Tosca
Liebe, Lust und politische Intrigen erfüllen die Welt einer leidenschaftlichen Sängerin. Als ihr Geliebter von einem Polizeichef inhaftiert wird, nimmt Tosca die Sache selbst in die Hand, mit dramatischen Folgen.
Puccinis zeitlose Oper entflammt allzeit die Herzen. Mit Orla Boylan als Tosca und Simon O'Neill als Cavaradossi in den Hauptrollen überträgt die gefeierte, für Kino gefilmte Produktion der New Zealand Opera die berühmte Handlung ins Italien der 1950er Jahre, das im Schatten der Mafia und der Politik nach dem Zweiten Weltkrieg stand.
Besetzung
Floria Tosca | Orla Boylan |
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Mario Cavaradossi | Simon O’Neill |
Baron Scarpia | Phillip Rhodes |
Cesare Angelotti | James Clayton |
Mesner | Barry Mora |
Spoletta | James Benjamin Rodgers |
Sciarrone | Wade Kernot |
Gefängniswärter | Jarvis Dams |
A shepherd boy | Cameron Brownsey |
Chor | Freemasons NZ Opera Chorus |
Orchester | Auckland Philharmonia Orchestra |
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Musik | Giacomo Puccini |
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Dirigent | Tobias Ringborg |
Inszenierung | Stuart Maunder |
Bühne | Jan Ubels |
Licht | Jason Morphett |
Kostüme | Elizabeth Whiting |
Text | Luigi Illica & Giuseppe Giacosa. |
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Video
Handlung
Akt I
Die Oper beginnt in der Kirche Sant'Andrea della Valle. Cesare Angelotti, früherer Konsul der zerfallenen Römischen Republik, hat es geschafft, aus dem Gefängnis zu entkommen. Er findet Zuflucht in der Kirche, wo seine Schwester, die Marquise Attavanti, ihm in der Familienkapelle Kleidung hinterlassen hat. In einem anderen Teil der Kirche arbeitet der Maler Mario Cavaradossi an einem Portrait der Maria Magdalena. Er vergleicht die engelsgleichen Züge des Gemäldes mit jenen dunklen und sinnlichen seiner Geliebten, Tosca („Recondita armonia“). Sobald die beiden alleine sind, geht Angelotti zu Cavaradossi, da die beiden befreundet sind und einst für die Republik gekämpft haben. Eine gebieterische Stimme ertönt in der Kirche, es ist Floria Tosca, die große Sängerin und Cavaradossis Geliebte. Tosca ist eifersüchtig, sie glaubt, sie hätte eine weibliche Stimme in der Kirche gehört; außerdem erregt das Gemälde der Maria Magdalena ihren Argwohn, da sie darin eine Ähnlichkeit zur Marquise sieht. Cavaradossi schafft es, sie zu besänftigen, und sie vereinbaren ein Treffen später am Abend, an dem Ort, wo sie sich üblicherweise treffen („Non la sospiri, la nostra casetta“).
In der Zwischenzeit hat die Polizei von Angelottis Flucht erfahren. Cavaradossi bietet Angelotti an, ihn in seinem Landhaus zu verstecken, und beide brechen sogleich auf. Napoleon ist besiegt worden; Menschen versammeln sich in der Kirche um zu feiern. Der Polizeichef, Baron Scarpia, unterbricht die Feierlichkeiten. Er findet den Fächer der Marquise, und er erfährt, dass Cavaradossi verschwunden ist, was ihn vermuten lässt, dass dieser etwas mit Angelottis Gefängnisausbruch zu tun hat.
Tosca kehrt zur Kirche zurück, wo sie herausfindet, dass Cavaradossi abgereist ist. In ihrem aufgebrachten Gefühlszustand hat Scarpia ein leichtes Spiel, ihre Eifersucht noch weiter anzustacheln, indem er ihr den Fächer der Marquise zeigt. Sie stürmt hinaus und macht sich auf den Weg zum Landhaus ihres Geliebten, ohne zu merken, dass Spoletta, Scarpias Scherge, ihr folgt. Scarpia hat einen grausamen, jedoch schlauen Plan gefasst: Er will, dass Cavaradossi hingerichtet wird, um Tosca zu seiner eigenen Geliebten zu machen. Er ruft aus: „Tosca, du lässt mich Gott vergessen!“, während in der Kirche das Te Deum erklingt, ein christlicher Lobgesang.
