Als ein glücklicher, arbeitsamer und augenscheinlich attraktiver junger Mann auf der Indomitable anheuert, fühlt sich jeder zu ihm hingezogen. Der einzige Makel des neuen Crew-Mitglieds ist, dass er stottert, wenn er erregt ist, was der hartherzige Schiffsprofoss nur zu gerne ausnutzt.
Brittens maritimes Meisterwerk handelt von unterdrückten Leidenschaften und der Last der Schuld wird zum allerersten Mal in Norwegen aufgeführt, in dieser Neuproduktion der Norwegischen Nationaloper. Es ist Annilese Miskimmons erste Produktion seit sie Operndirektorin ist. Ihr Billy Budd spielt in einer klaustrophobischen, stark maskulinen Umgebung eines U-Boots. Mark Wigglesworth dirigiert diese reine Männerbesetzung mit Jacques Imbralio in der Titelrolle.
Besetzung
Edward Fairfax Vere | Peter Hoare |
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Billy Budd | Jacques Imbrailo |
John Claggart | John Relyea |
Mr. Redburn | Aleksander Nohr |
Mr. Flint | Johannes Weisser |
Lieutenant Ratcliffe | Jens-Erik Aasbø |
Red Whiskers | Henrik Engelsviken |
Donald | Martin Hatlo |
Dansker | Kristinn Sigmundsson |
A novice | Petter Moen |
Squeak | Marius Roth Christensen |
Bosun | Øystein Skre |
First Mate | Szymon Kubiak |
Second Mate | Andreas Skei |
Maintop | Thor Inge Falch |
The Novice's Friend | Ludvig Lindstöm |
Arthur Jones | Mikkel Skorpen |
A Seaman | Robert Näse |
Cabin Boy | Aksel Johannes Rykkvin |
Chor | Norwegian National Opera Chorus, Norwegian Soloist's Choir |
Orchester | Orchester der Norwegian National Opera |
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Musik | Benjamin Britten |
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Dirigent | Mark Wigglesworth |
Inszenierung | Annilese Miskimmon |
Bühne | Annemarie Woods |
Licht | Paule Constable |
Kostüme | Annemarie Woods |
Text | Edward Morgan Forster and Eric Crozier |
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Video
Handlung
Prolog
Edward Fairfax Vere schaut auf sein Leben auf See zurück, als er Kapitän der Indomitable war, und wird von Erinnerungen gequält.
I. Akt
Die Crew der Indomitable gehen ihrer Arbeit nach. Ein Handelsfrachter auf der Durchreise hat drei neue Rekruten dagelassen, unter ihnen Billy Budd, ein offenherziger, gutwilliger junger Mann. Als er vom Schiffsprofoss John Claggart ausgefragt wird, zeigt sich, dass er stottert. Als er seinem früheren Schiff, der Menschenrechte, Lebewohl zuruft, befürchten die Offiziere fälschlicherweise, dass er an Bord für Unstimmigkeiten sorgen könnte. Claggart, der die Offiziere eigentlich verachtet, soll Billy genau beobachten. Er beauftragt seinen Corporal Squeak, Billy bei möglichst jeder Gelegenheit zu provozieren.
Ein Neuling wurde brutal ausgepeitscht. Dansker warnt Billy, sich vor Claggart zu hüten. Allein mit Captain Vere drücken die Offiziere ihre Abneigung gegen die Franzosen aus, deren Ideen sie für die jüngsten Meutereien in der Marine verantwortlich machen. Sie warnen, dass Billy ein potentieller Störenfried ist, aber Vere teilt ihre Einschätzung von Billys Charakter nicht. Das Schiff dringt in feindliche Gewässer ein.
Die Crew singt Seemannslieder unter Deck. Billy erwischt Squeak dabei, wie er seine Habseligkeiten durchsucht, wie Claggart es ihm befohlen hat, und greift ihn an. Claggart greift ein und lässt Squeak verhaften, um seine eigene Beteiligung zu decken. Von Claggart bedroht, versucht der Neuling, Billy dazu zu bringen, eine Meuterei anzuzetteln, und verspricht ihm französisches Gold. Der Plan scheitert, als Billy wütend wird. Dansker wiederholt seine Warnung, Claggart zu meiden, aber Billy ist sicher, dass er nichts von ihm zu befürchten hat.
II. Akt
Offiziere und Besatzung sind begierig darauf, den Feind zu bekämpfen. Claggart teilt Vere mit, dass sich ein gefährlicher Meuterer an Bord befindet, aber er wird unterbrochen, als ein französisches Schiff gesichtet wird. Vere befiehlt, die Verfolgung aufzunehmen und die Crew bereitet sich auf den Kampf vor. Ein Schuss wird abgegeben, verfehlt aber das Ziel. Der Nebel kehrt zurück und beendet die Verfolgung.
Claggart verrät Vere, dass es Billy Budd ist, der die Meuterei plant. Er zeigt als Beweis das französische Gold, das er dem Neuling gegeben hat, um Billy zu bestechen. Vere kann Claggart nicht glauben und lässt Billy rufen, der mit seinem Ankläger konfrontiert werden soll.
Auf die Aufforderung hin, sich zu verteidigen, wird Billy so wütend, dass sein Stottern ihn erstickt. Er schlägt auf Claggart ein und tötet ihn sofort. Vere ist schockiert und versammelt seine Offiziere, ein Standgericht wird einberufen. Billy gibt die Tat zu, kann aber nicht erklären, warum Claggart ihn zu Unrecht beschuldigt haben sollte. Als die Offiziere von Vere eine Erklärung verlangen, weigert dieser sich zu antworten. Das Gericht verkündet das Todesurteil.
