Manon
Manon
Staatsoper Hamburg

Manon

Massenet
Live in
Diese Vorstellung ist nicht mehr als Video auf unserer Plattform verfügbar. Sie können aber weiterhin das zusätzliche Material der Produktion nutzen.

Eine lebenslustige junge Frau verliebt sich auf dem Weg ins Kloster Hals über Kopf in einen ansehnlichen Fremden und beschließt, mit ihm zu fliehen. Doch sie strebt nach einem Leben in Reichtum und Luxus und wirft sich schließlich in die Arme eines reichen Adligen. Doch kann sie ihre wahre Liebe vergessen?

David Bösch, bekannt für seine modernen, rätselhaften Inszenierungen, die die psychologischen Tiefen ihrer Figuren freilegen,gibt sein Hamburg-Debüt mit Jules Massenets Pariser Belle-Époque-Meisterwerk, mit Shootingstar Elsa Dreisig in der Titelrolle.

Besetzung

Manon Lescaut
Elsa Dreisig
Poussette
Elbenita Kajtazi
Javotte
Narea Son
Rosette
Ida Aldrian
Le Chevalier Des Grieux
Ioan Hotea
Le Comte Des Grieux
Dimitry Ivashchenko
Lescaut
Björn Bürger
Guillot-Morfontaine
Daniel Kluge
de Brétigny
Alexey Bogdanchikov
An innkeeper
Martin Summer
Wache
Collin André Schöning
Guard 2
Hubert Kowalczyk
Chor
Chorus of the Hamburg State Opera
Orchester
Hamburg Philharmonic State Orchestra
...
Musik
Jules Massenet
Dirigent
Sébastien Rouland
Inszenierung
David Bösch
Bühne
Patrick Bannwart
Licht
Michael Bauer
Kostüme
Falko Herold
Text
Henri Meilhac, Philippe Gille
Chorleitung
Eberhard Friedrich
...

Video

Trailer

TRAILER | MANON Massenet – Staatsoper Hamburg

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Ausschnitt

Je marche sur tous les chemins

Alle Augen richten sich auf Manon, als sie sich der Party auf dem Cours-la-Reine anschließt. Die Sopranistin Elsa Dreisig singt die berühmte Arie „Je marche sur tous les chemins“ in dieser Inszenierung von David Bösch an der Staatsoper Hamburg.

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Hinter den Kulissen

David Bösch (Regisseur)

Regisseur David Bösch hat an der Staatsoper Hamburg eine aktuelle Herausforderung durch die Covid-Beschränkungen zu einer künstlerische Qualität der Manon verwandelt: Aufgrund der strengen Abstandsregelungen befinden sich die Chormitglieder in den Logen des Opernhauses, wodurch eine Art Kammerspiel auf der Hauptbühne entsteht. Erfahren Sie mehr Details zur Manon in der Video-Einführung mit David Bösch und Produktionsdramaturg Detlef Giese.

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Hinter den Kulissen

Hinter den Kulissen von Manon

Die Entstehung einer Oper ist ein faszinierender Prozess, der für die Öffentlichkeit selten sichtbar ist. Zum Glück hat die Staatsoper Hamburg während der Proben von Manon die Kameras laufen lassen, um zu zeigen, wie die Sänger*innen, das Orchester und der Regisseur zusammenarbeiten, um Massenets Meisterwerk zum Leben zu erwecken.

