L'Orfeo
L'Orfeo
Staatsoper Hannover

L'Orfeo

Monteverdi
Diese Vorstellung ist nicht mehr als Video auf unserer Plattform verfügbar. Sie können aber weiterhin das zusätzliche Material der Produktion nutzen.
LIVE-Stream am Streamed bis
Gesungen auf
Italienisch
Untertitel auf
Englisch
Deutsch
Italienisch

Wenn er singt, halten die Tiere inne und lauschen; Orpheus kann buchstäblich Steine zum Schmelzen bringen. Um Eurydike zu finden, die am Tag ihrer Hochzeit entschwindet, muss der Meister der Harmonie die Unterwelt mit seiner Musik verzaubern. Orpheus' Bitten überzeugen Pluto, Eurydike unter bestimmten Bedingungen zu befreien. Doch als der begnadete und unfehlbare Held versagt, muss er mit den Folgen leben.

Live am Premierenabend präsentiert die Staatsoper Hannover Orfeo, die grausame Geschichte einer großen Liebe. Orpheus kommt nicht über den Tod seiner Geliebten hinweg, er sehnt sich nach ihr und verliert sich im Verlust. Nach dem Erfolg von Like Flesh in Lille nehmen sich die Regisseurin Silvia Costa und ihr Team Monteverdis Meisterwerk vor. Costa, die in ihrem Werk oft übernatürliche Bilder verwendet, stellt sich ein rätselhaftes Universum aus Träumen und Halluzinationen, aus Farben und Symbolen vor, in dem Orpheus verzweifelt und orientierungslos umherirrt. Die Inszenierung steht unter der Leitung des Barockspezialisten David Bates, der bereits Trionfo in Hannover und auf OperaVision zum Leben erweckt hat.

BESETZUNG

Orfeo
Luvuyo Mbundu
Messaggiera
Nina van Essen
La Musica
Nikki Treurniet
La Speranza
Nils Wanderer
Euridice
Nikki Treurniet
Caronte
Markus Suihkonen
Plutone
Richard Walshe
Proserpina
Nina van Essen
Ninfa
Petra Radulovic
Pastore I
Philipp Kapeller
Pastore II
Pawel Brozek
Pastore III
Nils Wanderer
Apollo
Marco Lee
Chor
Chor der Staatsoper Hannover
Orchester
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
...
Musik
Claudio Monteverdi
Text
Alessandro Striggio
Dirigent
David Bates
Regie
Silvia Costa
Bühne
Silvia Costa
Michele Taborelli
Kostüme
Laura Dondoli
Licht
Bernd Purkrabek
Dramaturgie
Martin Mutschler
Chorleitung
Lorenzo Da Rio
...

Videos

Ausschnitt

Vi ricorda o boschi ombrosi

Luvuyo Mbundu singt „Vi ricorda o boschi ombrosi“ aus Monteverdis Oper L'Orfeo

Weniger lesenWeiterlesen
Hinter den Kulissen

Hinter den Kulissen von L'Orfeo

Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen, während in den Werkstätten Masken für die Tänzer hergestellt werden.

Weniger lesenWeiterlesen

HANDLUNG

Prolog
Die Musik gebietet Stille, und sie erzählt die Geschichte von Orfeo, dem Sohn von Apollo, dem Gott der Musik.

I. Akt
Die Gäste feiern den Hochzeitstag von Orfeo und Euridice.

II. Akt
Orfeo freut sich über seine Vereinigung mit Euridice. Ein Bote kommt mit der schrecklichen Nachricht, dass Euridice von einer Schlange gebissen wurde und gestorben ist. Orfeo ist verzweifelt und beschließt dann, Euridice aus der Unterwelt zu retten.

III. Akt
Die Hoffnung begleitet Orfeo zum Tor der Unterwelt, das von Charon bewacht wird. Zunächst gelingt es Orfeos Musik nicht, Charon zu bezaubern, aber schließlich wird er in den Schlaf gewiegt und Orfeo kann an ihm vorbeigehen.

IV. Akt
Proserpina, die Königin der Unterwelt, ist gerührt von Orfeos Musik und bittet Pluto, den König der Unterwelt, Euridike freizulassen. Pluto willigt ein, unter der Bedingung, dass Orfeo weder mit ihr spricht noch sich umdreht, um sie anzuschauen, während er sie zurückführt. Während der Reise zweifelt Orfeo daran, dass Euridike wirklich hinter ihm ist, und kann nicht widerstehen, sich umzudrehen, um sie anzusehen. Euridice wird ihm zum zweiten Mal entrissen und Orfeo ist gezwungen, in seine eigene Welt zurückzukehren.

