La Monnaie / De Munt

Frankenstein

Grey
Live in
Diese Vorstellung ist nicht mehr als Video auf unserer Plattform verfügbar. Sie können aber weiterhin das zusätzliche Material der Produktion nutzen.

Wissenschaftler entdecken eine eingefrorene Kreatur im ewigen Eis des Nordpols. In einem kühnen Experiment wird die Kreatur Stück für Stück wieder zum Leben erweckt und erlebt Flashbacks aus seiner schmerzvollen Vergangenheit mit ihrem Schöpfer.​

200 Jahre nach seiner Veröffentlichung nimmt der amerikanische Komponist Mark Grey Mary Shelleys bahnbrechenden Science Fiction-Roman als Grundlage für seine erste abendfüllende Oper. Diese modere Interpretation, die Regisseur Àlex Ollé von der Theatergruppe La Fura dels Baus verantwortet, warnt vor der sich verschärfenden Diskrepanz zwischen unserem Erfindergeist und unserer Unfähigkeit, diesen richtig einzuschätzen.

Besetzung

Victor Frankenstein
Scott Hendricks
Creature
Topi Lehtipuu
Elizabeth
Eleonore Marguerre
Dr. Walton / Prosecutor
Andrew Schroeder
Henry
Christopher Gillett
Blind Man / Father
Stephan Loges
Justine
Hendrickje Van Kerckhove
Chor
La Monnaie Chorus
Orchester
La Monnaie Symphony Orchestra
...
Musik
Mark Grey
Dirigent
Bassem Akiki
Inszenierung
Álex Ollé (La Fura Dels Baus)
Bühne
Alfons Flores
Licht
Urs Schönebaum
Kostüme
Lluc Castells
Text
Júlia Canosa i Serra
Chorleitung
Martino Faggiani
Video director (stage)
Franc Aleu
Video directors (streaming)
Anaïs and Olivier Spiro
...

Video

Trailer

TRAILER | FRANKENSTEIN Grey La Monnaie / De Munt

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Ausschnitt

Let us begin

Akt I. Im Jahr 2816 entdeckten Mitglieder einer Expedition geführt von Wissenschaftler Walton (Andrew Schroeder) eine seltsame Kreatur, die im Eis gefangen war. Während es reanimiert wird, horcht Walton sie ab und fragt sich, ob man in ihr Gedächtnis eindringen und ihre Erinnerungen abrufen kann. Die Kreatur (Topi Lehtipuu) erwacht zum Leben und versucht zu sprechen.

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Ausschnitt

Lifeless, inanimate

II. Akt. In seiner Hochzeitsnacht findet Victor Frankenstein (Scott Hendricks) seine Ehefrau tot auf dem Bett liegen. Sie wurde von seiner Kreatur getötet, seine Spuren sind noch am Hals der unglücklichen Frau zu sehen.

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Hinter den Kulissen

Dans les coulisses de Frankenstein​

Beobachten Sie, wie das Make-up-Team von La Monnaie / De Munt Topi Lehtipuu in Frankensteins Kreatur verwandelt.

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Hinter den Kulissen

Hinter den Kulissen von Frankensteins workshops

Wie kann man eine Forschungsstation am Nordpol in der Oper nachbauen? Treten Sie ein in die Werkstätten von La Monnaie / De Munt und sehen Sie selbst!

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Handlung

Akt I

Im Jahr 2816 entdeckten Mitglieder einer Expedition geführt von Wissenschaftler Walton eine seltsame Kreatur, die im Eis gefangen war. Während es reanimiert wird, horcht Walton sie ab und fragt sich, ob man in ihr Gedächtnis eindringen und ihre Erinnerungen abrufen kann. Die Kreatur erwacht zum Leben und versucht zu sprechen. Sein Stammeln bringt ihn zurück ans Ende der 1810er Jahre, zu Victor Frankenstein, der diese abstoßende Kreatur kreierte und zum Leben erweckte. Victor wird von Elisabeth, seiner Geliebten, gerufen und geht zu ihr. Zusammen schwören sie, einander für immer zu lieben, während die Kreatur sie von ihrem Versteck aus beobachtet.

Die Dorfbewohner entdecken die Existenz der abscheulichen Kreatur und fürchten sich vor ihr. Sie greifen sie an und verjagen sie, ohne dass Victor und Elizabeth davon Notiz nehmen. Die Kreatur wandert in der Natur umher. Sie genießt diese Form der Freiheit und lernt durch Beobachtungen. Sie betrachtet vor allem einen blinden alten Mann und seine Familie, den sie aus der Ferne beobachtet und von dem sie Denken und Sprechen lernt. Der Blinde lernt die Kreatur kennen. Er sieht sie nicht, sondern genießt ihre Gesellschaft. Er sagt ihr, dass Wesen von Natur aus gut sind und dass es notwendig ist, seine Gewalttätigkeit und Grausamkeit zu kontrollieren, um in den Rang eines Menschen aufzusteigen. Felix, der Sohn des Blinden, stürmt herein und greift die Kreatur, die sofort flieht, heftig an in der Absicht, seinen Vater zu schützen.