Akt II
Während Scarpia in seinem Zimmer im Palazzo Farnese zu Abend isst und Tosca zuhört, die woanders im Palast für die Königin singt, genießt er bereits im Vorhinein den Erfolg seines Plans. Cavaradossi wird von Spoletta hereingebracht. Er leugnet, Angelotti zu kennen. Tosca stürzt herein, nachdem sie von Scarpia über Cavaradossis Anwesenheit informiert wurde. Cavaradossi befiehlt ihr, zu schweigen, und wird in einen anliegenden Raum gebracht, wo er gefoltert wird. Tosca erträgt die Schmerzensschreie ihres Geliebten nicht und gibt schließlich Angelottis Versteck preis.
Ein Bote tritt ein mit der Nachricht, dass Napoleon die Schlacht bei Marengo gewonnen hat. Unmittelbar darauf wird Cavaradossi hereingezerrt und singt ein Lied auf die Freiheit, bevor er ins Gefängnis gebracht wird. Spoletta berichtet, dass Angelotti Selbstmord begangen hat. Scarpia enthüllt seinen Plan, dass der Preis für Cavaradossis Freiheit Tosca selbst ist. Widerstrebend willigt Tosca ein („Vissi d’arte“). Scarpia gibt den Befehl, Cavaradossis Hinrichtung lediglich vorzutäuschen, und bereitet einen Passierschein für Tosca und Cavaradossi vor, sodass diese aus Rom fliehen können. Als Scarpia versucht, Tosca zu küssen, ersticht sie ihn. Hinabblickend auf den leblosen Körper ruft Tosca verächtlich aus: „Und vor ihm zitterte ganz Rom!“
Akt III
Die Morgendämmerung bricht über der Engelsburg herein. Cavaradossis letzte Gedanken sind bei Tosca, während er auf seine Hinrichtung wartet. Sie kommt zu ihm, um ihm zu sagen, dass seine Hinrichtung nur vorgetäuscht werden soll und dass sie beide aus Rom fliehen können werden. Das Erschießungskommando stellt sich in Position und Tosca instruiert Cavaradossi, dass er so tun soll, als sei er wirklich getroffen worden. Nach den Schüssen rennt sie zu ihm und stellt fest, dass er tatsächlich tot ist und Scarpia sie betrogen hat. Scarpias Leiche wurde gefunden, Spoletta eilt herbei, um Tosca festzunehmen. Anstatt sich zu ergeben, entscheidet sie sich, von der Burg zu springen, wobei sie ausruft: „Oh Scarpia, zu Gott!“
Einblicke
5 Dinge, die man über Tosca wissen sollte
1° Revolution in Rom
Puccinis Tosca ist seit der Uraufführung im Jahr 1900, nur 14 Tage im neuen Jahrhundert, eine der beliebtesten Opern im Repertoire. Im Gegensatz zu den meisten Opern hat sie einen genau begrenzten Schauplatz: Die Handlung spielt in Rom zwischen Dienstag, dem 17. Juni 1800, und dem Morgengrauen des folgenden Tages. Während dieser achtzehn Stunden erleiden alle Hauptfiguren einen gewaltsamen Tod.
Die wirklichen Beweggründe der Personen in Tosca sind rein persönlich. Dennoch spielen die Politik und die Ideale der Zeit immer eine gewisse Rolle. Tosca spielt zu einem kritischen Zeitpunkt in den Feldzügen des französischen Generals - und späteren Kaisers - Napoleon Bonaparte. Die Bühnenhandlung die Reaktionen des Volkes von Rom auf die Nachricht von Napoleons scheinbarer Niederlage, dem damaligen tatsächlichen Sieg in der Schlacht von Marengo. Es spiegelt die gespaltenen Gefühle des Volkes von Rom wider, hin- und hergerissen zwischen seiner Kronloyalität und der Hoffnung auf neue Freiheiten unter einem neuen Herrscher.
2° Eine Adaptation aushandeln
Puccinis Oper ist ein gewalttätiges Drama, das auf Victorien Sardous Erfolgsstück La Tosca basiert, das als Vorzeigestück für die berühmte französische Schauspielerin Sarah Bernhardt geschrieben wurde. Der Komponist sah La Tosca mindestens einmal in Mailand und Turin. Er schrieb an seinen Verleger Giulio Ricordi und bat ihn, die Erlaubnis von Sardou einzuholen, damit das Werk in eine Oper umgewandelt werden kann: "Ich sehe in dieser Tosca die Oper, die ich brauche, ohne übertriebene Proportionen, ohne aufwendiges Spektakel, noch wird sie die übliche übermäßige Menge an Musik erfordern". Sardou antwortete, dass er es vorziehen würde, dass sein Stück von einem französischen Komponisten bearbeitet würde, und er beschwerte sich über die Aufnahme, die La Tosca in Italien erhielt. Dennoch konnten er und Ricordi akzeptable Bedingungen aushandeln.