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Handlung

 1. Akt
Ein Gasthaus in der Provinz. Es gibt weder zu essen noch zu trinken. Guillot, de Brétigny und die drei jungen Damen Poussette, Javotte und Rosette rufen den Wirt – erst nach mehrfacher Aufforderung tischt er etwas auf. Alles wartet gespannt auf die Ankunft von Reisenden. Auch Lescaut ist hierhergekommen, um seine ihm bislang noch unbekannte Cousine Manon abzuholen und ins Kloster zu geleiten. Als diese erscheint, ein Mädchen von fünfzehn Jahren, ist er geblendet von deren Schönheit und Charme. Manon erzählt aufgeregt von ihrer Reise, der ersten, die sie unternommen hat. Lescaut geht mit zwei Kameraden zum Kartenspiel. Während Manon allein ist, nähert sich ihr der reiche Guillot mit einem eindeutigen Angebot: Er bietet ihr seinen Wagen an, um zusammen fortzufahren. Der zurückgekehrte Lescaut schärft Manon jedoch ein, keinen Avancen zu folgen – er selbst ist es, der über die Familienehre wacht und dergleichen nicht zulassen werde. Dann zieht es ihn wieder zum Spiel. Manon sieht alle Hoffnungen auf ein freies, selbstbestimmtes Leben schwinden, und zugleich auch ihre Hoffnung auf Glanz und Glück. Mit dem Erscheinen des Chevalier Des Grieux ändert sich alles – es ist die oft beschworene „Liebe auf den ersten Blick“. Überwältigt von der Anziehungskraft, die sie aufeinander ausüben, entschließen sie sich spontan zur gemeinsamen Flucht nach Paris, wo sie – so ihre Vorstellung – ein glückliches Leben erwartet. Bevor Lescaut wiederkommt, sind sie mit dem von Guillot bereitgestellten Gefährt verschwunden. Lescaut sucht nach seiner Cousine. Er beschuldigt Guillot, sie entführt zu haben und fordert ihre sofortige Freigabe. Guillot wiederum fühlt sich betrogen – im folgenden Handgemenge nimmt er offensichtlichen Schaden. Die drei Damen und de Brétigny verspotten ihn, Guillot aber schwört Rache.
 
2. Akt
In einem kleinen Wohnzimmer in Paris. Seit einiger Zeit leben Manon und Des Grieux hier, in bescheidenen materiellen Verhältnissen, aber erfüllt von wechselseitiger Liebe. Des Grieux schreibt an seinen Vater: Er berichtet von der charmanten Erscheinung der gerade sechzehn Jahre alt gewordenen Manon und bittet um den Segen zu dieser Verbindung. Gemeinsam liest das Paar noch einmal den Brief, als ungebetener Besuch erscheint. Lescaut hat die Liebenden aufgespürt und verlangt Rechenschaft von Des Grieux. Lescaut bedrängt ihn, der mitgekommene de Brétigny aber schlichtet den Streit – ein abgekartetes Spiel. De Brétigny, der Manon verehrt, hat mit ihr ein Verhältnis angeknüpft, indem er ihr ein Leben in Reichtum und der höheren Gesellschaft versprach. Manon, geradezu süchtig nach Luxus, ist bereit, sich darauf einzulassen, auch wenn sie Des Grieux wahrhaft liebt. Von de Brétigny erfährt sie, dass Des Grieux noch heute Abend im Auftrag von dessen Vater entführt werden soll – damit wäre Manon frei. Nachdem Lescaut und de Brétigny gegangen sind, verlässt auch Des Grieux das Zimmer, um den Brief aufzugeben. Allein zurückbleibend, erinnert sich Manon an die schönen Stunden mit Des Grieux, die sie hier erlebt hat. Des Grieux findet seine Geliebte mit schweren Gedanken beladen. Er malt ihr eine paradiesische Traumwelt aus, in der sie zusammen vollkommenes Glück finden. Neuerlich kündigt sich ein Gast an. Des Grieux will nach ihm schauen, wird aber von Manon abgehalten. Als er dennoch vor die Tür geht, wird er fortgerissen. Manon bedauert ihre Trennung von Des Grieux.
 
3. Akt, 1. Bild
In einem glanzvollen, von strahlenden Lichtern erhellten Saal. Verkäuferinnen und Verkäufer preisen ihre Waren an, Lescaut und die drei Damen Poussette, Javotte und Rosette verfallen dem Konsum- und Vergnügungsrausch. Allgemeine Aufmerksamkeit findet Manon, die mit de Brétigny an ihrer Seite alle Blicke auf sich zieht. Sie inszeniert sich als „Star“ und besingt den Glanz von Jugend und Schönheit. Auch der Vater von Des Grieux, ein standesbewusster Graf, ist zum Fest erschienen. Er berichtet de Brétigny, später auch Manon, vom Schicksal seines Sohnes, der sich dazu entschlossen hat, sein Leben der Kirche zu weihen. Es sei besser, die alten, schmerzlichen Liebesgeschichten zu vergessen. Manon aber sehnt sich nach Des Grieux zurück.
 