V. Akt
Vom Kummer verzehrt, entsagt Orfeo allen Frauen. Sein Vater, Apollo, hat Mitleid mit ihm und bietet ihm ein Leben im Himmel an, wo er für die Unsterblichkeit musizieren kann.

Einblicke

Claudio Monteverdi hatte sich als Kapellmeister am Hof des Herzogs von Mantua mit seiner innovativen Musik bereits einen Namen gemacht, als er sich kurz nach der Wende zum 17. Jahrhundert der Sage um Orpheus (auf Italienisch: Orfeo) zuwandte. Es gelang ihm in dieser Komposition, die keinesfalls die erste musikalische Auseinandersetzung mit dem Stoff war, gemäß der Neigung seiner Epoche, zu den Ursprüngen in der Antike zurückzukehren. Denn man ging seinerzeit fälschlicherweise davon aus, dass auf den Bühnen des griechischen Altertums jeglicher Text gesungen worden war. Vor Monteverdi gab es vor allem Mischformen, bei denen sich stilisiert gesprochener Text und Gesang abwechselten, doch  ihm schwebte eine neue Unmittelbarkeit emotionalen Ausdrucks im Gesang vor.

In Orfeo geht es um die Kraft des gestalteten Klangs, darum, wie Musik das scheinbar Unbewegliche bewegt, wie Orpheus durch seinen Gesang sogar beeinflussen kann, in welche Richtung das Wasser strömt. Auch deshalb ist Monteverdi vielleicht so präzise, was Redefluss und rhythmische Notation in seiner Musik angeht. Hier beginnt die Arbeit am Stück: mit der Frage, was das Hauptgefühl zu jeder Phrase ist, was Monteverdi damit im Sinn gehabt haben mag. Wenn man dies und den großen Bogen der Phrase berücksichtigt, entsteht automatisch ein direkter emotionaler Eindruck.

Diese Musik wird erst durch den genauen Blick auf das Material lebendig, man geht nahezu archäologisch vor: Man gräbt eine ganze Weile, aber wenn man zum Kern vorgedrungen ist, muss man das Gefundene nur noch in seinem eigenen Glanz erstrahlen lassen. Daher sollte jede Nuance in der musikalischen Syntax berücksichtigt werden und auch die Sänger:innen solltenzu einer solchen Genauigkeit motiviert werden.

Improvisation spielt dabei eine Rolle, aber weniger, als man meinen würde. Verzierungen wie der trillo (eine schnelle Wiederholung desselben Tons, die je nach Intensität Aufregung oder Sehnsucht ausdrücken kann) oder die Messa di voce (das An- und Abschwellen der Lautstärke auf einem anhaltenden Ton) sind möglich. Aber auch diese Effekte stellen sich in den Dienst der Grundregel „prima le parole, poi la musica“: an erster Stelle die Worte, an zweiter die Musik.

Die Regisseurin und Bühnenbildnerin Silvia Costa interpretiert die Tragik des Geschehnisses auf eigene Weise. In ihren Augen ist die Tragödie bereits geschehen. Was wir als Publikum erleben, ist eine Hauptfigur, die gefangen ist zwischen dem Wunsch, loszulassen, und dem Wunsch, der geliebten Freundin im Wiedererleben des Vergangenen nahezukommen. Wir sehen Orpheus verloren in einem rätselhaften Reigen aus Traumwelten, Wunschbildern und Halluzinationen. Die Feedback-Schleifen der Erinnerung leuchten verführerisch. Doch in dieser Welt ist nichts real außer dem verlässlich wiederkehrenden Schmerz.

Das Publikum ist eingeladen, die Bilder mit eigenen Erfahrungen abzutasten, um ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Wie real ist die Beobachtung des Geschehens? Welche Bilder, welche Gefühle werden aufgerufen, wenn man die wunderliche Choreografie der Körper sieht? Wie konkret sind diese Schatten und Schemen, die behaupten, Menschen zu sein? Sind die Schimären nur Einbildungen von Orpheus auf seinem Irrweg durch die Erinnerungen? Wird er von seinen Alpträumen erlöst? Und will er überhaupt erwachen?

Nach Programmhefttexten von Dramaturg Martin Mutschler und Dirigent David Bates.