sie unter einem anderen Namen aufwachsen. Zudem heißt es vonseiten der Götter, dass Elisena, die andere Ifigenia, das eigentliche, von Diana geforderte Opfer sei; sie nimmt sich daraufhin selbst das Leben. Damit ist Dianas Zorn besänftigt und Agamennones Tochter bleibt am Leben. Die Griechen können mit gutem Wind nach Troja segeln. Achille allerdings wird dort den Tod finden und so niemals Ifigenias Ehemann werden.

Albert Gier