Früh am nächsten Morgen denkt Billy über seinen bevorstehenden Tod nach. Dansker erscheint mit der Nachricht, dass das Schiff nun tatsächlich kurz vor der Meuterei steht, da die Crew beschlossen hat, Billys Hinrichtung zu verhindern. Billy sagt ihm, er solle sie aufhalten, da er sein Schicksal akzeptiert hat. Er bittet Gott, Vere zu segnen, bevor seine Todesstrafe vor der gesamten Crew ausfgeführt wird.
Epilog
Der alte Vere erinnert sich an Billys Bestattung auf See, und das Wissen, dass er ihn hätte retten können, verfolgt ihn.
Einblicke
5 Dinge, die man über Billy Budd wissen sollte
1° Brittens Billy
Benjamin Brittens großer Durchbruch als Komponist gelang ihm 1945 mit seiner Oper Peter Grimes. Darauf folgten zwei Kammeropern, The Rape of Lucretia und Albert Herring, und eine Kinderoper, The Little Sweep, bevor er mit Billy Budd zum Format der abendfüllenden Oper zurückkehrte. Das Werk wurde 1951 im Royal Opera House Covent Garden uraufgeführt, Britten selbst dirigierte. Sein Lebenspartner, Tenor Peter Pears, sang die Rolle des Captain Vere.
2° Unfreie Menschen
Bestimmte Themen tauchen in Brittens Werken immer wieder auf: Konflikte zwischen Individuen und Gesellschaft, die Leiden des Krieges, destruktive Konventionen und unterdrücktes erotisches Begehren. Die Figur Billy Budd ist mit all diesen Themen konfrontiert und erfährt, wie diese Probleme kulturelle Vorstellungen davon, was Männlichkeit ist, negativ beeinflussen, insbesondere in Bezug auf Homosexualität. Die Oper wurde zu einer Zeit geschrieben, als Homosexualität nach britischem Recht noch illegal war und Theater- und Opernaufführungen weiterhin zensiert wurden. Was die Oper zu diesen Themen beizutragen hat, wird daher in kodierter Form wiedergegeben. Aber in dieser Oper geht es auch darum, als Mensch in einer Welt zu leben, in der man letztlich allein ist, in der man sich danach sehnt, Zugehörigkeit zu empfinden, geliebt, Vergebung zu erfahren und angenommen zu werden.
3° Die schönste Geschichte
Der Text basiert auf einem Roman der Koryphäe der amerikanischen Literatur, Herman Melville, der vielleicht am bekanntesten für seinen Roman Moby Dick ist, ein anderes Abenteuer auf See. Eines seiner letzten Werke, Billy Budd, Sailor, wurde in seinem Nachlass entdeckt, als er 1891 starb. Thomas Mann, eine weitere Koryphäe der Literatur, nannte die Novelle „die schönste Geschichte der Welt". Der italienische Komponist Giorgio Ghedini schuf auch eine Opernfassung von Billy Budd, Sailor, die zwei Jahre vor Brittens Version Premiere feierte. Zu den von der Kritik am meisten gelobten Werken gehören Louis O. Coxe und Robert Chapmans Bühnenstück, das 1951 am Broadway uraufgeführt wurde, sowie Peter Ustinovs Film von 1962, in dem der junge Terence Stamp als Billy Budd und der Regisseur selbst als Captain Vere zu sehen waren.
4° In Oslo vor Anker
„Als ich zum ersten Mal in dieses erstaunliche Opernhaus ging und durchs Foyer direkt aufs Meer blickte, fiel mir auf, dass es selbst eigentlich ein Schiff ist", meint Annilese Miskimmon, die 2017 Direktorin der Oper für Den Norske Opera und Ballet wurde. Für sie ist Billy Budd die Oper, die mehr als jede andere das Meer tatsächlich auf die Bühne und in die Musik bringt. Und als sie bemerkte, dass die Oper in Norwegen noch nie aufgeführt wurde, gab sie sich diesen Auftrag. „Es ist ein großes Privileg", erklärt Annilese Miskimmon, „sowohl als Opernregisseurin dieses Hauses als auch als Regisseurin dieser Produktion, Billy Budd in Norwegen vorstellen zu können - besonders mit einem so großartigen Dirigenten wie Mark Wigglesworth und dem fabelhaften Opernorchester, das wir hier haben.”
5° Kojen, Bomben und U-Boote
Annilese Miskimmons Produktion von Billy Budd spielt auf einem U-Boot während der Vichy-Zeit in den 1940er Jahren in Frankreich. Wir finden eine klaustrophobische Umgebung vor, die von der Disziplin der Seeleute und der sinnlosen Notwendigkeit des Krieges kontrolliert wird. „Ich wollte ein komplettes U-Boot bauen, um einen echten Eindruck von der Klaustrophobie zu bekommen", sagt die Bühnen- und Kostümbildnerin Annemarie Woods. „Wir mussten uns leider auf nur einen Abschnitt beschränken, aber ich denke, man versteht, dass es nach beiden Seiten hin weitergeht.” Die 14 Meter lange und 6,5 Meter hohe Aluminiumkonstruktion ist die Investition der Saison für die Norweign National Opera. „Es wird ein riesiges, riesiges, riesiges, riesiges Bauwerk", sagt der Bühnen-Metallbauer Stephan Udbjørg. „Es wird eines der schönsten, größten und schwierigsten Dinge sein, die je auf der Bühne des Opernhauses gespielt wurden."