The Devil and Kate
The Devil and Kate

Die starken Frauen der Oper: Katja (Káča)

Antonín Dvořáks Märchenoper Čert a Káča (Katja und der Teufel) ist eine Komödie, in der die Protagonistin einiges auf den Kopf stellt. Nicht nur lässt sie sich auf der Erde mit dem Leibhaftigen ein – sie überlebt auch dessen Entführung in die Hölle und heizt dem Teufel dabei ordentlich ein! Dabei ist Katja aber keinesfalls nur oberflächliche Witzfigur, sondern eine aufrichtige und selbstbestimmte Frau, die sich geschickt durchzusetzen weiß.


Männliche Macker
 

Zu Beginn der Oper wird Katja als typisch komische Figur gezeichnet: Von den Dorfbewohner:innen als Außenseiterin behandelt, muss sie sich aufgrund ihrer schnellen Zunge einiges anhören. Bevor sie allerdings – ironischer Weise – selbst überhaupt zu Wort kommt, erfahren wir von dem von seiner unausgeglichenen Work-Life-Balance geplagten Schäfer Jirka, Katja sei so gesprächig, „wie, wenn ein Müller an einem Teich die Schleusen herauszieht.“ Und in seiner Rolle als unaufgeklärter Mann schießt er gleich noch einen körperkritischen Kommentar hinterher: „Diese Hüften, ich könnte sie nicht an einem Tag umrunden!“

Genervt von dem Gehabe der Anderen ruft Katja, sie „möchte so gerne tanzen, und wenn es mit dem Teufel wär!“ Dass der anschließend wie aus dem Nichts auftauchende Marbuel der einzige Mann ist, der sich offensichtlich für Katja interessiert, schmeichelt ihr. Allen Warnsignalen – Ermunterung zum Alkoholkonsum, vage Angaben zum Wohnort, abgedroschene Flirtsprüche – zum Trotz beschließt sie, mit Marbuel zu gehen. So weit, so 19. Jahrhundert.

Die Unterwelt auf den Kopf gestellt
 

Als sie erkennt, dass sie von ihrem Tanzpartner nicht in ein hübsches Schloss, sondern in die Hölle entführt wurde, dreht Katja den Spieß um und beweist, dass sie mehr ist als nur ein stumpfes Komödien-Klischee: Denn sie merkt sofort, dass ihre Geschwätzigkeit und ihr Starrsinn hier unten eine Tugend sind. Statt sich, gemäß ihrer anfangs etablierten Rolle, brav ihrem Schicksal zu ergeben, springt sie Marbuel furchtlos in den Nacken, lässt sich so lange von ihm Huckepack tragen, bis er sie nicht mehr aushält. Erst ein Ablenkungsmanöver von Jirka holt Katja auf die Oberwelt zurück.

Koho si to, bratře, neseš? (Wen trägst du, Bruder?)
 

Im Gegensatz zu ihrer Schakespeare’schen Namensvetterin Katharina, die sich nach aller Komödie zur Hochzeit breitschlagen lässt, lässt sich diese Widerspenstige nicht zähmen. Vielmehr behält Dvořáks Katja bis zum Ende das Ruder selbst in der Hand, wenn sie, nachdem sie reichlich belohnt wurde, verkündet: „Nun, wo ich ein Haus und Geld habe, werden sich die Freier um mich reißen, als wäre ich das schönste Mädchen im ganzen Dorf. Und jetzt wähle ich!“ Damit ist Katja eine erfrischend emanzipierte, moderne Frauenfigur, die so in der komischen Oper des 19. Jahrhunderts selten zu sehen ist. „Schöner kann man die Hierarchie einer patriarchalischen Welt nicht auf den Kopf stellen“, resümiert der Regisseur Jakob Peters-Messer, der die selten gespielte Oper 2019 in Dessau auf die Bühne brachte.

Hannes Föst