William, Victor Frankensteins jüngerer Bruder, spielt in der Wildnis mit Justine, einer Dienerin der Familie. Die Kreatur beobachtet sie. Justine verliert das Kind aus den Augen. William sieht sich dann der Kreatur und seinem eigenen Tod gegenüber. Vor Gericht wird Justine des Mordes an William angeklagt, während die Menge sie beschimpft. Elizabeth verteidigt sie, aber die Beweise sprechen gegen Justine, besonders die Halskette, die William trug und die bei ihr gefunden wurde. Victor, dem die Kreatur gesteht, für Williams Tod verantwortlich zu sein, schweigt während des Prozesses. Justine wird zum Tode verurteilt.

Akt II

2816: Die Forscher, die sich um die Kreatur versammelt haben, möchten die Erinnerungen des Monsters nicht weiter erforschen. Aber Walton besteht darauf, das Experiment fortzusetzen: Diese vergangenen Geschichten können auch ihre Gegenwart reflektieren, und vielleicht wird diese der Liebe beraubte Kreatur in der Lage sein, Frieden zu finden, wenn sie ihre Traumata aufarbeitet. Zurück im Gedächtnis der Kreatur. Sie hat Frankenstein in eine Gletscherhöhle entführt. Sie verteidigt sich: Ihre Grausamkeit ist nur die Folge des Leidens, das ihr zugefügt wurde. Sie weist Victor, ihren Schöpfer, auf die Verantwortung hin, die er ihr gegenüber trägt, insbesondere indem sie ihn um ein Gegenüber bittet, mit dem er sein Leben teilen kann.

Elisabeth schreibt einen Brief an Victor, in dem sie von ihrer Sehnsucht schreibt und ihr Unverständnis für sein Schweigen zum Ausdruck bringt. Henry Clerval versucht, Victor, seinen Freund, aus seinem Labor zu holen. Er trifft jedoch auf die Kreatur, die ihn beunruhigt, bevor er Victor bemerkt, der damit beschäftigt ist, eine Frau für das Monster zu erschaffen. Victor besinnt sich jedoch anders und zerstört die laufenden Arbeiten. Die Kreatur nimmt Henry dann als Geisel, um Victor zu erpressen: Wenn er die begonnene Arbeit nicht fortsetzt, wird sein Freund sterben. Da Frankenstein ablehnt, schneidet die Kreatur Henrys Kehle durch und droht, Elisabeth anzugreifen.

Die Kreatur spricht nun mit Walton. „Mein Herz wurde dazu gemacht, Liebe und Mitgefühl zu empfinden, aber das Leiden wandte es in Richtung des Lasters und des Hasses‟, erklärt sie. Walton ermutigt ihn, Victor für seine Arroganz zu vergeben und so einer anderen Zukunft Raum zu geben, in der die vergangene Gewalt keinen Raum mehr hat. Auf ihrem Ehebett hört Elisabeth ein düsteres Lied, das sie verängstigt: Es ist die sich ihr nährende Kreatur. Als Elisabeth die Kreatur sieht, wird ihr klar, dass es das ist, was Victor vor ihr geheim hält. Sie weist sie nicht ab und zeigt ihre Zuneigung, da sie weiß, dass sie beide verdammt sind. Die Kreatur greift Elisabeth an und tötet sie, dann weint sie bitterlich. Victor entdeckt Elisabeths leblosen Körper. Er weiß, dass die Kreatur den Mord begangen hat. Er verflucht diese Schöpfung, die ihn über die Menschen erheben sollte, und die ihn stattdessen in den Abgrund stürzte.

Finale

Die Kreatur weint um Frankenstein, den sie trotz allem als ihren Vater ansieht. Walton versichert der Kreatur, dass alle ihre Erinnerungen ihre Identität geprägt haben und dass sie daher wirklich ein Mensch ist. Aber die Kreatur, die damit ihren freien Willen voll ausübt, verweigert die Gesellschaft der Wissenschaftler und beschließt, sich anzuzünden.

Einblicke

1° Ein moderner Prometheus

Die Idee, eine Oper anlässlich des zweihundertsten Jahrestages von Mary Shelleys Roman Frankenstein; oder der moderne Prometheus zu schaffen, kam in einem Gespräch zwischen dem spanischen Regisseur und Mitbegründer des Künstlerkollektivs La Fura dels Baus, Àlex Ollé, und dem Künstlerischen Leiter von La Monnaie / De Munt, Peter de Caluwe, zur Sprache. Dieser allererste Science-Fiction-Roman wurde 1818 veröffentlicht, zwei Jahre nachdem Shelley während seines Aufenthalts bei Lord Byron am Genfer See auf die Idee kam. Angetrieben von den technologischen und wissenschaftlichen Entwicklungen ihrer Zeit und deren unvorhersehbaren Folgen für Mensch und Gesellschaft, schrieb sie ihr eigenes „Was wäre wenn”-Szenario. Und wie in allen guten Science-Fiction-Handlungen geht dieses Szenario über futuristische spekulative Fiktionen hinaus. Frankenstein geht auf wesentliche philosophische und ethische Fragen ein, die sich in der Umsetzung bis heute gleichermaßen auf kreative Experimente in Biotechnologie, Genetik, Informatik und Medizin beziehen.

