Während ihr Dorf belagert wird, bittet eine kühne Frau den General der Angreifer um Gnade. Als sie den Militär mit heruntergelassenen Hosen erwischt, nutzt sie all ihre Gerissenheit und ihr Charisma, um ihre Leute zu retten.
Der Mut triumphiert in diesem allegorischen Oratorium. Zwar ist das Stück nicht fürs Theater geschrieben; doch die Wendungen der Handlung laden eine Inszenierung geradezu ein. Andrea Macron, ausgezeichneter Barock- und VIvaldi-Experte, dirigiert sein eigenes Ensemble für Alte Musik, La Cetra Barockorchester Basel.
Besetzung
Juditha | Gaëlle Arquez |
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Holofernes | Teresa Iervolino |
Vagaus | Vasilisa Berzhanskaya |
Ozias | Francesca Ascioti |
Abra | Polly Leech |
Jewish virgin | Gloria Giurgola |
Chor | Chor der Dutch National Opera |
Orchester | La Cetra Barockorchester Basel |
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Musik | Antonio Vivaldi |
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Musikalische Leitung | Andrea Marcon |
Inszenierung | Floris Visser |
Bühne | Dieuweke van Reij |
Licht | Alex Brok |
Kostüme | Dieuweke van Reij |
Chorleitung | Klaas-Jan de Groot |
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Video
Handlung
Teil I
Holofernes, der General des assyrischen Königs Nebukadnezar, bereitet die Armee auf den Angriff auf die Stadt Bethulia vor. Holofernes ist sich des Sieges sicher und weckt Mut bei seinen Soldaten. Vagaus, der Knappe des Generals, kündigt die Ankunft einer schönen Frau aus Bethulia an. Sie möchte persönlich mit Holofernes sprechen, und er stimmt der Bitte des Fremden zu. Die Frau Judith bittet ihn, die Stadt und ihre Bewohner zu verschonen. Holofernes ist verzaubert von ihrem Aussehen und ihrer Stimme und lädt Judith zu einem privaten Abendessen ein. Nach anfänglichem Widerwillen folgt Judith ihm zu seiner Wohnung.
Teil II
Beim Abendessen trinkt Holofernes auf Judiths Schönheit, während sie versucht, ihn in Schach zu halten. Er verspricht, den Frieden zu bewahren, wenn sie ihm ihre Liebe verspricht. Als er mehr und mehr unter dem Einfluss des Weins steht, wird der General vom Schlaf überwältigt. Judith packt ihre Chance und enthauptet Holofernes mit seinem eigenen Schwert. Sie und Abra, ihre Magd, legen den Kopf in eine Tasche und fliehen aus dem assyrischen Lager. Nach ihrer Rückkehr nach Bethulia begrüßen die Bürger und der Hohepriester Ozias Judith als Heldin.
Einblicke
5 Dinge, die man über Juditha Triumphans wissen sollte
1° Kühne Taten
Die Geschichte von Juditha Triumphans stammt aus dem apokryphen Buch Judith, das die assyrische Belagerung der jüdischen Stadt Bethulia dokumentiert. Die schöne junge Witwe Judith geht zum assyrischen Heeresführer Holofernes, um Gnade zu bitten und betört ihn mit ihrem Charme. Aber während er nach zu viel Essen und Wein einschläft, schneidet Judith seinen Kopf ab und kehrt triumphierend nach Bethulia zurück. Die Geschichte ihrer Tapferkeit inspirierte dramatische Bilder von Giorgione, Caravaggio, Gentileschi und Allori.
2° Frauen im Krieg
Vivaldi komponierte Juditha Triumphans ursprünglich für die Mädchen des Ospedale della Pietà, einem Waisenhaus in Venedig, das international für seine hervorragende Musikschule bekannt war. Er schrieb es daher für eine rein weibliche Besetzung und übertrug den Alt-Solistinnen die Rollen des assyrischen Generals und des Hohenpriesters von Bethulia. Das Oratorium verfügt über lange Chorpassagen und ein reich instrumentiertes Orchester, passend zum Anlass seiner Komposition, den Sieg Venedigs über die Türken bei der Belagerung von Korfu 1716 zu feiern. Dieser Sieg war jedoch nur von kurzer Dauer, da Venedig zwei Jahre später seinen siebten - und letzten - Krieg mit dem Osmanischen Reich verlor, was den langen Niedergang der einst großen Seerepublik auslöste. Das Libretto von Juditha Triumphans wurde von Iacopo Cassetti auf Latein verfasst.
3° In der Schleife der Nachahmung
„Dieses Oratorium ist einer der Höhepunkte des Barockzeitalters oder gar der gesamten Musikgeschichte", sagt Regisseur Floris Visser. „Bach hat seine Matthäuspassion; Händel seinen Messias, und Vivaldi hat seine Juditha Triumphans.” Der Niederländer wollte Caravaggios Darstellung der Enthauptung von Holofernes durch Judith aufgreifen, wusste aber nicht, wie er das erreichen sollte. Da bekam er eine Idee: Was wäre, wenn Holofernes ein deutscher Wehrmachtsgeneral wäre, der nicht nur Völker massakriert, sondern auch Kunst stiehlt?
4° Musik, die die Zeit anhält
Die französische Mezzosopranistin Gaëlle Arquez debütiert an der Dutch National Opera in der Rolle der Juditha. „Ich bin gerne außerhalb meiner Komfortzone", sagt sie, was dazu führte, dass sie ein vielfältiges Repertoire an Titeln wie Xerxes, Carmen, Pelléas et Mélisande und Norma gesungen hat. Bei den Victoires de la Musique 2011 wurde Arquez als 'Révélation Lyrique' ausgezeichnet und 2017 veröffentlichte sie ihr Debüt-Soloalbum Ardente Flamme bei der Deutschen Grammophon. „Wie ein Feuerwerk", sagt sie über Vivaldis Musik. Es gibt schöne Koloraturen und dann sehr leise Klagen, die so voller Tiefe sind, dass die Zeit selbst zu enden scheint.
5° Basler Barock
Das La Cetra Barockorchester wurde 1999 von Peter Reidemeister, damals Leiter der Schola Cantorum Basiliensis, gegründet. Das Orchester ist auf Alte Musik spezialisiert und begleitet regelmäßig Opern am Theater Basel. Andrea Marcon ist seit 2009 Chefdirigent, und unter seiner Leitung hat sich das Orchester zu einem der führenden Ensembles in der historisch fundierten Aufführungspraxis entwickelt. Der Name La Certa bezieht sich auf ein altes lautenartiges Instrument und war der Titel eines Satzes von zwölf Violinkonzerten von Antonio Vivaldi, der erstmals 1727 in Amsterdam veröffentlicht und Karl VI., dem Heiligen Römischen Kaiser, gewidmet wurde.