Puccini besuchte Sardou in Paris, um die Anpassung zu besprechen. Der Komponist wollte eine patriotische Hymne des inhaftierten Cavaradossi im dritten Akt durch ein Liebeslied ersetzen, was der Dramatiker zuließ. Aber während Sardou ein abruptes, donnerndes Finale wollte, mochte Puccini den Selbstmord am Ende des Stückes nicht. Er hatte ein anderes Ende im Sinn, wo Tosca, anstatt zu springen, verrückt wurde, zusammenbrach und am Körper ihrer Geliebten starb. Offensichtlich hat der Komponist in diesem speziellen Punkt den Streit verloren.
3° Sinnlich, leidenschaftlich und abgründig
Tosca war Puccinis nächste Oper nach seinem ersten unbestrittenen Erfolg, La bohème. Der Komponist vergleicht die beiden: "Tosca ist nicht mehr romantisch und lyrisch gestimmt wie La bohème, sondern sinnlich, leidenschaftlich und abgründig. Scarpia und Spoletta und andere düstere Gestalten, und die Helden sind nicht so brav wie Rodolfo und Mimì, sondern eigenmächtig und furchtlos".
Die Handlung funktioniert eher mit Leidenschaften als mit Gefühlen. Tosca ist eine Geschichte über Betrug und Zweifel, in der alles - vor allem die Liebe - von Eifersucht geplagt wird. Selbst die Randfiguren wie der Messner und der Gefängniswärter lügen oder handeln unehrlich. Jeder bekämpft Täuschung mit Täuschung, was eine erstickende Atmosphäre von Misstrauen und Zweifel schafft. Es sind diese Qualitäten, die Tosca fest in der Kategorie der veristischen Oper verankern, einem Stil des italienischen Realismus, der mit den gleichnamigen literarischen und künstlerischen Bewegungen verbunden ist.
4° Orte aus dem echten Leben
Tosca spielt nicht nur in einem bestimmten Zeitpunkt, sondern auch an drei tatsächlich existierenden Orten: die Kirche Sant’Andrea della Valle, bekannt für seine große bemalte Kuppel; der Palazzo Farnese, das aktuelle französische Botschaftsgebäude; die Engelsburg, die der Kaiser Hadrian als Mausoleum für sich und seine Familie bauen ließ und später als päpstliche Festung und Schloss benutzt wurde.
Eine Kirche, ein Palast und ein Schloss: Drei machtvolle Orte, die renommierte römische Architekten bauten, um die Macht ihrer Souveräne und Institutionen zu projizieren. Floria Tosca befindet sich in der Mitte von alledem und steht als Sängerin für die Kunst und die Liebe - per se schon zwei starke Kräfte. Von der ersten Note bis zur letzten in Tosca bekämpfen sich entgegengesetzte Kräfte bis zum Tode, die einander nicht entkommen können, weil sie auf ewig miteinander verbunden sind: Liebe und Eifersucht, Kunst und Täuschung; die grausame Ungerechtigkeit der Menschen und die bevorstehende Gerechtigkeit Gottes.
5° Ein klassisches Liebesdreieck aus dem Italien der 1950er Jahre
„Niemand könnte den ersten Akkorden der Tosca zuhören, ohne dass ihm oder ihr ein Schauer über den Rücken jagt“, sagt Stuart Maunder, der die Oper 2015 während seiner Amtszeit als Generaldirektor der New Zealand Opera inszenierte. Maunder löste die Handlung aus der napoleonischen Ära und verlegte seine Tosca in die 1950er Jahre nach Italien, in ein Land im Griff des Kalten Krieges, ein von ausländischen Interessen und der katholischen Kirche dominiertes Regime, in dem die Mafia die finstere Macht hinter der Regierung war; eine Zeit der Geheimpolizei, des Terrors, des Misstrauens und der Korruption, die ein fragiles konservatives Regime unterstützte.
Auf der Bühne durch strenge, aber elegante Bühnenbilder und wirkungsvolle Kostüme betont, spiegelt der aktualisierte Zeitraum die dem Libretto innewohnende Brutalität genauso gut wider wie der ursprüngliche Zeitrahmen. Trotz seiner Betonung des historischen Kontexts argumentiert Stuart Maunder für die ultimative Universalität der Tosca. „Das Fazit lautet: Es handelt sich um ein klassisches Liebesdreieck, bei dem beide Männer in dieselbe Frau verliebt sind und einer von ihnen Macht ausübt, um an sie heranzukommen. Er kann in dieser Beziehung nur dann Erfolg haben, wenn er den Anderen zerstört.“