3. Akt, 2. Bild
In einer Kapelle der Kirche Saint-Sulpice. Aufgrund seiner rhetorischen Begabung findet Des Grieux großen Anklang bei den Damen, die seinen Predigten lauschen. Vom Chevalier ist er zum Abbé geworden, was sein Vater gutheißt, ihn aber noch einmal auffordert, darüber nachzudenken, ein braves Mädchen zu heiraten und eine Familie zu gründen. Des Grieux aber hat immer noch das Bild Manons im Herzen, das er nicht vergessen kann, sooft er es auch zu verbannen sucht. In sich versunken gibt er sich seinen Gedanken hin. Manon selbst erscheint, im Gebet darum bittend, dass sich die Verbindung mit Des Grieux erneuern möge. Sie drängt ihn, zu ihr zurückzukehren und ruft ihm die Liebe und ihre Reize ins Gedächtnis. Nach anfänglichem Zögern gibt Des Grieux nach: Das Paar, sich seine Liebe gestehend, ist wieder vereint. Gemeinsam fliehen sie aus Saint-Sulpice.
 
4. Akt
Im Hotel Transsilvanien, wo sich die Spieler treffen. Fortuna ist mal auf der Seite der Einen, mal begünstigt sie die Anderen, nur die Falschspieler wissen immer zu gewinnen. Manon und Des Grieux, inzwischen vollkommen mittellos, wollen ihr Glück beim Roulette versuchen. Guillot bietet ihnen ein Spiel an, auf Leben und Tod. Manon akzeptiert und gerät immer stärker in einen Rausch hinein. Guillot bezichtigt Des Grieux, ihn betrogen zu haben, dieser sucht die Konfrontation mit ihm. Die Polizei hat den Saal umstellt, niemand kann entkommen. Der Graf, Des Grieux’ Vater, lässt seinen Sohn zum Schein gefangen nehmen, Manon aber soll einer richtigen Strafe zugeführt werden.
 
5. Akt
Ein Ort im Nirgendwo. Der verzweifelte Des Grieux möchte sein Schicksal mit Manon teilen. Lescaut ist ebenso verzweifelt, da sein Leben keinen Sinn mehr besitzt. Ein letztes Mal kommen Manon und Des Grieux zusammen. Sie erinnern sich ihres vormaligen Glückes und gehen gemeinsam in den Tod. Ihre Geschichte hat sich erfüllt.    

Einblicke

5 Dinge, die Sie über Manon wissen sollten

1° Ein Hauch von Skandal

Als führender französischer Komponist der Dritten Republik erlangte Jules Massenet mit seiner Oper Manon 1884 in Paris einen Welterfolg. Rund 150 Jahre zuvor, 1731, war Abbé Prévosts Roman La véritable historie du Chevalier Des Grieux et de Manon Lescaut (Die wahre Geschichte des Chevalier Des Grieux und der Manon Lescaut) erstmals veröffentlicht worden, umgeben von einem Hauch von Skandal. Er wurde von seinen Zeitgenossen und erst recht von der Nachwelt viel gelesen.

Manon erzählt die ergreifende Geschichte von Manon Lescaut und dem Chevalier Des Grieux, deren Liebe gezwungen ist, Umwege zu gehen. Als sie sich am Ende endlich wieder in den Armen liegen, ist es zu spät - Manon stirbt in den Armen des Chevaliers.

