Turandot
Turandot

Die starken Frauen der Oper: Turandot

In dieser Artikelserie wollen wir uns auf jene weiblichen Figuren konzentrieren, die sich von der Masse abheben und sich durch ihren starken, unabhängigen und unternehmungslustigen Charakter auszeichnen. Heldinnen, die uns beweisen, dass die Oper als Spiegel unserer Gesellschaften in der Lage ist, bestimmte Modelle und Geschlechterdarstellungen in Frage zu stellen. Nach Mařenka aus Die verkaufte Braut von Smetana steht nun Turandot im Rampenlicht.

 

2. Die Titelheldin und Prinzessin in Puccinis Turandot

 

Verfolgt von der Erinnerung an ihre Ahnenfrau, Prinzessin Lou-Sing, die von einem brutalen Mann vergewaltigt und ermordet wurde, beschließt die eisige Turandot, sie zu rächen, indem sie ihre Freier herausfordert, drei Rätsel zu lösen mit dem Risiko, dass ihnen der Kopf abgeschlagen wird. Es ist die berühmte Arie „In questa reggia‟, in der Turandot diese makabren Ereignisse schildert.

Obwohl der Ursprung der Figur sicherlich eher frauenfeindlich als feministisch ist - der Mythos von der kalten, grausamen und kastrierenden Frau im Sinne der in der Renaissance massenhaft verfolgten „Hexen‟ -, hindert uns nichts daran, den entschieden unabhängigen und mächtigen Charakter dieser Prinzessin, die vor nichts Angst hat, herauszustellen.

Turandot kann heute in der Tat als eine Figur des Widerstands gegen jegliche Gewalt gegen Frauen gesehen werden, die jede männliche Dominanz ablehnt und bereit ist, alles im Namen dieses Kampfes zu tun. Der Tod der liebenden und hingebungsvollen Liù, die ihr Leben zum Schutz eines undankbaren Mannes hingab, könnte sogar in dieser Hinsicht als der Fall des weiblichen Archetyps der Opferbereitschaft und Unterwerfung um der Macht und Unabhängigkeit willen angesehen werden.

Dieser ideologische Kampf dauert jedoch nicht ewig, denn Puccinis Oper bietet Turandot und Prinz Kalaf eine schöne Perspektive für ihr zukünftiges Leben in Liebe. Die fertige Fassung von Turandot, die Franco Alfano nach Puccinis Tod vollendete, wird oft wegen ihres Mangels an Subtilität kritisiert und präsentiert ihre Ehe mit Anflügen eines „Happy Endings‟. Die fortschrittliche Lektüre von Turandot stößt hier an ihre Grenzen!