Carmen
Carmen ist eigenwillig und rebellisch, unabhängig und frei ... aber die Karten haben ihr den Tod vorhergesagt ...
Besetzung
Don José | Arturo Chacón-Cruz |
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Escamillo | Marko Mimica |
Le Dancaïre | Nicolò Ceriani |
Le Remendado | Cristiano Olivieri |
Moralès | Vittorio Albamonte |
Zuniga | Mariano Buccino |
Carmen | Varduhi Abrahamyan |
Micaëla | Maria Katzarava |
Frasquita | Marina Bucciarelli |
Mercédès | Annunziata Vestri |
Lillas Pastia | Piero Arcidiacono |
Giovane torero | Alessandro Cascioli |
Chor | Teatro Massimo Chorus and Youth Chorus |
Orchester | Teatro Massimo Orchestra |
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Musik | Georges Bizet |
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Dirigent | Alejo Pérez |
Inszenierung | da Joan Antòn Rechi, reprised from Calixto Bieito |
Bühne | Alfons Flores |
Licht | Alberto Rodriguez Vega |
Kostüme | Mercè Paloma |
Text | Henri Meilhac and Ludovic Halévy |
Chorleitung | Piero Monti |
Youth Chorus | Salvatore Punturo |
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Video
Handlung
Akt 1
Auf einem Platz in Sevilla singen Soldaten „Sur la place, chacun passe“. Hier sucht die junge Micaëla nach José, der dann den Platz erreicht, nachdem sie ihn verlassen hatte. Bald verlassen die Mädchen, die in der nahegelegenen Zigarettenfabrik arbeiten, ihre Arbeit und singen den jungen Männern ein Lied („La cloche a sonné“).
Kurz danach betritt Carmen den Platz. „L'amour est un oiseau rebelle“, erzählt sie uns. Die Liebe ist ein rebellischer Vogel. Die Männer kommen in Scharen zu ihr, doch sie erkennt noch keinen potenziellen Liebhaber. Stattdessen wirft sie eine Rose zu Don José, einem Soldaten, der ihr bisher die kalte Schulter gezeigt hatte.
Micaëla gibt José einen Brief von seiner Mutter. Darin steht geschrieben, dass sie gerne hätte, dass José Micaëla heiratet. Es ist Micaëlas Herzenswunsch, doch sie ist sehr schüchtern. Als José zustimmt, kommen alle Frauen aus der Fabrik angestürmt. Es stellt sich heraus, dass Carmen eine andere Frau mit einem Messer angegriffen hat. Der Offizier der Garde, Zuniga, befiehlt José, Carmens Hände zu sichern, aber sie singt eine verführerische Seguidilla und überredet José, sie zu befreien. Sie entkommt und José wird für ihre Freilassung verhaftet.
Akt 2
Im Gasthaus von Lillas Pastia unterhalten Carmen, Frasquita und Mercédès, Zuniga und die Offiziere. Carmen erfährt, dass José aus dem Gefängnis entlassen wurde.
Draußen singt die Menge „Vivat, vivat le Toréro“ und begrüßt den großartigen Toreador Escamillo, der eingeladen wird und das Volk mit dem Toreador-Lied erfreut und später um Carmen wirbt. Doch sie weist ihn ab.
Carmen und ihre Freunde werden von den Schmugglern Dancaïre und Remendado begleitet. Sie bemühen sich ihnen dabei zu helfen, ihre Schmuggelware loszuwerden. Aber Carmen will mit diesem neuen Plan nichts zu tun haben, sondern wartet lieber auf José. Schließlich ist er bei ihr, nachdem alle anderen schon gegangen sind, tanzt sie für ihn. José erzählt ihr von der Blume, die sie ihm hingeworfen hat („la fleur que tu m'avais jetée"), zögert aber mit ihr durchzubrennen. Zuniga taucht auf und versucht Carmen wegzuschaffen. Nachdem José gegen ihn gekämpft hat, wird er gezwungen die Armee zu verlassen.
Akt 3
Carmen und José sind mit den Schmugglern tief in den Bergen. Carmen lehnt José ab, während Frasquita und Mercédès ihr Schicksal in den Karten lesen. Die Zukunft bringt den Tod für Carmen und José. José hält Wache.
Micaëla ist verkleidet und auf der Suche nach José („Je dis que rien ne m'épouvante“). Plötzlich erscheint ein Eindringling. Es ist Escamillo der Stierkämpfer. Erneut erklärt er seine Liebe zu Carmen. José ist empört. Micaëla wird entdeckt und berichtet José über den baldigen Tod seiner Mutter. Er stimmt schließlich zu, mit ihr zu gehen und Carmen verspottet ihn.
Akt 4
In Sevilla geht es beim Stierkampf heiß her. In der Menschenmasse konfrontiert José Carmen („C'est toi! C'est moi!“) und er bittet sie, bei ihm zu bleiben, doch Carmen weist ihn zurück. Nach ihrer endgültigen Ablehnung ersticht er sie im selben Moment als Escamillo den Stier besiegt.
Einblicke
Carmen als Femme Fatale
„Die willensstarke und rücksichtslose Protagonistin der gleichnamigen Novelle von Prosper Mérimée (1845), auf der die Oper beruht, wird nicht auf den Stereotyp der femme fatale beschränkt, wenn man das Ganze aus dem Blickwinkel von Nietzchean betrachtet, sondern wird stattdessen die Verkörperung einer fröhlichen verlockenden Vitalität, die stolz Freiheit und Werte, die Konventionen und Moralvorstellungen trotzen, lobpreist.“
- Danilo Tarantino, Introduzione all’opera (für das Programm von Carmen am Teatro Massimo Palermo)
Tarantinos ähnliche Hypothesen, dass Friedrich Nietsches tiefe Bewunderung von Carmen ihren Ursprung in der Wahrscheinlichkeit hat, dass Bizets Oper, die auf der gleichnamigen Novelle von Prosper Mérimée basiert (1845), seine eigenen philosophischen Ansätze spiegelt.
Wie Tarantino erklärt, sehen wir tatsächlich, dass der Charakter von Carmen im wesentlich auf der femme fatale aufbaut. Sie verführt. Sie spielt mit den Gefühlen der Männer und scheint gänzlich blind gegenüber der emotionalen Realität Derjenigen um sie herum zu sein. Ganz gleich, ob es sich nun um Frauen oder Männer handelt. Manche würden das wohl als Narzismus bezeichnen, doch für den Zweck einer Oper ist es eine faszinierende Fallstudie über die menschliche Verführung. Der Charakter der femme fatale wird genutzt um zu bekommen was sie will. Die femme fatale kann jeden Mann verführen. Und am Ende wird die femme fatale meistens bestraft. In diesem Fall wird Carmen für ihre verbrecherischen Verführungen umgebracht.
Werke, die von einem femme fatale Charakter geprägt sind, werden meist von Skandalen gefolgt. Carmen war keine Ausnahme: das Publikum stempelte das Werk größtenteils als unmoralisch ab und konnte sich nicht mit der Realität der Porträts der nicht perfekten Personen einigen. Es pflasterte den Weg für viele verismo Opern die folgten, und wie Tchaikovsky richtig vorhergesagt hatte, wurde Carmen eine der berühmtesten Opern der Welt. Nur Bizet lebte nicht mehr lang genug um ihren Erfolg zu sehen.