2° Die Bühne einrichten

Massenet war ein Meister darin, verschiedene Stimmungen zu erzeugen, und das Libretto von Manon ermöglichte es ihm, eine breite Palette von Szenen einzubauen, die beim Publikum gut ankamen. Die Kirchenszene in Saint-Sulpice mit ihrem feierlichen Ton steht im scharfen Kontrast zur anschließenden Glücksspielszene, während die Intimität von Manons Wohnung im zweiten Akt der lebhaften Verkaufsszene zu Beginn des dritten Aktes weicht. 

Diese Vielfalt der Stimmungen spiegelt sich in den sechs verschiedenen Räumen wider, die der Bühnenbildner Patrick Bannwart für die sechs verschiedenen Tableaus von Manon geschaffen hat. Die Kontraste, die dem Werk selbst innewohnen, werden dadurch noch verstärkt. In der Überzeugung, dass die Räume, in denen sich die verschiedenen Episoden der Geschichte abspielen, so reich und sinnlich sein sollten wie das Leben selbst, ist es das Ziel von Regisseur David Bösch, dem Publikum Manons Erlebnishunger zu vermitteln: den Aufbruch in ein Abenteuer, den Rausch eines Festes, aber auch Stille und Einsamkeit

3° Manons vielen Gesichter

Schon bei ihrem ersten Auftritt, dessen anfängliche Schüchternheit sehr bald purer Lebensfreude und später nachdenklichem Ernst weicht, zieht Manon das Publikum in ihren Bann, sowohl auf der Bühne als auch im Zuschauerraum. Im Laufe der Handlung verändert sich diese Manon - sie wird zur Liebhaberin, zum „Glamour-Girl‟ und zur Spielerin, die die größten Risiken eingeht. Am Ende sehen wir sie in trauriger, beklemmender Einsamkeit an der Schwelle zum Tod.

Manon hat viele Gesichter, von denen einige authentisch und andere nur Masken sind, was sie zu einem geheimnisvollen Wesen macht, einer „Sphinx‟ und „Sirene‟, wie Des Grieux im vierten Akt über sie singt. Zweifellos hat Massenet tief in die Seele seiner Protagonistin geschaut und sie mit höchstem psychologischem Einfühlungsvermögen dargestellt, so dass sie höchst lebendig vor uns steht.

4° Verkörperte Gegenwart

Für Regisseur David Bösch spielt unsere heutige Zeit eine wesentliche Rolle. In seiner Inszenierung treten junge Zeitgenoss*innen mit ihren eigenen Realitäten als Protagonist*innen in dieser fast 300 Jahre alten Geschichte auf. Sie verkörpern eine lebendige Gegenwart (auch wenn diese nicht näher definiert werden kann) und bringen ihre Denk- und Handlungsweisen ein, so dass der Zuschauer den Eindruck hat, ganz nah bei ihnen zu sein. 

Entscheidend ist dabei, so Bösch, die Echtheit und Glaubwürdigkeit der Emotionen, die er mit fast naturalistischer Präzision darstellt. Statt auf den Realismus der Kulissen und Kostüme zu setzen, der nur ablenken würde, bleibt Bösch der Realität der Gefühle treu.

5° Ein Kammerspiel

Wer sich Böschs Inszenierung ansieht, dem fällt sofort auf, dass die Solist*innen, im Gegensatz zum Chor, allein auf der Bühne stehen. Angesichts der Entstehungszeit der Inszenierung (Ende 2020 / Anfang 2021) bedarf dies kaum einer Begründung, aber auch hier ist eine konzeptionelle Idee am Werk. Denn Manon lebt zweifelsohne auch von den großen Tableaus im ersten und dritten Akt.

Wenn aber nicht das große Bühnenbild, sondern die Handlungen und die innere Spannung der Protagonist*innen im Vordergrund stehen, eröffnet dies die Möglichkeit, sie deutlicher zu beleuchten. Die Inszenierung zielt darauf ab, über eine einfache Boy-meets-Girl-Geschichte hinauszugehen. Stattdessen werden das Leben und die Liebe selbst gefeiert, auch wenn am Ende ein frei gewählter Tod auf unsere Heldin wartet.