2° Schrauben und Nähte

Die erfolgreiche Hollywood-Adaption von Frankenstein mit Boris Karloff in der Hauptrolle von 1931 entlehnte die Bühnenbilder und Kostüme der Dracula-Filme desselben Jahres und verfestigte so für immer das Bild eines lethargischen Monsters, das von einem verrückten Wissenschaftler in einem gotischen Schloss zum Leben erweckt wurde. Seit Karloffs Darstellung erscheint das Geschöpf in der Populärkultur fast immer als hoch aufragende, untote Figur, oft mit einem flachen Winkelkopf, der durch Stiche mit seinem Körper verbunden ist und mit Schrauben am Hals als Elektrode. Aber in ihrer Oper aus dem 21. Jahrhundert kehren Mark Grey und Àlex Ollé zur Quelle zurück, die sie für hochaktuell halten. In Zeiten von Atombomben, Gentechnik, künstlicher Bioselektion und Social Media könnte die Lücke zwischen unserem Erfingsgeist und unserer Unfähigkeit zu verstehen noch größer als zu Shelleys Zeiten sein. Die Notwendigkeit ist größer denn je, ein moralisches und emotionales Bewusstsein parallel zu dem, was wir gerade geschaffen haben, zu entwickeln.

3° Im Kühlhaus

Grey und Ollé baten die Librettistin Júlia Canosa i Serra, den Roman in ein Bühnenstück zu verwandeln und Shelleys poetisches Englisch zu aktualisieren. Die Oper Frankenstein spielt in einer nicht näher bestimmten Zukunft. Mehrere Wissenschaftler entdecken eine Kreatur, die in den Eisfeldern des Nordpols eingefroren ist. Einer von ihnen, Dr. Walton, übernimmt die Führung und erweckt sie in einem kühnen Experiment zum Leben. Allmählich erlangt die „Kreatur” ihr Bewusstsein wieder. Es gelangen Schnipsel aus einer düsteren Vergangenheit an die Oberfläche und es gelingt den Wissenschaftlern sogar, diese mentalen Bilder mit Hilfe von Hightech-Geräten zu visualisieren. Die entscheidenden Szenen aus dem, was vor so vielen Jahren (im Roman von Mary Shelley) geschah, manifestieren sich in Rückblenden. Im Mittelpunkt steht das Beziehungsdreieck zwischen Victor, Elizabeth und der Kreatur, das durch Victors Wahl, Sicherheit und Intimität seiner Beziehung, überstrapaziert wird - Aspekte eines Lebens, das seiner Schöpfung immer vorenthalten sein wird.

4° Zurück in Brüssel

Für den amerikanischen Komponisten und Sound-Designer Mark Grey ist die Uraufführung seiner ersten abendfüllenden Oper in La Monnaie / De Munt eine Art Homecoming. Bereits 1991 arbeitete er in Brüssel als rechte Hand seines Landsmanns John Adams an der Entstehung seiner Oper The Death of Klinghoffer. Greys Kompositionsweise basiert auf einer sehr originellen „Neukomposition‟ von verschiedenartigem musikalischem Material: alte oder romantische Musik, industrielles Rauschen, elektroakustische Klänge und die harmonische Sprache von John Adams und Aaron Copland. Zusammengenommen ergeben diese verschiedenen Elemente eine kraftvoll emotionale Musik, in der Momente intensiver Energie mit ruhiger Meditation durchsetzt sind.

5° Amerikanische Schönheit

Obwohl Mark Grey in Europa, auf der anderen Seite des Atlantiks, noch wenig bekannt ist, kann er auf eine beeindruckende Erfolgsgeschichte zurückblicken, zunächst als Sound Designer für Künstler wie Adams, Steve Reich und Philip Glass, seit seinem Debüt mit dem Kronos Quartett in der Carnegie Hall aber auch als Komponist. In den Jahren 2007-08 war er Composer-in-Residence bei der Phoenix Symphony, wo er sein erstes großes Werk komponierte, Enemy Slayer; A Navajo Oratorio für Bariton, 130 Sänger und Orchester. Der Solist der Premiere war Scott Hendricks, der seither eng mit Grey zusammenarbeitet. Nachdem der amerikanische Bariton kürzlich in La Monnaie / De Munt als Barnaba in La Gioconda, Tonio in Pagliacci und in der Titelrolle von Macbeth aufgetreten ist, kehrt er nun an das Brüsseler Theater zurück, um die Rolle des Victor Frankenstein in dieser neuen Oper zu übernehmen.